US-Notenbank setzt weiter auf billiges Geld

Washington. Ein falsches Wort, eine zögerliche Antwort oder bloß eine Unsicherheit im Gesichtsausdruck des Chefs der US-Notenbank haben die Kraft, Märkte zu bewegen. Deshalb richteten sich gestern alle Augen auf Ben Bernanke (Foto: dpa), als er Schlag 14.15 Uhr (Ortszeit) die erste Pressekonferenz in der 97-jährigen Geschichte der Federal Reserve (Fed) eröffnete

Washington. Ein falsches Wort, eine zögerliche Antwort oder bloß eine Unsicherheit im Gesichtsausdruck des Chefs der US-Notenbank haben die Kraft, Märkte zu bewegen. Deshalb richteten sich gestern alle Augen auf Ben Bernanke (Foto: dpa), als er Schlag 14.15 Uhr (Ortszeit) die erste Pressekonferenz in der 97-jährigen Geschichte der Federal Reserve (Fed) eröffnete.Eingerahmt von einem Sternenbanner zu seiner Linken und der Federal Reserve Flagge zu seiner Rechten nahm er hinter einem Pult Platz. Was er auch sagte, die Börsianer blieben gelassen. Der Aktienindex Dow Jones und der Dollar zeigten keine wesentlichen Veränderungen. Was Analysten insgesamt als Zeichen für eine "erfolgreiche" Premiere Bernankes werten.

Seine Aussagen boten auch weder für Euphorie noch für Panik Anlass. Der Notenbank-Chef versicherte, der Ankauf der 600 Millionen Dollar an Staatsanleihen werde wie geplant im Juni zu Ende gebracht. Wiederholt musste sich Bernanke der Frage stellen, wann die Notenbank die Geldzügel straffe, nachdem die Fed über die vergangenen Jahre mehr als zwei Billionen US-Dollar an Staatsanleihen und Hypotheken-Papieren aufgekauft hatte, um die Konjunktur zu stützen. "Ich weiß nicht genau, wie lange es dauert, ehe wir die Zügel anziehen", sagte Bernanke. Diese Botschaft hatte er vorher bereits anders übermittelt, als er die Märkte auf eine "ausgedehnte Periode" mit niedrigen Zinssätzen einstellte. So beließ die Notenbank den Leitzins gestern auch bei null bis 0,25 Prozent.

Die Wachstumserwartungen korrigierte Bernanke nach unten. Die Fed gehe nun für 2011 von einem Wirtschaftswachstum zwischen 3,1 und 3,3 Prozent aus. Im Januar war für die US-Wirtschaft ein Wachstum von 3,4 bis 3,9 Prozent vorausgesagt worden. Für das schwächere Wachstum sei die schwache Kreditvergabe sowie die anhaltende Schwäche am Häusermarkt verantwortlich. Hinzu kämen eine relativ hohe Arbeitslosigkeit, hohe Benzinpreise und viele Zwangsvollstreckungen. Dies sei eine "fürchterliche Kombination", sagte Bernanke. Die wirtschaftliche Erholung werde daher vorläufig nur langsam vorangehen, mittelfristig werde sie sich aber wieder beschleunigen.

Bernanke räumte ein, steigende Nahrungsmittelpreise und Rohstoffe führten kurzfristig zu einer höheren Inflation: 2,1 bis 2,8 Prozent erwartet er für dieses Jahr. Im Januar hatte die Fed noch einen Wert zwischen 1,3 und 1,7 Prozent prognostiziert. "Die mittelfristigen Inflationserwartungen haben sich aber nicht wesentlich verändert." Langfristig habe man die Inflation aber unter Kontrolle, so Bernanke. Er will nun künftig vier Mal im Jahr zur Geldpolitik Rede und Antwort stehen und damit für mehr Transparenz sorgen. spa/dpa

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