Forbach. Wenn die Franzosen etwas "très francais" nennen, also sehr französisch, gilt dies als Kompliment und Warnung zugleich. Der Leiter des Forbacher Carreau, Frédéric Simon, wählte am Dienstagabend die Formulierung, um das auf Deutsch übertitelte Gastspiel aus Grenoble zu charakterisieren. Man machte sich also gefasst auf einen typischen "Comédie Francaise"-Abend: effektreduziert und wortkonzentriert.Doch dann kam es für Marivaux' "Triumph der Liebe" (1732) so hart, wie es selbst im konventionellen französischen Sprechtheater nicht kommen muss. Der Grund: Inspirations-Versagen des Regisseurs. Der quecksilbrige Rokoko-Reigen, in dem die antike Prinzessin Leonida Männer und Frauen den Kopf verdreht und ein rhetorisches und erotisches Verführungs-Feuerwerk sondergleichen abbrennt, wird bei Jacques Osinski zu einem Standbild. Durchaus angenehm anzuschauen, denn Lionel Acat hat den Garten des Philosophen Hermokrates - Sinnbild nicht ausgelebter Triebe - in eine asiatische Kulisse verlegt: üppig-exotisches Grün wuchert hinter strengem, ästhetischem Holz-Dekor. In dieser Einheitskulisse hinkt die Inszenierung hinter dem tänzerisch-flotten Takt der Marivaux-Komödie her, enthüllt uns weder die Grazie noch den spöttischen Unterton des Stückes, in dem Kopfmenschen vom Wirbelsturm Liebe durchgeschüttelt und sexuell Vertrocknete von der Flut des Begehrens mitgerissen werden: Das Fleisch siegt über die Vernunft. Doch Osinski begnügt sich mit Aufsage-Theater, lässt seine Darsteller Dialogkunst zelebrieren statt Charaktere entfalten und Gefühls-Chaos durchleben. Das hat zwar Klasse und Noblesse - aber weder Unterhaltungs- noch Erkenntniswert. Höflicher Applaus im sonst beifallsfreudigen Carreau. ce