Merkels Berater Jens Weidmann wird Bundesbank-Chef

Berlin. Was sich seit einigen Tagen angekündigt hat, ist nun Gewissheit. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) macht ihren Wirtschaftsberater Jens Weidmann (Fotos: dpa) zum jüngsten Präsidenten in der Geschichte der Bundesbank

Berlin. Was sich seit einigen Tagen angekündigt hat, ist nun Gewissheit. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) macht ihren Wirtschaftsberater Jens Weidmann (Fotos: dpa) zum jüngsten Präsidenten in der Geschichte der Bundesbank. Der 42-Jährige wird im Mai Nachfolger von Axel Weber, der Ende April den Spitzenposten aufgibt, weil er sich mit seiner Kritik am Krisenmanagement der Europäischen Zentralbank (EZB) in der Euro-Schuldenkrise allein gelassen fühlte. Weidmanns Amtszeit beträgt acht Jahre. Sein Jahresgehalt liegt bei rund 400 000 Euro.Erstmals rückt auch eine Frau in den Vorstand der Notenbank: Die bisherige Bankenaufseherin Sabine Lautenschläger wird Vize-Chefin. Die beiden Neuen gelten als ausgewiesene Finanzprofis. Weidmann war bei der Bundesbank schon einmal Abteilungsleiter für Geldpolitik. Lautenschläger bringt 15 Jahre Erfahrung aus der Bankenkontrolle mit. In Koalitionskreisen heißt es, die 46-Jährige Sabine Lautenschläger sei absolut keine Quotenfrau. "Sie ist ein unabhängiger Geist. Hart in der Sache, aber angenehm im Umgang", sagte ein FDP-Politiker. Im Untersuchungsausschuss zur Skandalbank HRE habe die bisherige Vize-Chefin der Bankenaufsicht Bafin eine starke Figur gemacht.

Wegen Weidmanns Wechsel sieht die Opposition die Unabhängigkeit der Bundesbank in Gefahr. Merkel wies das zurück. "Jeder, der Jens Weidmann kennt, weiß, dass er über höchste Sachkompetenz verfügt, dass er ein unabhängiger Kopf ist", sagte die Kanzlerin. Sie sei überzeugt, dass Weidmann im Kreis der EZB seine Stimme für die deutsche Stabilitätskultur erheben werde. Auch nach Webers Rückzug sei Deutschlands Anspruch auf die EZB-Spitze keineswegs hinfällig. EZB-Präsident Jean-Claude Trichet hört im Herbst auf. Über die Nachfolge soll im Frühjahr entschieden werden. "Dann werden wir schauen, welche Karte wir noch im Spiel haben", sagte Merkel.

FDP-Chef Guido Westerwelle sagte, mit Weidmann und Lautenschläger seien anerkannte Experten ausgewählt worden. "Das wichtigste Ziel ist, dass wir eine unabhängige und starke Bundesbank haben, die auch für einen starken Euro sorgen kann."

Grünen-Fraktionschef Jürgen Trittin lobte Weidmanns Qualifikation, kritisierte aber den Seitenwechsel ohne Übergangszeit. Der SPD-Finanzexperte Carsten Schneider kritisierte: "Ein direkter Wechsel aus dem Kanzleramt an die Spitze der Bundesbank ist eine schwere Bürde." Weidmanns Doktorvater, der Mannheimer Wirtschaftsprofessor Roland Vaubel, kritisierte dessen Berufung zum Bundesbankchef. "Ich fürchte, er ist der Aufgabe nicht gewachsen." Der Bankenverband dagegen lobte: "Weidmann kennt die Bundesbank sehr gut und besitzt sowohl das Gespür für Märkte als auch für die Politik."

Merkel hatte Weidmann Anfang 2006 als ihren Berater ins Kanzleramt geholt. In der Finanzkrise gehörte er zu den Architekten der Rettungspakete für Banken und Wirtschaft. Weidmann, der auch beim Internationalen Währungsfonds und bei den Wirtschaftsweisen gearbeitet hatte, gilt als Verfechter einer stabilen Währung. Er studierte bei seinem Vorgänger Weber, der sein Mentor wurde.

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