Bundesbank will Goldschatz prüfen

Frankfurt. "Ich war noch niemals in New York ..." - sollte Udo Jürgens' Schlager auch für deutsche Bundesbanker gelten? In den dortigen Tresoren der US-Notenbank Fed ist ein Großteil der deutschen Goldreserven gebunkert

Frankfurt. "Ich war noch niemals in New York ..." - sollte Udo Jürgens' Schlager auch für deutsche Bundesbanker gelten? In den dortigen Tresoren der US-Notenbank Fed ist ein Großteil der deutschen Goldreserven gebunkert. Warum eigentlich holt man nach 60 Jahren nicht endlich "unser Gold heim", wie es eine gleichnamige Bürgerinitiative fordert? Zumindest, so verlangen es nun der Bundesrechnungshof und einige Bundestagsabgeordnete, sollte die Bundesbank ihr Gold im Ausland regelmäßig kontrollieren.3396 Tonnen Gold, aktueller Marktwert: 144 Milliarden Euro - nur die Fed nennt unter den Zentralbanken der Welt einen größeren Goldschatz ihr Eigen als die Deutsche Bundesbank. Was könnte man damit nicht alles bezahlen: Renten, Hilfen für die Opfer der Elbeflut 2002, einen Systemwechsel im Gesundheitswesen - ginge es nach der Politik, wäre der deutsche Goldschatz schon oft "versilbert" worden.

Fast schon legendär: Die "Operation Goldfinger" des damaligen Bundesfinanzministers Theo Waigel (CSU) im Jahr 1997. Deutschlands oberster Kassenwart wollte die Bundesbank dazu bringen, ihre Gold- und Devisenreserven höher zu bewerten und daraus resultierende Gewinne an den Bund auszuschütten. Waigel holte sich eine blutige Nase: Die Notenbank wehrte sich erfolgreich gegen den Eingriff in ihre Geldpolitik.

Doch: Ist das Edelmetall, das nach Schätzungen von Branchenkennern zu rund zwei Dritteln in New York, Paris und London aufbewahrt wird, womöglich nur auf dem Papier vorhanden? Der Bundesrechnungshof moniert, die bei ausländischen Notenbanken gelagerten Reserven seien noch nie von der Bundesbank oder durch andere unabhängige Prüfer "körperlich aufgenommen und auf Echtheit und Gewicht" geprüft worden. Schließlich "geht es um unseren Staatsschatz, die Basis unserer Währung".

Dass deutsches Gold in den Tresoren von Fed, Banque de France und Bank of England lagert, ist historisch gewachsen: Das Edelmetall ging vor allem in den 50er und 60er Jahren als Bezahlung hoher deutscher Außenhandelsüberschüsse in den Besitz der Bundesbank über. Die Bundesbank argumentierte, die Lagerung im Ausland sei "betriebswirtschaftlich sinnvoll, solange sie kostengünstiger ist als der Transport nach Deutschland und der Bau zusätzlicher Tresoranlagen". Zudem könnte man zum Beispiel das Gold in New York im Falle einer Währungskrise schnell in US-Dollar umtauschen.

Doch die Bundesbank hat ein Einsehen mit den Zweiflern: Die Notenbank betonte gestern zwar, die in den USA, Frankreich und England gelagerten Reserven seien sicher. Zugleich erklärte sie: "Ungeachtet der bestehenden Rechtsauffassung wird die Bundesbank Anregungen des Bundesrechnungshofs, soweit es möglich ist, aufgreifen." Nach Angaben der Rechnungsprüfer will die Notenbank in den kommenden drei Jahren zudem jeweils 50 Tonnen des in den USA lagernden Goldes nach Deutschland bringen, um es zu prüfen. Wie genau das vonstattengehen soll, lassen sich die Notenbanker nicht entlocken. Womöglich fahren bald doch ein paar Frankfurter Währungshüter nach New York.

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