Auf der Metzer Fachmesse "Urbest" suchen Gemeinden ihr Ortsmobiliar aus

Metz · Die Metzer Fachmesse „Urbest“, deren 22. Ausgabe gerade zuende ging, bietet alles, was Gemeinden für den öffentlichen Raum suchen: Vom Blumenkübel bis zur Kehrmaschine stellten 100 Aussteller aus ganz Frankreich neueste Trends vor für Pflege und Gestaltung. Ein Messerundgang offenbart das ganze Sortiment an Kitsch, das es heute für die Möblierung des öffentlichen Raums gibt. Aber auch Erlesenes findet sich – zum Glück.

 Krokodile für Spielplätze oder gar den öffentlichen Raum?: Eine Metzer Messe-Impression. Fotos: Buss

Krokodile für Spielplätze oder gar den öffentlichen Raum?: Eine Metzer Messe-Impression. Fotos: Buss

 So geht's auch: Aufwändig designte Wegweiser in Metz.

So geht's auch: Aufwändig designte Wegweiser in Metz.

Es sind nicht nur Häuserfassaden und Straßenverläufe, die darüber entscheiden, ob wir uns beim Gang durch einen Ort wohlfühlen oder nicht. Wesentlich sind auch viele andere "Zutaten" wie Straßenlampen, Pflasterung und Rabatten, die die Wirkung des öffentlichen Raumes mitbestimmen. Fährt man über die Grenze, staunt man oft, wie aufwendig unsere französischen Nachbarn ihre Orts- und Stadtmitten renovieren. Mit viel Liebe zum Detail: Das Buswartehäuschen mit Glas intarsien neben dem Saargemünder Rathaus etwa sieht aus wie ein Einzelstück. Und selbst die passenden Fahrradbügel sind durchdesignt.

Die Stadt Metz hat nicht weniger als 200 verschiedene Straßenlampen-Typen, mit jedem Städtebauprojekt kommen neue dazu. Nicht alles ist gelungen, auf manchem Dorf-Kreisel schreit auch der Kitsch. Woher aber, fragt man sich, haben die französischen Stadtväter nur all die Ideen? Antworten findet man in den Messehallen von Metz. Dort lief von Dienstag bis Donnerstag die 22. Ausgabe der "Urbest". Diese Fachmesse bietet alles, was man für den öffentlichen Raum braucht: Vom Blumenkübel bis zur Kehrmaschine stellten 100 Aussteller aus ganz Frankreich die neuesten Trends vor für Pflege und Gestaltung. Auch Kunstschmiede mit dem Spezialgebiet denkmalgeschützer öffentliche Gebäude oder Weidenflechter, die Verkehrskreisel individuell mit Deko bestücken, waren vertreten.

Licht und Schatten, zeigt der Rundgang, liegen nah beieinander. An Kitsch kaum zu überbieten sind die mehrere Meter großen, flachen Sitztiere für Kinder am ersten Stand. Als Krokodil oder Schildkröte, mit weichem Kunststoff beschichtet, seien sie nicht nur witterungs- und alterungsbeständig, sondern auch ohne Verletzungsgefahr von Kindern zu beklettern, erklärt die Firmenvertreterin. Diese Tiere, aber auch die multifunktionalen Fitnessgeräte für Erwachsene, die man Freien aufstellen soll und die gleich mehrere Aussteller feilbieten, seien bei Gemeinden sehr gefragt. Zum Verkaufshit entwickelt haben sich seit einigen Jahren die klassischen runden Tonblumentöpfen nachempfundenen Pflanztöpfe aus Vollkunststoff, die ein Grossist im Programm hat. In 28 meist knalligen Farbtönen sind sie zu haben und stehen von Hayange bis Hagondange mittlerweile in jeder zweiten lothringischen Stadt. (Und nicht nur dort.) Unkaputtbar und preisgünstig sind sie.

Auch in Frankreichs Kommunen, klagen nicht wenige Händler, guckt man zunehmend aufs Geld. Bei Straßenlampen scheinen sie aber noch nicht zu sparen. 800 Mitarbeiter hat eine Firma aus der Nähe von Nancy, die sich seit 1840 auf Lampen, vornehmlich aus Gusseisen, spezialisiert hat. Sie produziert klassische Laternen mit neuester LED-Technik für historische Umgebungen, aber auch futuristisch anmutende Lampen in verschiedensten Designlinien, bei denen sie mit bekannten Architekten zusammenarbeitet. Von der Parkbank über Straßengitter, Poller, Lichtstelen bis zum Papierkorb ist alles wie aus einem Guss. International, sagt der Vertreter, sei man gut im Geschäft. "Früher gestalteten die kleinen Dörfer ihre Ortsmitten nach dem Vorbild großer Städte, mit dem gleichen Mobiliar," erklärt Messe-Manager Daniel Egloff. "Doch mit der Zeit wollten sie ihre eigene Identität haben." Besonders für diese Klein-Gemeinden habe man die Messe gegründet. Mit Fachvorträgen zu Umwelt- oder Stadtsoziologie-Themen will "Urbest" die Kommunalvertreter auch mit theoretischem Know-How stärken. Davon könnten auch deutsche Kommunen profitieren - wenn sie nur wollten. Seit Jahren, gesteht Egloff, versuche er - vergeblich - die Saarländer und Luxemburger mit ins Boot zu holen. "Denn wir verstehen uns doch als Großregion."

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