Martin Taylor und Ulf Wakenius: Jazzfestival St. Ingbert – manchmal ist ein Gipsarm Glück

St. Ingbert  · Martin Taylor und Ulf Wakenius haben das Festival in der Stadthalle überraschend eröffnet – denn Gitarrist Philip Catherine hat sich den Arm gebrochen.

  Vorzügliche Altmeister: Martin Taylor (links) und Ulf Wakenius.

Vorzügliche Altmeister: Martin Taylor (links) und Ulf Wakenius.

Foto: Kerstin Krämer

In den Programmheften fand man noch das Philip Catherine-Paulo Morello Trio. Doch aus dem Mund des wie immer launig eröffnenden St. Ingberter OB Hans Wagner konnten am Donnerstag auch die Letzten in der gut besuchten Stadthalle erfahren, die es noch nicht wussten: Die Gitarristen Martin Taylor und Ulf Wakenius starteten das „33. Internationale Jazz Festival St. Ingbert“. Philip Catherine, sagte Wagner, habe nach einem Unfall einen Gipsarm.

Nun, gleich vorweg: Einen besseren Ersatz hätten Yvan Tan, künstlerischer Leiter des IGB-Treffens seit 2013, und der ihn unterstützende Jazzarbeitskreis nicht finden können. Taylor und Wakenius zeigten Weltklasse. Von den ersten Takten an swingten der Brite und der Schwede los, dass es eine helle Freude war. Die vorzügliche Laune der Altmeister (Taylor ist Jahrgang 1956, Wakenius 1958) übertrug sich auch dank ihrer entspannten und humorigen Plaudereien zwischen den Titeln. Wakenius erinnerte an einstige Abenteuer in der Band von Oscar Peterson, Taylor scherzte über seine jugendlichen Schwärmereien für Audrey Hepburn. Selbstredend erklang passende Musik, so aus dem Hepburn-Film „Two for the road“ (1967): Henry Mancini hat sie komponiert, Martin Taylor interpretierte sie mit seiner vorzüglichen Fingerstyle-Zupftechnik. Die erlaubt es, Melodien, Akkorde und Basslinien gleichzeitig erklingen zu lassen – da wuchs eine einzige Gitarre flugs zum kompletten Ensemble.

Ulf Wakenius hingegen glänzte nicht zuletzt mit blitzblanken, ausdrucksvoll artikulierten Läufen und würzte sein Spiel mit frechen perkussiven Knüffen auf die Saiten. Zwei vorzügliche Musiker machen nun nicht automatisch ein großartiges Duo. Doch hier stimmte die Chemie: Ob Noten von Barney Kessel, Stevie Wonder oder in memoriam Django Reinhardt und Stéphane Grappelli – Taylor und Wakenius groovten mit offenen Ohren füreinander und warfen sich vergnügt die musikalischen Bälle zu. Da machte Stillsitzen Mühe. Kein Wunder, dass die entzückten Jazzfans mit stehenden Ovationen Zugaben erklatschten. Tayler und Wakenius entführten sie postwendend in die Karibik und ließen ihre Gitarren wie Steel-Drums tönen.

Am Samstag jazzen ab 19.30 Uhr das deutsche Duo „Ätna“ aus Inéz Schäfer (Gesang) und Demian Kappenstein (Keyboard) und das kubanische Ensemble „Son del Nene“ um Sänger Pedro Lugo Martinez.
Am Sonntag, 18 Uhr, verspricht der Weltstar Al Di Meola (Gitarre) mit Fausto Beccalossi (Akkordeon) und Kemuel Roig (Klavier) einen virtuosen Kehraus.
Karten: www.experience-jazz.de

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