Weniger Lothringer pendeln ins Saarland

Saarbrücken. Die Großregion Saar-Lor-Lux wächst wirtschaftlich immer enger zusammen. Dennoch sinkt die Zahl der französischen Einpendler aus Lothringen ins Saarland seit Jahren kontinuierlich, wie die Chefin der Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit in Saarbrücken, Heidrun Schulz (Foto: dapd), sagt

Saarbrücken. Die Großregion Saar-Lor-Lux wächst wirtschaftlich immer enger zusammen. Dennoch sinkt die Zahl der französischen Einpendler aus Lothringen ins Saarland seit Jahren kontinuierlich, wie die Chefin der Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit in Saarbrücken, Heidrun Schulz (Foto: dapd), sagt. Der Grund dafür liegt nach ihrer Einschätzung in den mangelnden Sprachkenntnissen sowohl auf der französischen wie auf der deutschen Seite. Waren es vor zehn Jahren noch rund 20 000 lothringische Pendler, die täglich an die Saar zur Arbeit kamen, ist ihre Zahl inzwischen auf gut 13 000 lothringische Pendler gesunken. Hinzu kommen rund 6500 Deutsche, die in Lothringen wohnen und im Saarland ihren Arbeitsplatz haben. Ihre Zahl, so schätzt die Arbeitsverwaltung in Saarbrücken, dürfte auch weiterhin tendenziell stabil bleiben. Dass sich weniger Saarländer für eine Übersiedlung nach Lothringen entscheiden, wird von Interessenten damit begründet, dass die Haus- und Wohnungspreise in Lothringen mindestens auf das saarländische Niveau gestiegen sind. Der Preisvorteil, der vor zwei oder drei Jahrzehnten noch bei rund 40 Prozent lag, ist dahin. Teilweise sind Einfamilienhäuser im Grenzraum auf der lothringischen Seite schon teurer als hier zu Lande.Neben den immer schwächeren Deutschkenntnissen auf der anderen Seite der Grenze spielt nach den Erfahrungen der Regionalagentur auch das in Frankreich mittlerweile höhere Lohnniveau eine Rolle. Lothringen dürfte zum Saar-Niveau aufgeschlossen haben. Vor allem im Niedriglohnbereich ist eine Beschäftigung an der Saar wegen des in Frankreich vorgegebenen Mindestlohns mittlerweile weniger interessant geworden.

Die Zahl der saarländischen Auspendler nach Frankreich stagniert weiter auf niedrigem Niveau bei rund 1300. Die mittlerweile in Frankreich höheren Löhne bringen kaum mehr Saarländer dazu, sich jenseits der Grenze eine Arbeit zu suchen. Meist fehlt es an den notwendigen Französisch-Kenntnissen, vor allem bei den unteren Einkommenskategorien. Luxemburg dagegen übt eine höhe Anziehungskraft aus. Das Großherzogtum ist nach wie vor, auch nach der Krise, ein attraktiver Standort für saarländische Arbeitnehmer. Das gilt sowohl für Berufe in der Finanzbranche als auch für handwerkliche Tätigkeiten.

Attraktiv sind vor allem die Löhne und Gehälter beim Nachbarn, die zum Teil deutlich über denen an der Saar liegen und die teilweise spürbar geringeren Abgaben. Die Nettoeinkommen in Luxemburg sind so hoch, dass sich tägliche lange Anfahrten mit dem Auto von über einer Stunde lohnen. Aus Luxemburg kommen wegen des Lohngefälles nur 50 Pendler an die Saar.

Ob Luxemburg auch weiterhin so lukrativ für saarländische Arbeitnehmer bleiben wird, sei fraglich, sagen Ökonomen. Der Grund: Die demografische Entwicklung an der Saar, deutlicher Rückgang der Menschen im arbeitsfähigen Alter während der kommenden Jahrzehnte, wird für Fachkräfte die Löhne im Saarland steigen lassen, so dass für den einen oder anderen ein Job beim Nachbarn nicht mehr so interessant bleiben dürfte.

Der große Vorteil Luxemburgs für saarländische Arbeitnehmer liegt erfahrungsgemäß bei den guten Deutschkenntnissen der Luxemburger, so dass eine Verständigung am Arbeitsplatz in der Regel keine Probleme macht. Ausnahme sind Verwaltungsberufe, wo Französisch vorherrschend und zwingend ist. Vorteilhaft für Pendler aus dem nördlichen Saarland ist, dass sie sich auch im Dialekt unterhalten können.

Meinung

Hohe Barriere

Von SZ-RedakteurVolker Meyer zu Tittingdorf

Man mag es bedauerlich finden, doch der Trend wird sich nicht mehr umkehren lassen. Die Sprachbarriere ist so hoch, dass nur noch wenige Arbeitnehmer jenseits der Grenze eine Chance haben. Da nützt es auch nichts, dass die politische Grenze kaum mehr spürbar ist und alle mit der gleichen Währung zahlen. Das Lothringer Platt ist seit langem auf dem Rückzug, es ist die Sprache der Großeltern. Deutsch ist zur Fremdsprache geworden. Für die Saarländer war Französisch ja immer schon eine Fremdsprache. Und nur ein Minderheit lernt eine fremde Sprache in der Schule gut genug, um sich problemlos zu verständigen. Die Nachbarn müssen daher aufpassen, dass sie einander nicht fremd werden.

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