Staatsministerin zu Gast in der Völklinger Hütte Voll des Lobs für das „Premiumprodukt“

Völklingen · Die Staatsministerin für Kultur, Monika Grütters aus Berlin, ist Feuer und Flamme für das Weltkulturerbe Völklinger Hütte. Wir begleiteten sie bei einem Besuch dort am Samstag.

 Hier lässt sich Staatsministerin Monika Grütters in der „Urban Art“-Schau der Völklinger Hütte von deren Generaldirektor Meinrad Maria Grewenig eine App erklären, mit der Graffitis in Bewegung geraten.

Hier lässt sich Staatsministerin Monika Grütters in der „Urban Art“-Schau der Völklinger Hütte von deren Generaldirektor Meinrad Maria Grewenig eine App erklären, mit der Graffitis in Bewegung geraten.

Foto: Iris Maria Maurer

Es stand nichts auf dem Spiel. Die nächsten zehn Millionen Euro Bundeszuschüsse bis 2020 waren dem Völklinger Unesco-Weltkulturerbe sicher, bevor die Berliner Staatsministerin für Kultur und Medien, Monika Grütters (CDU), am Samstag  über den Besucherweg am Kohlegleis lief. Aber es war viel zu gewinnen: eine noch bessere Zukunft für den Eisenkoloss.  Denn die Hütte bekommt zwar seit Jahren Bundes-Zuschüsse, rund 40 Millionen Euro waren es bis dato. Doch was passiert, wenn 2020 die Hütte durchsaniert ist, als erstes Groß-Industriedenkmal  auf der Unesco-Liste weltweit? Klappt das dann wieder mit den Projektfördermitteln aus dem Bundeshaushalt, die jedes Mal aufs Neue begründet, verhandelt, ja zäh erstritten werden müssen?

Eine dauerhafte institutionelle Förderung wäre aus saarländischer Sicht die Ideallösung. Das sagt auch der Vize-Vorsitzende des Weltkulturerbe-Aufsichtsrates, Staatskanzlei-Chef Jürgen Lennartz (CDU). Er begleitete Grütters am Samstag auf ihrer Besichtigungstour. Aus seiner Sicht ist sie eine „Freundin des Saarlandes“, denn auch das  Max-Ophüls-Festival bekommt 50 000 Euro aus ihrem Haus.

Die Völklinger Hütte könnte sich zur zentralen Anlaufstelle für Industriekultur in Deutschland entwickeln, diese konzeptionelle Idee kennt man von Generaldirektor Meinrad Maria Grewenig. Seit diesem Wochenende klingt das nicht mehr nach Wolkenkuckucksheim, bleibt Grütters als Kultur-Beauftragte der Bundesregierung auch nach der Bundestagswahl im Amt. Denn nie zuvor erlebte man einen derart von Wohlwollen und Interesse, ja von persönlichem Enthusiasmus, geprägten Staatsbesuch in der Hütte.  Wobei Grütters nicht allein anreiste, vielmehr Gast war. Als  Landesvorsitzende der CDU Berlin nahm sie an einer ins Saarland verlegten Klausurtagung der CDU-Fraktion des Berliner Abgeordnetenhauses teil. Eine Gruppe von rund 60 Leuten wurde durch das Weltkulturerbe geführt. Mehr als zwei Stunden nahm sie sich Zeit.Bereits als Kulturausschussvorsitzende des Bundestages, das erzählt sie, habe sie die Hütte kennengelernt, jedoch nur von außen. Ihre Amtsvorgänger mussten bei ihren Visiten von Generaldirektor Grewenig erst mal intellektuell angewärmt werden, bevor sie dann während der Tour der Verführungskraft des Stahlriesen erlagen. Sie mogelten sich gerne um klare Positionierungen bezüglich der Bundes-Hilfen herum. Ganz anders Grütters. Sie schrieb bereits vor dem Start ihres Rundgangs fulminante Sätze in das Gästebuch: Der Bund sei zur Förderung „verpflichtet“, steht dort jetzt, und: „Das erfüllen wir aus voller Überzeugung, mit Dankbarkeit und von Herzen. Glückwunsch zu Ihrer sehr erfolgreichen Kultur- und Erinnerungsarbeit hier.“

Was konnte danach noch kommen? Staunen angesichts der Schwungräder in der Gebläsehalle („Die Dimensionen sind verrückt“), Lob für die Aufarbeitung der Zwangsarbeiter-Geschichte („beachtlich, ehrenwert“), Bewunderung ob der Outdoor-Atmosphäre in der Urban-Art-Ausstellung („Wer hatte denn diese tolle Idee!?“). Nein, diese Staatsministerin hält sich nicht vornehm zurück, sie ist spontan, temperamentvoll, begeisterungsfähig. In der „Inka“-Ausstellung erzählt sie von ihrer eigenen Besteigung des Machu Picchu und äußert sich kompetent zur Kontrastdramaturgie der Präsentation, die filigrane Inka-Gold-Objekte mit Maschinen-Giganten in Spannung bringt. Auch hat Grütters, einst am Museum für Verkehr und Technik in Berlin tätig, viele kluge, intensive Nachfragen, etwa zu Besucherstruktur und Eintrittspreisgestaltung. „Das iss ja dolle!“, entfährt es ihr, als Grewenig darlegt, seine Institution refinanziere die Kosten der „Inka“-Schau, rund zwei Millionen Euro, über Sponsoren und Ticket-Einnahmen. Grütters formuliert Anerkennung für die „vorbildliche Vermittlungsarbeit“ und  mannigfache Komplimente für den internationalen „Vorreiter“ und das deutsche „Premiumprodukt“  in Sachen Industriekultur.  Letztere sieht die Staatsministerin nicht als  Schmuddelkind des Kulturbetriebes, vielmehr sei dieses Segment im Aufwind. Technikmuseen könnten anhand  der Technikgeschichte die Kulturgeschichte der Menschheit „besser als auf dem Papier“ erzählen, meint sie.

„So etwas wie die Völklinger Hütte fasziniert jeden Menschen, den Intellektuellen ebenso wie den Arbeiter aus Cottbus“.  Auch würden umgenutzte Bauten der Industriekultur von Menschen nicht als elitäre Orte erlebt, sondern vielmehr als Alltag akzeptiert: „Kunst darf sich keinen separaten Raum schaffen, sondern muss zu den Menschen gehen!“ Das hätte auch  Grewenig sagen können. Offensichtlich sprechen da zwei dieselbe Sprache. Beide sind Honorarprofessoren für Kulturmanagement. Und wissen: PR in eigener Chefsache dient den Institutionen.

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