Ottweiler. Das Herzstück der Produktion des Ottweiler Michel-Verlages ist ein wahres Raritäten-Kabinett: Speziell modifizierte Buchdruck-Maschinen der Marke Heidelberger (der Experte sagt "Tiegel" ), an denen Karten Stück für Stück veredelt werden, klappern hier um die Wette. Da wird mit Rollen glänzender Folien gearbeitet, mit aufwändigen Prägungen und allerlei anderen Verzierungen. An jeder Maschine ein Mann, der einrichtet, druckt, jede einzelne Karte prüft und dann sorgfältig stapelt. Hört sich recht gemütlich an. Ist es aber nicht. Denn der Karten-Verlag Michel ist einer der ganz großen Produzenten von Papier gewordenen Glückwünschen, Trauer-Bekundungen, Entschuldigungen, "Lebenszeichen" oder repräsentativen Gutscheinen.Rund 2500 verschiedene Motive sind im Angebot, gestaltet mit Schriften in den verschiedensten Sprachen. "Wir haben Groß- und Einzelhandels-Kunden fast in ganz Europa", freuen sich Geschäftsführerin Gabriele Paul (69), der technische Leiter Hans Paul (70) und Verlagsleiter Ägidius Kunz (50) über den Erfolg des traditionsreichen und bodenständigen Ottweiler Unternehmens. "Hier wird noch ganz handwerklich gearbeitet", sieht das Führungs-Trio die Stärken des Michel-Verlags in der Individualität, Sorgfalt und Präzision, die Michel-Karten von Massen-Produkten unterscheide. 1928 gründete Georg Michel den nach ihm benannten Verlag. 1990 erwarb Gabriele Paul den Karten-Spezialisten und auch ihr Ehemann Mann Hans Paul widmet sich seit dem Jahr 2003, als das Paulsche Familien-Unternehmen der benachbarten Ottweiler Druckerei ganz in die Hände der nächsten Generation weitergegeben wurde, intensiv dem Kartengeschäft. "Als gelernter Buchdrucker interessiert mich diese Sparte mit ihren technischen Finessen ganz besonders", beschreibt Hans Paul sein Betätigungsfeld als der Technik-Spezialist des Hauses. Der Michel-Verlag befindet sich auf Expansionskurs. Als der Standort Alte Brauerei zu klein wurde kam 2002 ein Neubau dazu, der jetzt schon wieder erweitert werden musste, um Platz für die Cellophanier-Maschine zu schaffen. Weitere Investitionen wie Systemlösungen für digitale Musterbücher und Auftragserfassung sind in der Planung. 40 fest Angestellte arbeiten zurzeit im höchst kleinteiligen Geschäft mit den Karten und Kärtchen (beliebt vor allem in der Floristik), dazu kommt eine bis zu 100-köpfige Schar von Aushilfskräften, die meist in Heimarbeit werkeln ("viele Frauen und Rentner hier aus der Umgebung"). Denn die Karten-Produktion des Michel-Verlags setzt auch auf aufwändige Details wie in goldene Ösen eingehängte Schlüsselchen oder aufgeklebte Dekore. Alles Handarbeit. Wie auch das Ausrüsten der Mini-Karten mit winzigen Klammern. Im Saarland und Umgebung ist der Michel-Verlag nach Aussage der Eigner konkurrenzlos. Angesichts des schier unerschöpflichen Ideenreichtums der Designer dürfte die Palette der Karten aus dem Michel-Verlag noch bunter werden. "Wir arbeiten stetig daran", sucht Geschäftsführerin Gabriele Paul nach immer neuen Herausforderungen.

Auf einen BlickDie Michel-Verlag GmbH wurde 1928 in Ottweiler von Georg Michel gründet. 1990 erwarb die heutige Geschäftsführerin Gabriele Paul den Verlag, der sich auf Grußkarten aller Art spezialisiert hat. Verlagsleiter: Ägidius KunzBeschäftige: 40 fest Angestellte, 80 bis 100 Aushilfen, teilweise als Heimarbeiter.Jahresproduktion: Rund 13 Millionen Karten mit Aufschriften in verschiedenen Sprachen.Belieferte Länder: Frankreich, Benelux, Schweiz, Österreich, Island, Finnland, Schweden, Norwegen, Dänemark, Malta, Brasilien, Faroer Inseln. Adresse. Michel-Verlag GmbH, 66564 Ottweiler, Johannes-Gutenberg-Straße, Telefon (06824)93120, E-Mail info@MichelVerlag.de, Internet-Auftritt www.michelverlag.de. sl