Thomas Pynchons „Die Enden der Parabel“ als Hörspiel Lässt sich das literarische Monster bändigen?

Berlin · Das könnte das Hörspiel-Ereignis des Jahres werden: Thomas Pynchons Roman „Die Enden der Parabel“ in einer 15-Stunden-Adaption.

  Der Schauspieler und Sprecher Franz Pätzold bei den Aufnahmen zu der Hörspiel-Adaption von „Die Enden der Parabel“.  Foto: Nirto Karsten Fischer/SWR/dpa 

Der Schauspieler und Sprecher Franz Pätzold bei den Aufnahmen zu der Hörspiel-Adaption von „Die Enden der Parabel“. Foto: Nirto Karsten Fischer/SWR/dpa 

Foto: dpa/Nirto Karsten Fischer

1973 hat der amerikanische Schriftsteller Thomas Pynchon, von dessen Gesicht es kaum Fotos gibt, sein wichtigstes Werk verfasst – und er hätte damit um ein Haar den Pulitzer-Preis gewonnen. Doch manchem der Entscheider war „Die Enden der Parabel“ („Gravity’s Rainbow“) zuviel: zu abweisend, zu obszön, zu versponnen. Das Ganze endete in einem Riesenskandal, die Auszeichnung wurde schließlich nicht vergeben. Nun hat sich der deutsche Hörspielregisseur Klaus Buhlert („Ulysses“) an das literarische Monstrum gewagt.

Rund drei Jahre kostete Buhlert das Projekt, die Übersetzung von Elfriede Jelinek und Thomas Piltz erstmals komplett zu vertonen. Herausgekommen ist ein faszinierendes, fast 15 Stunden langes Audio-Kunstwerk. Schon jetzt kann gesagt werden: „Die Enden der Parabel“ ist das Hörspiel-Ereignis des Jahres. Es ist an diesem Wochenende im Südwestrundfunk und im Deutschlandfunk zu hören.

Es ist eine Achterbahnfahrt durch die letzten Monate des Zweiten Weltkriegs und kurz nach Kriegsende in England und in Deutschland. Immer wieder dreht es sich um die Nazi-Rakete V2, aber auch um Paranoia, Sex, Gewalt. Das vielstimmige, verwobene und nur mit zurückhaltender Musik vertonte Werk versammelt die erste Garde deutschsprachiger Stimmen: Felix Goeser, Golo Euler, Bibiana Beglau, Jens Harzer, Wolfram Koch, Manfred Zapatka und Corinna Harfouch zählen zu den zahlreichen Mitwirkenden. Sie verleihen dem Hörspiel den warmen Klang, der hilft, Pynchons Volten und Sprüngen zu folgen.

Der SWR sagt zum Projekt: „Bislang lehnte der Autor jegliche Angebote ab, sein Hauptwerk, oft auch als die Bibel der literarischen Postmoderne und Popkultur gefeiert, als Hörspiel zu adaptieren. Nach langem Drängen und wohl auch vor dem Hintergrund des 75. Jahrestages des Ende des Zweiten Weltkrieges gelang es SWR-Hörspiel-Chefdramaturg Manfred Hess aber nun doch, dass Pynchon dem Vorhaben zustimmte“, heißt es in einer Mitteilung des Senders.

Der Sender musste Pynchon allerdings Zugeständnisse machen. Konkret: „Politisch brisante Szenen wollte er in der akustischen Fassung seines Romans belassen wissen, von einigen Kritikern als „obszön“ bezeichnete Textstellen und Szenen sollten bei der Umsetzung ebenfalls möglichst ohne Streichungen berücksichtigt werden.“ Liedtexte und Gedichte durften nicht vertont werden, teilt der  SWR mit.

SWR2 strahlt das Werk in der Nacht von Freitag (17. April) auf Samstag von 20.03 Uhr bis 6 Uhr und von Samstag auf Sonntag von 20.03 Uhr bis 4 Uhr aus. Der Deutschlandfunk sendet einen ersten langen Block in der Nacht von Samstag (18. April) auf Sonntag von 20.05 Uhr bis 6.00 Uhr, den Rest an mehreren Abenden bis zum 5. Mai. Zur Premiere wird es Zwischenmoderationen von Literaturkritiker Denis Scheck geben, um sich im akustischen Irrgarten besser zu orientieren.

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