"Das dicke Ding muss weg, das ist zu schwer!" Klar, hier spricht ein Fachmann: Die kleinen Besucher der katholischen Kita St. Bartholomäus in Klarenthal wissen schließlich, wie man einen perfekt austarierten Bücherturm baut. Denise Henz ist da anderer Ansicht: "Ihr seid kein Team, Ihr arbeitet nicht zusammen!", moniert sie, und ihre Kollegin Ronja Lütkebohle nickt zustimmend. Henz und Lütkebohle gehören zur Klasse FSP V3 der Akademie für Erzieher und Erzieherinnen Saarbrücken , die sich für die 15. Europäische Kinder- und Jugendbuchmesse ein Programm ausgedacht hat: Zum Auftakt am Donnerstag konnten Kinder ein Memory mit Buchcovern spielen, für Samstag ist ein Bücherparcours geplant, bei dem man die Balance wahren muss, und jetzt am Freitag ist Pyramidenbau mit Büchern angesagt - direkt vorm Schloss-Eingang.

Drinnen im Foyer drängeln sich schon Schlangen kleiner Quengelknirpse, die ihre Betreuer mit "Wann geht's denn lo-hos?!"-Fragen löchern. Und als der Schlosskeller endlich seine Pforten öffnet, trappeln sie die Treppe runter, um bei Patrick Addai schier auszurasten vor Begeisterung.

Addai lebt zwar schon lange in Österreich und hat dort auch studiert, aber nichts von seinem afrikanischen Temperament verloren. Hier wirkt er wie ein wild gestikulierender Dompteur, der eine Herde enthemmter Knirpse bändigt, die er zuvor selbst zum Ausflippen gebracht hat: Alles schreit, tobt, klatscht, tanzt. Addai ist Kinderbuchautor und Schauspieler und packt die Kultur des schwarzen Kontinents, speziell seiner Heimat Ghana, in Bücher mit Titeln wie "Worte sind schön, aber Hühner legen Eier". Kein Wunder, dass er seine afrikanische Erzählkunst unter dem Namen "Kalebasse voller Weisheit" präsentiert. Hier fabuliert er von einem mit Kochkünsten begabten Frosch, der einen Elefanten heiratet und mit seinem Ehegespons entzückenden Nachwuchs zeugt. Als Addai zur Trommel greift, müssen die ersten auf's Klo - zuviel Lachen und Herumgehopse schlagen auf die Blase.

Derweil können draußen in einem der beiden Zelte die kleinen Teilnehmer des Workshops mit der georgischen Malerin und Illustratorin Ia Bakhtadze stolz erste Ergebnisse vorweisen. "Welt der Farben" heißt ihr Mitmach-Angebot, das prima zum diesjährigen Messemotto passt: Unter dem Nenner "Kunterbunte Welt" präsentieren sich Autoren und Künstler aus 22 Ländern; mit einem "Abschlussfest der Kulturen" geht die Messe am Sonntag um 15 Uhr zu Ende.

Wer die Verlage sucht: Die präsentieren sich dieses Jahr im VHS-Zentrum. Während der große Saal und der Messebuchladen zur Mittagszeit passabel besucht sind, wirkt das digitale Lesestübchen wie eine einsame Oase der Stille, die als Rückzugsort und Telefonzelle zweckentfremdet wird.

An diesem Samstag

und Sonntag ist die Messe jeweils von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Eintritt: 1,50 Euro. Das Programm unter www.buchmesse-saarbruecken.eu

Der deutsche Autor und Illustrator Matze Döbele und seine französischen Kollegen Emmanuel Bourdier und Zaü sind am Freitag auf der Kinder- und Jugendbuchmesse mit dem deutsch-französischen Jugendliteraturpreis geehrt worden. Döbele erhielt die Auszeichnung für sein Werk "Konrads Schatten". Die Jury lobte vor allem sein Szenenbild und seine Figurkompositionen.

Der Autor Emmanuel Bourdier und der Künstler Zaü, der mit richtigem Namen André Langevin heißt, wurden für ihr Buch "Les jours noisette" geehrt. Es sei "eine kindgerechte Erzählung ohne Effekthascherei". Die mit insgesamt 16 000 Euro dotierte Auszeichnung wird jährlich von der Stiftung für die deutsch-französische kulturelle Zusammenarbeit und der Europäischen Kinder- und Jugendbuchmesse vergeben. Ziele des Preises sind die Vertiefung des literarischen Brückenbaus zwischen Deutschland und Frankreich und die Förderung bisher unbekannter zeitgenössischer Jugendbuchautoren.