„Das Shopping-Modell schlechthin“: 180 Millionen Euro für das KaDeWe

Berlin · Das Berliner Luxuskaufhaus KaDeWe wird von Stararchitekt Rem Koolhaas komplett umgebaut. Mindestens 180 Millionen Euro werden bis 2022 ausgegeben.

 Berliner Futurismus: Rem Koolhaas' Entwurf für das KaDeWe-Treppenhaus. Foto: KaDeWe Group

Berliner Futurismus: Rem Koolhaas' Entwurf für das KaDeWe-Treppenhaus. Foto: KaDeWe Group

Foto: KaDeWe Group

Wat'n dette? Die Berliner wundern sich. Flüchtlings-, Wohnraum-, Flughafen- und Opernbauprobleme hat die Stadt, aber das KaDeWe wird aufgemotzt. Mindestens 180 Millionen Euro werden dafür bis 2022 ausgegeben. So lange dauert der Umbau, weil währenddessen der Verkauf weitergeht. Eine Schließung kann sich das Kaufhaus mit sechs Hektar Verkaufsfläche nicht leisten, steht es doch in der Gunst der Berlin-Besucher an dritter Stelle. Pro Jahr zählt man über zehn Millionen Besucher.

Das KaDeWe hat schwere Zeiten hinter sich. Nach spektakulären Raubüberfällen - 2009 wurde nachts eine ganze Etage leergeräumt, 2014 mitten im Verkaufsgeschehen Juwelen davongeschleppt - und eigenwillig agierenden Eigentümern, wie Nicolas Berggruen, gab es viel Unruhe. Seit 2015 gehört die KaDeWe Group, mit dem Alsterhaus in Hamburg und Oberpollinger in München, zu 49 Prozent zur österreichischen Holding Signa. Auch die italienische Kaufhauskette Rinascente zählt zu den Partnern, von dort kam Vittorio Radice als neuer KaDeWe-Chef. Er will ein Kaufhaus mit Charisma, noch mehr als beim Selfridges in London, das Radice modernisiert hat. Darum engagierte er den holländischen Stararchitekten Rem Koolhaas, der eine architektonische Überwältigung plant.

Das vor 109 Jahren eröffnete Kaufhaus des Westens wird von Koolhaas und seiner Firma OMA radikal umgebaut. Große Kaufhäuser, so Koolhaas, seien "das Shopping-Modell schlechthin", die Welt verdanke ihnen Drehtür, Rolltreppe und Kreditkarte. Flagship-Stores und Billigketten konnten da nie mithalten. Im KaDeWe aber seien die Flächen zu unübersichtlich. Nun wird die horizontale Gliederung verworfen, die vertikale Gliederung kommt.

Das Gebäude wird in vier so genannte Quadranten aufgeteilt, die optisch voneinander getrennt werden, aber auch durch Innenarchitektur, Musikbeschallung und Atmosphäre. Durch kreuzförmige Schnitte werden vier Teile getrennt, jedes hat sein Atrium und eigene Eingänge, schräg gestaltete Rolltreppen, Materialien, Oberflächen. Die Verantwortung für die Ausführung liegt beim italienischen Architekten Ippollito Pestellini Laparelli, der einige Rinascente-Häuser, etwa in Mailand, umgekrempelt hat.

Der Clou soll eine demonstrative Urbanität sein: eine Stahl-Glas-Konstruktion mit Aussichtsterrasse über den vier Quadranten. Dem Berliner schwant Schlimmes, denn er kennt die hauptstädtische Bürokratie, nicht nur am Lageso. Berliner Beamte waren bei Projekten oft hartnäckige Blockierer. In den Innenausbau können sie nicht hineinpfuschen mit ihren Vorgaben und Regelungen, dafür könnten sie sich rächen am gläsernen Riesenaufsatz auf dem Dach, der laut Plan ein Viertel der Gesamtfläche ausmachen würde. Bereits in diesem Frühjahr sollen erste Bauarbeiten einsetzen. "O weia!" sagt der Berliner ob solcher Kühnheit.

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