Die erfolgreichsten Hits 2010-2020 HipHop, Deutschpop und immer wieder Helene

Berlin · Die 2010er waren in Deutschland das Jahrzehnt der Helene Fischer. In der Hälfte der Fälle kam das „Album des Jahres“ von der Schlagerkönigin. Und was lief sonst so im Pop der letzten zehn Jahre?

 Unangefochten an der Spitze: Schlagerkönigin Helene Fischer belegt mit ihren Alben seit zehn Jahren die Top-Plätze der Charts.

Unangefochten an der Spitze: Schlagerkönigin Helene Fischer belegt mit ihren Alben seit zehn Jahren die Top-Plätze der Charts.

Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

Die neuen 20er Jahre beginnen schon. Doch was war der Sound der Zehnerjahre? Wie lassen sich die 10er im Popgeschäft zusammenfassen? Alles Schlager, Hip-Hop und EDM (Electronic Dance Music)?

Die 1980er Jahre zum Beispiel scheinen in der Musik recht klar: Das war Neue Deutsche Welle, Modern Talking, Sandra und Madonna. Die 90er waren das Jahrzehnt zwischen Techno und Grunge. Die Nullerjahre waren eine Dekade von No Angels, Rihanna, Katy Perry, Lady Gaga bis Peter Fox. Zum erfolgreichsten Album zwischen 2000 und 2010 wurde Herbert Grönemeyers Platte „Mensch“ von 2002 gekürt, bei den Singles das Lied „Ein Stern (der deinen Namen trägt)“ von DJ Ötzi & Nik P. aus dem Jahr 2007.

Und wie klang jetzt die Dekade der Zehnerjahre? In den USA wurde bei den American Music Awards Country-Pop-Musikerin Taylor Swift zur Künstlerin des Jahrzehnts gekürt. In Deutschland ging die Liebe der Musik-Fans zu ihrer Muttersprache weiter – und zwar gewaltig, wie aus den Daten von GfK Entertainment hervorgeht, den Ermittlern der Offiziellen Deutschen Charts in Baden-Baden.

Bei den zehnmal gekürten Alben des Jahres war zwischen 2010 und 2019 fünfmal die Schlagerpopsängerin Helene Fischer die Siegerin. Zweimal mit dem nach ihr benannten Album „Helene Fischer“ (2017 und 2018), zweimal mit dem Bestseller „Farbenspiel“ (2013 und 2014) und einmal mit dem festlichen Werk „Weihnachten“ (2015).

Auch sonst waren oft deutschsprachige Künstler bei den Alben die erfolgreichsten: Udo Lindenberg und die Toten Hosen zum Beispiel. Anders ausgedrückt: Ein internationaler Popstar kam nur ein einziges Mal zum Zuge – im Jahr 2011 die Britin Adele mit dem Album „21“.

Viel Frauenpower zeigte sich auch in diesem Jahrzehnt wieder, etwa als 2015 in den Top 3 hinter Helene Fischer noch Adele mit dem Album „25“ und Sarah Connor mit „Muttersprache“ landeten.

Die Hits, also „Singles des Jahres“  waren in Deutschland zwar meist englischsprachig, etwa „Shape Of You“ von Ed Sheeran (2017), „Wake Me Up“ von Avicii (2013) oder „On The Floor“ von Jennifer Lopez feat. Pitbull (2011). Allerdings lag 2016 zum Beispiel auf Platz zwei gleich hinter „Faded“ von Alan Walker der Ohrwurm „Die immer lacht“ von Stereoact feat. Kerstin Ott. Und 2012 landeten die Toten Hosen mit ihrem EM-Mitsinghit „Tage wie dieser“ auf dem zweiten Rang hinter „Ai Se Eu Te Pego“ von Michel Teló.

Eine Besonderheit des Jahrzehnts: Der Sommerhit „Despacito“ wurde 2017 mit 17 Nummer-1-Wochen der am längsten hintereinander an der Spitze platzierte Song überhaupt. Nur „Rivers Of Babylon“ von Boney M. stand ebenso lange auf Platz eins (aber nicht komplett hintereinander). Bei den Alben schaffte es in den Zehnerjahren kein Album so lange an der Spitze zu bleiben wie das Werk „Große Freiheit“ der Rockformation Unheilig, das 2010 auch das „Album des Jahres“ war.

Der große Trend des Jahrzehnts im Musik-Business war natürlich auch HipHop: Das Rap-Erfolgsduo Bonez MC & RAF Camora stellte 2018 gleich drei Rekorde gleichzeitig auf: Sie besetzten mit den Songs „500 PS“, „Kokain“ und „Nummer unterdrückt“ als erste und bislang einzige Künstler die ersten drei Positionen der Single-Charts zur gleichen Zeit. Außerdem brachten sie die meisten Songs gleichzeitig in den Top 10 unter (acht Stück) sowie in den Top 20 (13 Stück). Der Rapper Capital Bra hatte 2019 mit dem Lied „110“ (mit Samra & Lea) seinen 18. Nummer-1-Hit. Niemand in der Geschichte der Offiziellen Deutschen Charts hatte bisher mehr.

Vielsagend über ein Jahrzehnt sind auch die prägenden Todesfälle, die oft das Ende einer Ära bedeuten. Nach dem Tod des sogenannten King of Pop, Michael Jackson, im Jahr 2009 ging das Sterben der 80er-Jahre-Superstars in den Zehnerjahren weiter. Ikonen wie Whitney Houston, Prince und George Michael kamen tragisch ums Leben.

Wichtige Todesfälle aus der Musikwelt waren 2011 zum Beispiel Amy Winehouse, Peter Alexander, Franz Josef Degenhardt und Georg Kreisler. 2012 starben neben Whitney Houston in Beverly Hills auch Adam Youch von den Beastie Boys und Robin Gibb von den Bee Gees.

2013 gingen Paul Kuhn und Lou Reed, 2014 der große Udo Jürgens sowie Joe Cocker und Pete Seeger. 2015 starben James Last, BB King, Natalie Cole und Lemmy Kilmister, 2016 neben Prince und George Michael auch David Bowie, Leonard Cohen und Roger Cicero.

  Rapper Capital Bra hatte 2019 mit „110“ seinen 18. Nummer-1-Hit.

Rapper Capital Bra hatte 2019 mit „110“ seinen 18. Nummer-1-Hit.

Foto: dpa/Uli Deck
 Unheilig hielt sich 2010 am längsten an der Chart-Spitze.

Unheilig hielt sich 2010 am längsten an der Chart-Spitze.

Foto: dpa/Tobias Hase
 Die britische Sängerin Adele landete 2011 auf Platz 1.

Die britische Sängerin Adele landete 2011 auf Platz 1.

Foto: dpa/Matt Sayles

2017 nahm die Musikwelt Abschied von Al Jarreau, Chuck Berry und Gunter Gabriel, 2018 von Aretha Franklin, Charles Aznavour, France Gall, dem schwedischen DJ Avicii, Seeed-Frontmann Demba Nabé und Dolores O’Riordan von den Cranberries. 2019 starben Stars wie Costa Cordalis, João Gilberto, Doris Day, Karel Gott und Marie Fredriksson vom schwedischen Popduo Roxette.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort