Gesundheitliche Risiken von Energydrinks werden oft unterschätzt

Berlin · Nach Angaben des Fachmagazins Markenartikel wurden im vergangenen Jahr in Deutschland 328 Millionen Liter Energydrinks verkauft. Das Bundesinstitut für Risikobewertung rät von einem hohen Konsum ab. Es drohten gesundheitliche Beeinträchtigungen.

 Gegen einen maßvollen Konsum von Energydrinks ist nichts einzuwenden. Ob die Getränke jedoch wie von vielen erhofft die Leistung steigern, ist unter Wissenschaftlern umstritten. Foto: dpa

Gegen einen maßvollen Konsum von Energydrinks ist nichts einzuwenden. Ob die Getränke jedoch wie von vielen erhofft die Leistung steigern, ist unter Wissenschaftlern umstritten. Foto: dpa

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(np) Energydrinks sind Getränke, die oft in hohen Konzentrationen Koffein enthalten. Meist sind auch die Stoffe Taurin, Inosit und Glucuronolacton zugesetzt, die die Körperzellen schützen und entgiften sollen. Doch diese Effekte sind fraglich.

Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR), eine wissenschaftlich unabhängige Einrichtung des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft, warnt sogar vor übermäßigem Konsum.

Das Institut berichtet von einzelnen Fällen, in denen nach dem Verzehr von Energydrinks schwere gesundheitliche Beeinträchtigungen aufgetreten sind.

"Es besteht in der Öffentlichkeit wenig Klarheit darüber, welche Auswirkungen koffeinhaltige Getränke auf die Gesundheit haben können", sagt Professor Dr. Andreas Hensel, der Präsident des BfR. Das in den Getränken enthaltene Koffein stimuliert das Herzkreislauf- und das zentrale Nervensystem. Bei hoher Zufuhr können unerwünschte Wirkungen auftreten, zum Beispiel erhöhte Erregbarkeit, Herzrasen, Herzrhythmusstörungen sowie erhöhter Blutdruck . "Aus unserer Sicht können sich gesundheitliche Risiken ergeben, wenn Energydrinks in hohen Mengen getrunken werden", erklärt Hensel.

Zudem gibt es Hinweise, dass der gleichzeitige Konsum größerer Mengen von Energydrinks und höherer Mengen an Alkohol und/oder ausgiebige körperliche Betätigung sowie wenig Schlaf das Risiko für negative gesundheitliche Effekte erhöhen. "Das kann zu schweren gesundheitlichen Beeinträchtigungen führen", sagt Hensel.

Bestimmten Gruppen wie Kindern, Schwangeren, Stillenden und koffeinempfindlichen Personen wird daher empfohlen, auf den Konsum von derartigen Energiegetränken zu verzichten.

Energydrinks enthalten etwa 80 Milligramm Koffein pro 0,25-Liter-Dose und gehören damit zusammen mit Filterkaffee zu den Getränken, die am meisten Koffein enthalten. In einer Dose steckt etwa so viel Koffein wie in einem 0,2-Liter-Becher Filterkaffee und etwa doppelt so viel wie einem Becher Schwarzem Tee. Im Vergleich zu einer Dose Cola oder einem Becher Grünem Tee ist in Energydrinks mehr als doppelt so viel Koffein enthalten.

Für gesunde Erwachsene gilt die Aufnahme von bis zu 200 Milligramm Koffein, also etwa zwei Becher Kaffee oder zwei Dosen Energydrinks, innerhalb kurzer Zeit als gesundheitlich unbedenklich. Über den Tag verteilt können Erwachsene etwa das Doppelte trinken. Für Schwangere und Stillende gilt dies nicht. Sie sollten auch über den Tag verteilt nicht mehr als zwei Dosen trinken. Kinder und Jugendliche vertragen schon allein aufgrund ihres geringeren Körpergewichts weniger.

Die Angaben stellen keine Empfehlungen des BfR dar, sondern bezeichnen lediglich die Mengen, die bei der gesunden Allgemeinbevölkerung als gesundheitlich unbedenklich angesehen werden. Erwachsene nehmen in Deutschland Koffein vor allem über Kaffee auf. Circa zehn Prozent der Jugendlichen konsumieren größere Mengen Koffein über Energydrinks, wie eine Befragung aus dem Jahr 2012 festgestellt hat. Doch auch Kinder nehmen schon regelmäßig Koffein auf, vor allem über Schokolade. Eine Tafel Zartbitterschokolade enthält so viel Koffein wie ein Becher Schwarztee, was etwa einer halben Dose Energydrink entspricht. Eine Tafel Vollmilchschokolade enthält ein Viertel des Koffeingehalts einer Dose Energydrink.

Das Marktforschungsunternehmen Mintel hat ermittelt, dass Eltern eine wichtige, aber oft unterschätzte Zielgruppe für Energydrinks sind. Während im Jahr 2015 rund 33 Prozent der deutschen Erwachsenen nach eigenen Angaben zu Energydrinks griffen, lag der Anteil der Konsumenten unter den Eltern, die mit Kindern unter 21 Jahren in einem Haushalt leben, bei 44 Prozent. Weltweit wurden im vergangenen Jahr 8,8 Milliarden Liter Energydrinks verkauft. Davon gingen in den USA 3,3 Milliarden Liter über die Theken, in China 1,4 Milliarden und in Großbritannien 561 Millionen Liter.

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