Dinge des Alltags, aus ihrem Kontext gelöst

Saarbrücken. Eigentlich sind es gewohnte Szenerien, die Hannes Woidich in der Dunkelheit ablichtet: Parks der Vorstadt mit Bänken und Spielgeräten für Kinder. Doch menschenleer muten sie fremd und verstörend an - "Nachtgelände" hat der 1976 in Waiblingen bei Stuttgart geborene Fotograf die in der Stadtgalerie gezeigte Serie passend überschrieben

Saarbrücken. Eigentlich sind es gewohnte Szenerien, die Hannes Woidich in der Dunkelheit ablichtet: Parks der Vorstadt mit Bänken und Spielgeräten für Kinder. Doch menschenleer muten sie fremd und verstörend an - "Nachtgelände" hat der 1976 in Waiblingen bei Stuttgart geborene Fotograf die in der Stadtgalerie gezeigte Serie passend überschrieben. Hierzu gehört auch die Aufnahme zweier roter Bänke unter einem herbstlichen Baum. Bis auf wenige Reste sind die Blätter zu Boden gefallen - nur die Bänke sind frei von Blattwerk und tragen Spuren menschlichen Treibens. Tagsüber werden Bänke, Rutsche, Schaukel, Spielschiff und Freiluftkapelle sichtlich rege genutzt. Doch in der Nacht ist alles anders. Dem in Dortmund lebenden Fotografen geht es um die Zeit dazwischen, um einen Zustand zwischen lebendiger Zivilisation und ruhender Natur. Während einer längeren Belichtungszeit blitzt er seine Motive mehrmals an, um die Aufnahmen später am Computer zu einem perfekt ausgeleuchteten Bild zusammen zu setzen. Ungewiss, kühl und dabei sehr ausdrucksstark sind die Bildwelten, für die Woidich 2007 den fünfstellig dotierten Canon-Förderpreis erhielt.Ähnliches hat er im Sinn mit der Serie "Maschine", die gemeinsam mit den "Nachtgeländen" zu sehen sind. Hier hat er sich nachts in Fabrikhallen begeben, um still stehende Maschinen zu fotografieren. Eine Zeitungstransportmaschine etwa, die an eine Achterbahn erinnert. Sauber, losgelöst von der Funktion befinden sich auch diese Maschinen in einem ungewohnten Zustand: zwischen Produktion und freier Assoziation. Die Dinge aus ihrem Zusammenhang zu lösen und sie neu in Szene zu setzen, bedeutet eben auch hier die Schaffung einer neuen, faszinierenden Realität. qbBis 22. August. Dienstag, Donnerstag bis Sonntag 11 bis 19 Uhr, Mittwoch 12 bis 20 Uhr. Künstlergespräch: am 18. August um 18 Uhr.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort