Ab in die dritte Dimension

Saarbrücken · Wer noch ein Weihnachtsgeschenk im oberen Preissegment sucht, ist derzeit bei der Saarbrücker Galerie Zimmerling & Jungfleisch gut aufgehoben. In „Rock the Bells“ präsentiert die Galerie 20 Werke von fünf Urban Artists aus der ganzen Welt.

 Eine von Aaron De la Cruz' Holzskulpturen. Foto: De La Cruz

Eine von Aaron De la Cruz' Holzskulpturen. Foto: De La Cruz

Foto: De La Cruz

Für 150 Euro bekommt man einen Giclée-Druck mit Rahmen, stolze 10 000 Euro muss man für ein Gemälde des Mexikaners Curiot hinblättern. "Witch Hunt" zeigt eine verstörende Szene als Allegorie auf unsere Angst vor dem Fremden. Bizarre Figuren mit Masken erinnern an Fabelwesen zwischen Maya-Priester und Außerirdischem. Sie bedrohen mit Lanzen ein hell leuchtendes Geschöpf, das wie eine Gottheit im Raum zu schweben scheint. Mit einem Kniff macht der Künstler die Szene besonders eindrücklich. Die Perspektive ist so gewählt, dass der Betrachter selbst zu einem der Angreifer wird.

Kein Unbekannter ist hierzulande Aaron de la Cruz, der bei der jüngsten Urban-Art-Biennale in der Völklinger Hütte vertreten war. Neben den für ihn typischen Schwarzweiß-Bildern in endlosen Variationen ist er in der Ausstellung mit drei Holzplastiken vertreten. Beachtenswert ist das schon deshalb, weil sich nur wenige Urban-Art-Künstler in die dritte Dimension wagen. De la Cruz schiebt die klassischen Schriftzüge der Graffiti-Sprayer aus der zweidimensionalen Bildfläche in den Raum. Höhepunkt von "Rock The Bells" sind die Arbeiten von Dave Kinsey. Die surrealistisch anmutenden Figuren vor einem Hintergrund im Nirgendwo erinnern an Dalí. Allerdings sind Kinseys Bilder keine Manifestationen unbewusst erlebter Traumsequenzen, sondern vielschichtige Collagen. Es ist die wohl gelungenste Verbindung aus Urban Art und klassischer Kunst. Die Spanierin Nuria Mora zeigt Gemälde aus Schnipseln farbiger Abstraktionen. Der Schweizer Thomas Bestvina ist in der Ausstellung mit zwei großformatigen Arbeiten vertreten, die auf den ersten Blick wie gesprayte Farbnebel aussehen.

Es handelt sich allerdings um bewegte Webseiten, die mit Langzeitbelichtung fotografiert wurden. So werden die "Bewegungen" des Internets eingefroren und verschleiert.

Bis 14. Januar. Galerie Zimmerling & Jungfleisch (Sb).

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort