Grünes Licht für die Bahn-Reform

Berlin · Der Aufsichtsrat hat Bahnchef Grube gestern Abend grünes Licht für dessen Sanierungsprogramm gegeben. Noch aber sind wohl wichtige Fragen zu den Problemsparten des Konzerns offen.

Mit mehr Investitionen und einer effizienteren Struktur will die Deutsche Bahn zurück in die Erfolgsspur. Der Aufsichtsrat der Staatskonzerns billigte gestern ein entsprechendes Konzept von Vorstandschef Rüdiger Grube .

Schwerpunkt sei das mehrjährige Programm "Zukunft Bahn", teilte das Unternehmen nach der Sitzung der Kontrolleure mit. Es sieht Investitionen von 20 Milliarden Euro vor, mit denen der Zugverkehr für die Kunden attraktiver und pünktlicher werden soll.

Die Bahn sprach von "weitreichenden Beschlüssen zur Zukunft des Unternehmens". Wichtige Details zu dem geplanten Maßnahmenbündel ließ der Konzern aber noch offen. Grube und seine Vorstandskollegen wollen das Programm heute offiziell vorstellen. Die Aufseher unterstützten "ausdrücklich den Kurs des Vorstandes für mehr Qualität, Pünktlichkeit und Wirtschaftlichkeit", teilte Aufsichtsratschef Utz-Hellmuth Felcht mit.

Zugleich hieß es aber auch: "Der Vorstand wird mit dem Aufsichtsrat weitere Konkretisierungen im Jahr 2016 diskutieren." Umstritten war zuletzt vor allem, wie es mit dem notleidende Schienengüterverkehr weitergeht. Aus dem Umfeld des Aufsichtsrats hieß es, die Güterbahn DB Schenker Rail solle in den Jahren 2016 und 2017 saniert werden. Von 2018 an solle die Sparte dann wieder ein Prozent stärker als der Marktdurchschnitt wachsen.

Nach Informationen der "Stuttgarter Zeitung" will der Vorstand mindestens 2600 der 31 000 Stellen bei Schenker Rail streichen. Grube hatte im Oktober angekündigt, dass bei der Güterbahn "im Zuge der Umstrukturierung Arbeitsplätze verloren gehen". Er versprach damals, dass niemand arbeitslos werde. Die Bahn hat einen internen Stellenmarkt mit Vermittlung und Möglichkeiten der Umschulung und Weiterqualifizierung.

Kurz vor der Aufsichtsratssitzung war bekannt geworden, dass das Management in den beiden kommenden Jahren mit einem weiteren Rückgang der Transportleistung rechnet. Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) sprach sich ebenso wie Umwelt- und Verkehrsverbände gegen Überlegungen aus, weniger Güter auf der Schiene zu transportieren.

Die Bahn werde das Geschäftsfeld Dienstleistungen auflösen, teilte der Konzernbetriebsrat mit. Das lasse sich "nicht verhindern", sagte der Vorsitzende Jens Schwarz, der Mitglied des Aufsichtsrats ist. Dort hätten die Arbeitnehmervertreter aber gefordert, dass Tarif- und Sozialstandards auch künftig eingehalten werden.

Für die Dienstleistungen, aber auch für die Güterbahn, Regionalverkehr und Fahrzeug-Instandhaltung erwarte der Betriebsrat vom Vorstand Strategiekonzepte mit einer Perspektive bis zum Jahr 2030. Noch ließen sich "nicht alle Konsequenzen" absehen, hieß es.

Anfang Dezember war durchgesickert, dass die Bahn 2015 trotz eines Rekordumsatzes von mehr als 40 Milliarden Euro erstmals seit dem Jahr 2003 wieder einen Verlust einfahren wird. Zwar sei im laufenden Geschäft ein Plus von 1,75 Milliarden Euro erzielt worden. Kosten für den Konzernumbau und Wertberichtigungen im Güterverkehr drückten das Jahresergebnis jedoch ins Minus.

Meinung:

Der Kundestört

Von SZ-RedakteurThomas Sponticcia

Eigentlich bräuchte die Deutsche Bahn ein Vorstandsmitglied, das den ganzen Tag nichts anderes macht als Zug fahren: von Ost nach West, von Nord nach Süd. In Fern- und Nahverkehrszügen, am besten mit einem Schild um den Hals: Ihr Ansprechpartner. Ein Mensch, der für die Kunden sofort erreichbar ist, einer, der sich persönlich kümmert. Um die Beschwerden über Züge , die später kommen oder gar nicht. Über hoffnungslos überfüllte Züge und unattraktive Sparangebote, die einen zeitlich stark einschränken. Vielerlei gäbe es zu ändern. Doch der Kunde ist der eigentliche Störfaktor im System Bahn. Er erkennt einfach die "Leistungen" des Vorstandes nicht an und auch nicht deren überhöhte Gehälter. Doch immerhin mitfahren darf der Kunde. Er zahlt den ganzen Apparat ja mit.

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