Anämie und Poesie: Ein Klavierabend mit Robert Leonardy

Saarbrücken · Im September 2013 präsentierte Robert Leonardy im Rahmen des Kulturprogramms zum 50-jährigen Jubiläum des Élysée-Vertrages im Kammermusiksaal der Berliner Philharmonie ein Schumann-Ravel-Programm. An diesem Samstag konnte das saarländische Publikum den Konzertabend auf dem Saarbrücker Halberg erleben.



Bei Robert Schumanns "Faschingsschwank aus Wien" kann der Zuhörer schwanken, ob äußerlicher Politur-Glanz oder innere Architektur dominieren sollen. Leonardy bevorzugte den breiten, kolorierenden Pinsel, der mitunter auch flüchtig summierte. Synkopisches und rhythmisch Prägnantes wurde leicht weichgespült und so entschärft. Die "Blaue Blume" der Romantik wollte nicht so recht aus dem technischen Unterholz sprießen. Eine "Romanze" inspirierte Gefühligkeit, eine "Novelette" bettete "mit Bravour" Melodisches ins "rasche" Figurenwerk ein.

Maurice Ravels Teilwiedergabe (warum nicht alle sechs Teile?) aus "Le tombeau de Couperin" wirkte ein wenig anämisch, auch wenn das "Menuet" beschaulich-subjektive Agogik und weniger Tanzschritte suggerierte. Dann ein Szenenwechsel zum Finale: Ravels "Gaspard de la nuit", von ungeheurer technischer Schwierigkeit und zugleich feinster musikalischer Nuancen. Ein veränderter, gerundeter Klavierklang ließ aufhorchen, mit subtiler, entspannter Anschlagskultur in "transzendentale Virtuosität", gepaart mit stimmungsvoller Poesie und überzeugender Expressivität. Eindrucksvolle Stimmungsbilder, die man nach den Zugaben gerne mit in die Nacht hinausnahm.

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