Ordensübergabe mit fünfjähriger Verspätung

Luxemburg. Wer den Austausch von Artigkeiten liebt, war gestern bei der saarländisch-luxemburgischen Pressekonferenz im Senninger Schloss, dem Konferenzzentrum des Großherzogtums, am richtigen Ort

 Bei der gemeinsamen Kabinettssitzung hat Luxemburgs Premier Jean-Claude Juncker (l.) von Saar-Ministerpräsident Peter Müller den saarländischen Verdienstorden angeheftet bekommen. Foto: rup

Bei der gemeinsamen Kabinettssitzung hat Luxemburgs Premier Jean-Claude Juncker (l.) von Saar-Ministerpräsident Peter Müller den saarländischen Verdienstorden angeheftet bekommen. Foto: rup

Luxemburg. Wer den Austausch von Artigkeiten liebt, war gestern bei der saarländisch-luxemburgischen Pressekonferenz im Senninger Schloss, dem Konferenzzentrum des Großherzogtums, am richtigen Ort. Im Anschluss an eine gemeinsame Kabinettssitzung bedankte sich dort nämlich der luxemburgische Premierminister Jean-Claude Juncker in aller Form und mit vielen Worten dafür, dass ihm gerade zuvor der saarländische Verdienstorden durch Ministerpräsident Peter Müller überreicht worden war. Nichtsdestoweniger rutschte dem Premier heraus, dass die Übergabe des Ordens mit erheblicher Verspätung erfolge, weil die Verleihung ja eigentlich vor fünf Jahren stattfand. Dem entgegnete Müller, dass die zeitliche Verzögerung der Übergabe auf die "Tugend der Bescheidenheit" des Premierministers zurückzuführen sei, nachdem man zuvor mehrere vereinbarte Termine habe verstreichen lassen. Mittlerweile aber, so Müller, sei die "Summe der Verdienste so erdrückend geworden", dass sich die Aushändigung des Ordens nicht weiter habe verdrängen lassen. Inhaltlich gab es einiges zu berichten, womit sich die "Intensität und Intimität der Beziehungen", so Juncker, durchaus belegen lassen sollte. Das ging los mit der Unterstützung; die Juncker dem Saarland zur Verlängerung der Steinkohlebeihilfen zusagte (siehe auch Seite A 7). Es ging weiter mit der Beratung für Grenzgänger in der Großregion, die nach dem Willen von Brüssel heftig zusammengestrichen werden soll. Auch hier wollen beide die Kommission zu einem Umdenken bewegen. Anschließend waren sich "beide Länder einig, dass die Gründung der Task Force für Grenzgänger mit Sitz im Saarland möglichst schnell erfolgen soll". Hierbei handelt es sich um eine verhältnismäßig kleine Institution, die den Pendlern bei der Bewältigung der Hürden, die aus der Unterschiedlichkeit der Besteuerungs- und Sozialsysteme erwachsen, zur Seite stehen soll. Ferner sprachen sich beide Seiten für eine professionelle, einheitliche Gestaltung der grenzüberschreitenden Bus- und Bahnlinien aus. Müller und Juncker luden die übrigen Partner in der Großregion dazu sein, sich an dem gemeinsamen Vorhaben zu beteiligen. Nicht zuletzt wurde ein Projekt zum Austausch von Grundschullehrern zwischen dem Saarland und dem Großherzogtum beschlossen. Und angestrebt, so hieß es schließlich, werde eine weitere Kooperation im Gesundheitswesen. Allerdings wurden die Journalisten zu Details dieser Vorhaben und Abmachungen an die entsprechenden Ressortminister verwiesen; mehr als fünf Fragen waren auch nicht möglich, weil Müller in Zeitnot gewesen sei. Am Ende rätselten die Journalisten darüber, ob das Glas, mit dem die Beziehungen zum Großherzogtum gemessen werden, nun halbvoll oder halbleer sei. Geschäumt hat es nicht.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort