Filmfestival Max Ophüls Preis „Nico“ von Eline Gehring - Aufstehen, nicht liegenbleiben

Saarbrücken · Sommerlich beginnt es. Die Altenpflegerin Nico radelt durch Berlin zu ihren Kundinnen und Kunden, hört sich deren Geschichten an (von charmanten Kurschatten etwa), trinkt einen Eierlikör mit. Danach geht es mit einer Freundin und Kollegin in den Park – so nett kann Berlin sein.

 Sara Fazilat als Nico, die sich nicht als Opfer fühlen will.

Sara Fazilat als Nico, die sich nicht als Opfer fühlen will.

Foto: Francy Fabritz

Doch nach diesem Beginn bricht der Film mit seiner trügerisch heiteren Tonlage: Nico wird rassistisch beleidigt und zusammengeschlagen (in einer beängstigend intensiven Szene). Danach ist nichts mehr wie es war: Selbstsicherheit weicht Misstrauen, Nico zieht sich zurück – und dann eine Konsequenz: Sie nimmt Unterricht bei einem Karatemeister. Ist das der Kanal für ihre Wut und die Chance, das alte Selbstvertrauen zurück zu gewinnen?

Diese Inhaltsangabe klingt schematisch, der Film ist es aber nicht. „Nico“, der Debütlangfilm von Eline Gehring, ist dann am Eindrücklichsten (also fast immer), wenn er ganz auf seine Darsteller und auf Atmosphäre setzt. Da bekommt der Film eine dokumentarisch wirkende Unmittelbarkeit – durch sehenswerte Laiendarsteller wie die Pflegekunden und den Karatetrainer (Kampfsportlehrer und Ex-Zuhälter Andreas Marquardt), vor allem aber durch Sara Fazilat als Nico: Sie macht mit ihrer enormen Präsenz auch ein, zwei konstruiert wirkende Drehbuch-Momente vergessen. Gut auch, dass der Film nicht am Ende die karategestählte Nico noch einmal mit ihren Angreifern konfrontiert. Denn nicht um äußere Aktion geht es, sondern um Nicos Innenleben.

Alle 98 Festivalfilme stehen zum Streamen bereit unter:
ffmop.cinebox.film

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