Samtige Farbigkeit: Werner Constroffer im Künstlerhaus

Saarbrücken · Bruchstückhafte Szenen, die sich scheinbar zusammenfügen und zerfallen, wenn man sie greifen will, sind typisch für Werner Constroffers Werk. Das Saarländische Künstlerhaus zeigt neue Arbeiten.

Die ersten Sekunden sollen ja entscheiden, ob man jemanden sympathisch findet oder nicht - wenn es bei der Kunst ähnlich ist, dürfte Werner Constroffers Ausstellung im Künstlerhaus beim Publikum gute Karten haben. Die Eintrittssituation bildet ein spannungsgeladenes Gesamtkonzept und den vielleicht anziehendsten Punkt der Schau.

Ein gelb-orangefarbener Halbkreis dominiert den sparsam behängten Raum, ihm schließen sich nach unten gelb-grüne Streifen und hell- und dunkelrote Flächen an. Es entsteht der Eindruck einer Sonne, die über einem Gebirge aufsteigt und atmosphärische Farbspiele erzeugt. Verstärkt wird dies dadurch, dass der Betrachter am vom "Horizont" am weitesten entfernten Punkt und auf tieferem Niveau steht. Ein Bild links bestätigt die Assoziation: ein gelb glühender Himmel mit Wolkenschleiern. Ein viertes Bild verrückt die Sichtweise: Es greift die Farben auf, gehört eindeutig zu den anderen Werken, zeigt aber nur Linien und Flächen.

Hat man das erst einmal akzeptiert, muss man zugeben, dass auch Sonne und Landschaft nur geometrische Formen sind. Bruchstückhafte Szenen, die sich scheinbar zusammenfügen und dann doch zerfallen, wenn man sie greifen will, sind typisch für Constroffer. Der gebürtige Saarlouiser hat an der Schule für Kunst und Handwerk in Saarbrücken bei Oskar Holweck und Robert Sessler studiert und war als Grafik-Designer tätig, bevor er auf Kunst umstieg. In "Arbeiten 13/14/15" präsentiert er sich wieder einmal neu: mit Großformaten, strahlender, samtiger Farbigkeit und einer gewissen meditativen Aura, die in den vielen Kreissymbolen, teilweise wie Mandalas geschachtelt, augenscheinlich wird. Ein Blick in den Katalog verrät: Er hat sich mit japanischen Holzschnitten beschäftigt. Deren Landschaften ohne Schatten und Perspektive scheinen ihn inspiriert zu haben.

Die Naturelemente Constroffers schlagen eine Brücke zum Wahl-Kölner Stefan Zöllner (geboren in Saarlouis, Kunststudium in Düsseldorf) und seiner Installation "Transnature" im Studio Blau. Wie ein Labor wirkt der Raum, in dem hier Flüssigkeiten brodeln, dort Reagenzgläser aufleuchten und dazwischen kuriose Gegenstände herumliegen: minimal bearbeitete Fundstücke aus Naturmaterialien oder Kunststoff, die das Rheinhochwasser angeschwemmt hat. Eine Projektion zeigt Gegenstände, Pflanzen und Tiere, die ineinander übergehen. Naturmaterial, Erdöl, Plastik - bei Zöllner geht die Transformation ewig weiter.

Bis 28.2. (Di bis So: 10-18 Uhr).

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