Mia-Elektroautos in Fahrt

Merzig · Merzig. Es hat länger gedauert als geplant, aber seit Dezember rollt das Mia-Elektroauto vom Band. "Wir können jetzt bis zu 500 Autos im Monat produzieren", sagt Edwin Kohl. Der Merziger Pharmaunternehmer hatte im Sommer 2010 die Mehrheit an der Elektroauto-Sparte des insolventen französischen Karosserieherstellers Heuliez übernommen

Merzig. Es hat länger gedauert als geplant, aber seit Dezember rollt das Mia-Elektroauto vom Band. "Wir können jetzt bis zu 500 Autos im Monat produzieren", sagt Edwin Kohl. Der Merziger Pharmaunternehmer hatte im Sommer 2010 die Mehrheit an der Elektroauto-Sparte des insolventen französischen Karosserieherstellers Heuliez übernommen. Eigentlich sollte schon im Sommer vergangenen Jahres die Serienproduktion anlaufen, aber weil es in der Zulieferkette gehakt habe, verzögerte sich der Start. Die Zeit habe das Unternehmen genutzt, um das Auto zu überarbeiten, sagt Kohl. "Wir haben jetzt ein gutes Gefühl, dass das Auto ausgereift ist." Und neue Modellversionen wie etwa ein Cabrio stellt das Unternehmen vom 8. bis 18. März auf dem Genfer Autosalon vor.Der Verkauf ist inzwischen angelaufen. 800 Stück ist man nach Unternehmensangaben bereits losgeworden, davon gut 120 in Deutschland. Mindestens 5000 Stück sollen in diesem Jahr einen Käufer finden.

Mit dem Mia will der Mittelständler Kohl den Auto-Konzernen auf dem noch kleinen E-Mobilmarkt Paroli bieten. Seine Chance sieht er in dem besonderen Konzept des Wagens: dass der Mia "ein echtes Elektroauto ist", nicht nur ein normaler Kleinwagen mit Elektromotor. Sein Hauptbeleg dafür: Beim für E-Mobile wichtigen Faktor Gewicht schneide der Mia hervorragend ab. Mit 764 Kilogramm in der Grundversion wiegt er mehrere hundert Kilo weniger als Elektro-Varianten von Kleinwagen der großen Autobauer.

Trotzdem - leicht ist es nicht, sich gegen die Großen zu behaupten. Das zeigt sich auch im Vertrieb. Die Konzerne können ein riesiges Händlernetz nutzen, Mia Electric muss die Vermarktung erst aufbauen. Vertriebspartner gibt es inzwischen in mehreren europäischen Ländern: darunter Frankreich und die Benelux-Staaten. Großbritannien, Italien und Norwegen sollen in Kürze hinzukommen. In Deutschland übernehmen die Lautlos durch Deutschland GmbH und eine Reihe von einzelnen Anbietern den Vertrieb. Gut 20 Händler stehen damit bundesweit zunächst zur Verfügung. Im Saarland ist die Saarbrücker Evera GmbH Vertriebspartner.

Rund 24 500 Euro kostet das Basismodell, der 2,87 Meter lange Dreisitzer, also doppelt so viel wie ein konventioneller Kleinwagen. Ein Selbstläufer ist der Verkauf daher nicht, auch wenn das Fahren selbst im Vergleich zu Benzinern günstig ist: 100 Kilometer kosten Kohl zufolge nur 2,20 Euro Strom. "Elektromobilität kann sich nur durchsetzen, wenn sie extrem billig ist", sagt Kohl. "Das ist die Kompensierung für die eingeschränkte Reichweite." 130 Kilometer weit fährt der Mia mit einer Batterieladung - er ist also ein Wagen für Kurzstrecken. Um den Anschaffungspreis für den Mia zu drücken, wird künftig auch die Batterie zur Miete angeboten. Damit sinke der Kaufpreis um etwa 20 bis 25 Prozent, schätzt Kohl.

Unterstützung erwartet er von staatlicher Seite. Bisher gibt es in Deutschland noch keine Förderung. Dagegen bezuschusst beispielsweise Frankreich den Kauf eines Elektroautos mit bis zu 5000 Euro. Ohne eine Anschubfinanzierung sind nach Kohls Einschätzung die hohen Stückzahlen schwerlich zu erreichen, die nötig sind, damit die Bundesregierung ihr Ziel erreicht: dass nämlich 2020 eine Million Elektroautos auf deutschen Straßen fahren.

mia-electric.com

Auf einen Blick

Fiat-Chef Sergio Marchionne hat sich für einen Schulterschluss der europäischen Autobauer ausgesprochen, um Überkapazitäten abzubauen. "Es müssen 20 Prozent der installierten Kapazitäten abgebaut werden", sagte der Manager, der auch an der Spitze des europäischen Branchenverbands ACEA steht, gestern am Rande des Genfer Autosalons. Dazu müsse aber Schluss sein mit lokalen Lösungen auf Länderebene. Daimler will dagegen mehr Autos bauen. "Das Premium-Geschäft ist ein ganz anderes. Wir sind dabei, Kapazität aufzubauen, weil wir sie brauchen", sagte Daimler-Chef Dieter Zetsche in Genf. dpa

Hintergrund

Elektromobilität ist nicht per se ökologisch. Denn Strom wird in Deutschland größtenteils aus fossilen Energieträgern erzeugt. Deshalb habe die Kohl-Gruppe, Eigentümerin von Mia Electric, in Windkraft investiert, erläutert Firmenchef Edwin Kohl. Dem Merziger Unternehmen gehören 80 Prozent von Timba Tower, einem Hersteller von Holztürmen für Windkraftanlagen. Das erste Windrad soll im April in Hannover eingeweiht werden. Der Stromverbrauch der Mia-Elektroautos werde durch die Erzeugung umweltfreundlichen Windstroms kompensiert. Künftig sollen Mia-Kunden auch die Möglichkeit erhalten, sich an Windprojekten der Kohl-Gruppe zu beteiligen. mzt

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