Doppelter Tiefschlag für LBBW

Stuttgart. Die größte deutsche Landesbank, die baden-württembergische LBBW, muss zwei schmerzhafte Tiefschläge hintereinander einstecken: Wenige Tage nach der Präsentation tiefroter Zahlen ist die Landesbank Baden-Württemberg ins Visier der Staatsanwälte gerückt. 240 Ermittler haben die Zentrale der Bank und Privatwohnungen durchsucht

Stuttgart. Die größte deutsche Landesbank, die baden-württembergische LBBW, muss zwei schmerzhafte Tiefschläge hintereinander einstecken: Wenige Tage nach der Präsentation tiefroter Zahlen ist die Landesbank Baden-Württemberg ins Visier der Staatsanwälte gerückt. 240 Ermittler haben die Zentrale der Bank und Privatwohnungen durchsucht. Schwere Untreue wegen zu riskanter Finanzgeschäfte lautet der Vorwurf der Ermittler gegen sieben amtierende und frühere Vorstände - darunter auch Ex-Chef Siegfried Jaschinski (Foto: ddp). Sie sollen seit Ende 2006 dreistellige Millionenbeträge in zu riskante Finanzgeschäfte investiert oder diese Investitionen nicht verhindert haben. Dabei sei ein Schaden in Millionenhöhe entstanden. Die beiden Hiobsbotschaften kommen zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt: In wenigen Tagen will die EU-Kommission endgültig über ihre Auflagen für das angeschlagene Institut entscheiden. Obwohl der amtierende Vorstandschef Hans-Jörg Vetter vom Verdacht der kriminellen Machenschaften ausdrücklich ausgenommen wird, muss der Manager auch für diese Hinterlassenschaft seines Vorgängers Jaschinski in Brüssel den Kopf hinhalten. Bislang soll der neue Mann an der LBBW-Spitze bei den Wettbewerbshütern den Eindruck vermittelt haben, die Bank durch einen umfangreichen Konzernumbau wieder auf Kurs zu bringen. Ob die Behörde nach der Razzia nun - wie angekündigt - auf eine vertiefte Prüfung der Milliardenbeihilfen für die Stuttgarter verzichten will, scheint zumindest zweifelhaft. Auch beim Blick in die Bücher der größten deutschen Landesbank kommt nach den aktuellen Quartalszahlen keine Zuversicht auf: Nach den ersten neun Monaten steht unter dem Strich ein Minus von 620 Millionen Euro. Für das Gesamtjahr 2009 geht Bank-Chef Vetter von einem deutlichen Verlust aus, angeblich rund zwei Milliarden Euro. Da der von der EU-Kommission geforderte Konzernumbau und der damit verbundene Abbau von 2500 Jobs teuer wird, scheint eine Rückkehr in die Gewinnzone in absehbarer Zeit eher unrealistisch. Mit den neuen Vorkommnissen hat sich die LBBW endgültig von der Rolle des Hoffnungsträgers unter den Landesbanken verabschiedet und sich unter die Sorgenkinder HSH Nordbank und Bayern-LB eingereiht. Gegen beide Landesbanken ermittelt die Staatsanwaltschaft. Die LBBW hat sich die Schwierigkeiten dem Vernehmen nach zumeist durch Zukäufe eingehandelt. Die Transaktionen, die von der Staatsanwaltschaft untersucht werden, hätten die Landesbanken von Sachsen und Rheinland-Pfalz getätigt, die von der LBBW übernommenen wurden. "Schwierige Geschäfte sind mit den Fusionen ins Haus gekommen", sagte SPD-Oppositionsführer Claus Schmiedel, der im LBBW-Verwaltungsrat sitzt. Durch die neuen Tiefschläge wird auch die Position des Vorstandschefs Vetter an der Spitze der LBBW nicht leichter. Sollten sich die Vorwürfe erhärten, dass das LBBW-Management durch zu riskante Finanzgeschäfte einen Schaden in Millionenhöhe verursacht hat, muss dieser sich für bohrende Fragen in den Aufsichtsgremien wappnen. Schließlich haben die in der Trägerversammlung vertretenen Eigner - das Land, die Sparkassen und die Stadt Stuttgart - unter großen Mühen fünf Milliarden Euro lockergemacht, um das Eigenkapital aufzustocken. Überdies wurden Risikopapiere im Umfang von zwölf Milliarden Euro abgesichert. Die Ermittlungen dürften auch den Mitgliedern des Verwaltungsrats auch deshalb sauer aufstoßen, weil sie den früheren LBBW-Chef Jaschinski lange Zeit gegen Kritik in Schutz genommen hatten. Meinung

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