Bummeln über den Wendelsmarkt

St. Wendel. "Leute, kauft warme Unterhosen, am Wochenende wird es bitterkalt." Dem Händler, der das gestern von seinem Wäschestand aus den Wendelsmarktbummlern zurief, mochte man es bei der Sonne und den milden Temperaturen kaum glauben. Und dennoch: dass die kalte Jahreszeit vor der Türe steht, war an vielen Angeboten zu spüren

 Bei frühlingshaften Temperaturen dachten viele Marktbesucher schon an die kommende Saison und deckten sich mit Blumenzwiebeln und Saatgut ein. Foto: B&K

Bei frühlingshaften Temperaturen dachten viele Marktbesucher schon an die kommende Saison und deckten sich mit Blumenzwiebeln und Saatgut ein. Foto: B&K

St. Wendel. "Leute, kauft warme Unterhosen, am Wochenende wird es bitterkalt." Dem Händler, der das gestern von seinem Wäschestand aus den Wendelsmarktbummlern zurief, mochte man es bei der Sonne und den milden Temperaturen kaum glauben. Und dennoch: dass die kalte Jahreszeit vor der Türe steht, war an vielen Angeboten zu spüren. Zum Beispiel an den dicken Pullis zum Sonderpreis beim Super-Mario, am Wühlstand mit den kaum überschaubaren Wintersachen auf dem Fruchtmarkt, an dem Tisch mit den Strickmützen und am Advents- und Weihnachtstee.Der Händler mit dem handbetriebenen Multiquirl konnte über mangelndes Interesse nicht klagen. "Das Ding arbeitet zehnmal schneller als der elektrische Mixer und stellt Sahne in eineinhalb Minuten her", warb er bei den Kundinnen. Er machte es vor und kippte die Sahne aus dem Becher in einen Riesenbehälter, der schon fast voll war mit der weißen Pracht.

"Probieren Sie mal meinen ,Hugo', der schmeckt phantastisch", sprach Oswin Bauer aus St. Ingbert die Leute in der Oberstadt an. ,Hugo' war ein Getränk aus Sekt, Holunderblüten und Minze. "Ist eigentlich für den Sommer, lässt sich aber auch an einem so schönen Herbsttag wie heute genießen." Originell war sein Lebkuchenlikör und sein Wendelinus-Tropfen aus Aprikosen und Mandeln. Für viele Marktbesucher schien der Mann mit der Pastaclean-Paste ein Wundermann zu sein. Er kippte in eine Schale mit Wasser Kirschsaft, Tinte und Jod hinzu und mixte alles durcheinander. Dann löste er zwei bohnengroße Pastastückchen darin auf, und in Sekundenschnelle war das Wasser wieder farblos.

Grabschmuck für die Totengedenktage gab es in reicher Auswahl bei Sabine Klein aus Saarlouis. Eine Kreation war schöner und bunter als die andere. "Zu haben von zehn Euro an aufwärts, nach oben sind keine Grenzen gesetzt." Was gab es sonst noch auf dem Wendelsmarkt? Die Kunden kauften Mandelgebäck aus Italien, echten Pfälzer Nougat, von 50 auf zehn Euro herabgesetzte glitzernde Halsketten, Taschen und Etuis aus alten Schullandkarten.

Schuhe über Schuhe lagen am Stand von Karl-Heinz Ketzler aus Thaleischweiler. Interessenten mussten sie allerdings im Stehen anprobieren. Friedbert Weber aus St. Wendel ärgerte sich darüber, dass die Wendelinus-Darstellung am Mia-Münster-Haus wieder einmal, wie schon öfter, vom Standaufbau eines Händlers verdeckt worden war. "Und das auch noch am Wendelsmarkt", monierte er.

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