Heute beginnt die letzte Saarmesse
Die letzte Saarmesse wird an diesem Samstag eröffnet. Aus einer kleinen Messe wurde eine international viel beachtete Leistungsschau. Sie war Wegbereiter der Annäherung zwischen Ost und West. Prominenz aus der Bundespolitik war regelmäßig auf der Messe zu Gast.
Als am 29. April 1950 die erste Saarmesse durch den französischen Hochkommissar Gilbert Grandval eröffnet wurde, war das ein besonderes Ereignis. Saarbrücken war jetzt Messestadt. "Die erste Saarmesse ist ein Meisterstück", lobte der damalige Saarbrücker Bürgermeister Peter Zimmer (SPS) die Ausstellung. Immerhin waren schon zur Premiere 330 Aussteller an den Saarbrücker Schanzenberg gekommen, obwohl nur Firmen aus dem Saarland zugelassen waren. 66 Jahre später findet ab diesem Samstag die letzte Saarmesse statt. Damit geht ein wichtiges Kapitel saarländischer Wirtschafts- und Gesellschaftsgeschichte zu Ende.
Der eigentliche Vater der Saarmesse war Heinz Grandmontagne. Zusammen mit seinen drei Brüdern Willi, Daniel und Fritz fasste er schon 1946 den Entschluss, in Saarbrücken eine Messegesellschaft ins Leben zu rufen. Grandmontagne, der bereits in München und Stuttgart im Auftrag der US-Besatzung zwei Exportschauen organisiert hatte, stieß mit seinen Plänen bei der saarländischen Industrie allerdings auf wenig Gegenliebe. Eine privat verantwortete Messe passte den Kohle- und Stahlbaronen gar nicht.
Doch Saarbrückens Bürgermeister Zimmer, der gleichzeitig Präsident des saarländischen Landtags war, setzte sich durch. Er schloss mit den Grandmontagnes einen Betreiber-Vertrag, der später immer wieder verlängert wurde. Seit 1950 war daraufhin die Landeshauptstadt Saarbrücken der ideelle Träger der Saarmesse - und die Familie Grandmontagne der wirtschaftliche. Diese Messe-Ehe wurde erst im Jahr 2012 geschieden, als die Stadt nach einer langen Auseinandersetzung mit der Familie Grandmontagne die Messegesellschaft übernahm.
Obwohl die Saarmesse anfangs auf das Saarland fokussiert war, waren kurze Zeit später schon viele Firmen aus Frankreich dabei, da das Land an der Saar seinerzeit in den französischen Wirtschaftsraum integriert war. Später jedoch wurde die Saarmesse immer internationaler, vor allen Dingen nach dem wirtschaftlichen Anschluss des Saarlandes an die Bundesrepublik Ende der 1950er Jahre. Lange Zeit war der kürzlich verstorbene FDP-Politiker Hans-Dietrich Genscher Schirmherr der Messe. Innerhalb der Gastronomie-Zone existierte sogar ein Genscher-Stübchen.
Früh präsentierten sich auch offiziell viele Länder auf der Saarmesse - so 1988 etwa die Volksrepublik China. Die Schau war außerdem ein Spiegelbild der Entspannungspolitik zwischen Ost und West. Polen und die DDR waren seit den 1980er Jahren mit Kollektivständen in den Hallen am Schanzenberg vertreten.
Für die Saarländer und die Besucher aus den Nachbarregionen war die Saarmesse über Jahrzehnte eine herausragende Leistungsschau mit einer Vielzahl von Produkten rund um Heim und Garten. Sie war aber auch ein Schaufenster der Industrie. Die Palette reichte vom Gurkenhobel bis zur Bergwerks-Ausrüstung. Auch das gastronomische Angebot schätzten die Messebesucher. In mehreren Hallen versorgten die Bierbrauer, die Wein- und Wurstverkäufer sowie andere Mitglieder der "Gudd-gess"-Fraktion ihren nie versiegenden Kundenstrom.