Von der großen Liebe zum Film: Saarbrücker Kinokongress eröffnet

Saarbrücken · Um die Liebe zum Kino geht es, vor allem um deren praktische Seite - um Förderung, Vermittlung etwa. "Cinéphilie in der Kinopraxis" heißt der 12. Bundeskongress der Kommunalen Kinos, der mit Filmen, Vorträgen und Diskussionen von Freitag bis Sonntag in Saarbrücken stattfindet: im Filmhaus und im Kino Achteinhalb.

Dort hat sich am Freitagnachmittag der Filmjournalist Gerhard Midding in einem munteren Eröffnungsvortrag der Kinoliebe gewidmet, die bei unseren französischen Nachbarn stärker zu lodern scheint als hier - in der Zeit nach der deutschen Besatzung befeuert, wie Midding ausführt, von landesweiten Filmclubs, nicht selten gegründet von späteren Regisseuren wie François Truffaut und Bertrand Tavernier. Zentral für diese Kinoliebe sei, dass sie "keine alten Filme kennt", Historie und Gegenwart sind ihr gleichwertig. In den 50er Jahren erblüht die Filmpublizistik, Magazine wie der heutige Klassiker "Cahiers du cinéma" und "Positif" werden zu "Sprachrohren dieser Filmbegeisterung".

Was kann nun Deutschland von Frankreich lernen? Hierzulande müsse man "den Liebeswunsch des Kinos" erwidern - nicht zuletzt die Filmkritik, die oft schulmeisterlich daherkomme und sich ihrem Gegenstand intellektuell überlegen wähne. Ein "vielleicht nicht mehr einzuholender" Vorsprung Frankreichs ist für Midding die Filmsozialisierung, die "genießerischer, offener" sei. In Deutschland würden Schulklassen vorzugsweise in gewichtige, "gesellschaftlich relevante", nicht zwingend herausragende Filme geschickt - in Frankreich zeige man der Jugend vor allem Meisterwerke und wolle ihr so vor allem "die Liebe zum Kino als sinnliches Erleben" lehren. Es gibt also viel zu tun.

Weitere Vorträge und Filme unter www.kommunale-kinos.de

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