Kranke Tiere Homöopathie für Hund und Katze

Friedberg · Alternative Heilmethoden finden bei immer mehr Tierhaltern und auch Landwirten Zuspruch. Viele Ärzte stehen dem Thema jedoch kritisch gegenüber. Mancher Mediziner sieht Homöopathie allerdings als sinnvolle Ergänzung.

 Die Tierärztin Maleen Schaumburg behandelt in ihrer Praxis den Golden Retriever „Muffin“. Gängige Therapien hätten dem Hund nicht geholfen, die Homöopathie habe nach wenigen Monaten zum Erfolg geführt.

Die Tierärztin Maleen Schaumburg behandelt in ihrer Praxis den Golden Retriever „Muffin“. Gängige Therapien hätten dem Hund nicht geholfen, die Homöopathie habe nach wenigen Monaten zum Erfolg geführt.

Foto: dpa/Carolin Eckenfels

(dpa) Golden Retriever „Muffin“ hat keine Angst vor Spritzen. Brav sitzt der Hund auf dem Behandlungstisch von Tierärztin Dr. Maleen Schaumburg und lässt sich ein homöopathisches Mittel injizieren. Die Behandlung ist Teil einer Schmerztherapie gegen sein Rückenleiden. „Muffins“ Besitzerin Katrin vom Hagen lehnt Schulmedizin nicht grundsätzlich ab, sieht aber Vorteile der homöopathischen Behandlung. Manchmal benötige die Therapie vielleicht ein bisschen mehr Zeit, aber sie wirke nachhaltig, sagt sie.

Homöopathie ist in Deutschland für Menschen ein recht verbreitetes alternatives Heilverfahren. Das Grundprinzip lautet, dass Ähnliches mit Ähnlichem behandelt wird. Es werden Mittel eingesetzt, die bei Gesunden in hohen Dosen Symptome der jeweiligen Krankheit auslösen. Für die Behandlung werden die Substanzen sehr stark verdünnt.

Alternative Heilmethoden sind nicht nur in der Humanmedizin, sondern längst auch beim Patient Tier gefragt. Das Interesse lässt sich auch an den Zahlen für Tierheilpraktiker ablesen. 4500 in sechs Verbänden gibt es in Deutschland, wie Birgit Weidacher-Bauer berichtet, zweite Vorsitzende des „Ältesten Verbandes der Tierheilpraktiker“. Tendenziell wollen immer mehr Leute diesen Beruf ergreifen. Hindern kann sie niemand. „Die Berufsausübung ist nicht gesetzlich geregelt“, sagt Weidacher-Bauer. „Für eine Art Qualitätssicherung sorgen nur die Verbände.“

Die Kunden sind private Tierhalter und Landwirte. „Oft setzt die Arbeit des Tierheilpraktikers dort an, wo die Arbeit des Mediziners aufhört oder erst gar nicht anfängt“, erklärt Weidacher-Bauer. Allergien seien zum Beispiel beim Heim- und Haustier auf dem Vormarsch. Während der Tiermediziner oft Cortison einsetze, versuche der Tierheilpraktiker zu klären, was dem kompletten Organismus fehle.

Das Prinzip ist wie bei der Behandlung des Menschen. Verwendet werden Grundstoffe wie Salze oder Pflanzenteile, die stark verdünnt werden. „Potenzieren“ nennt das der Heilpraktiker. Verabreicht würden diese als Injektionen, Kügelchen (Globuli), Tropfen oder Salben.

Das Verhältnis zu Schulmedizinern ist schwierig. Allerdings lehnt beispielsweise die hessische Tierärztekammer alternative Behandlungsmethoden nicht grundsätzlich ab. „Man kann nicht alles über einen Kamm scheren“, sagt Präsident Dr. Ingo Stammberger. Bei der Homöopathie richte er sich nach der gängigen Fachmeinung. Diese laute, dass diese Methode „als allgemeines Behandlungsmittel nicht geeignet ist“. Denn eine Wirksamkeit sei „so gut wie nie“ nachgewiesen worden.

Tierhalter sollten verantwortungsvoll sein und zu einem Tierarzt gehen, der „weiß, wann er welche Methoden anwenden kann und wann diese Methoden an ihre Grenzen kommen“, erklärt Stammberger. „Man kann bei einer eitrigen Lungenentzündung nicht mit Globuli arbeiten.“

„Den Tierärztekammern sind wir ein Dorn im Auge“, erklärt Birgit Weidacher-Bauer vom „Ältesten Verband der Tierheilpraktiker“, 1931 gegründet als „Verband deutscher Tierheilkundiger“. Tierheilpraktiker sperrten sich nicht gegen eine normierte Prüfung ihres Berufs. Die solle allerdings nicht von Tiermedizinern kommen. Man wolle nicht von „berufsfremden Personen geprüft werden, die meinen, sie müssten aus uns bessere Tierärzte machen“. Mit Homöopathie behandelnde Tierärzte sehe man eher kritisch. „Viele haben eine Zusatzausbildung, vertrauen der Homöopathie aber nicht.“

Das ist bei Maleen Schaumburg anders. Die 52-Jährige ist Tierärztin, hat eine dreijährige Homöopathie-Zusatzausbildung gemacht und steht hinter den Methoden. „Ich fand es schon in meinen ersten Jahren als Assistenztierärztin unbefriedigend, dass häufig die immer gleichen Medikamente in der Akuttherapie eingesetzt werden, egal, was das Tier hat“, erzählt Schaumburg, die Mitglied der „Gesellschaft für ganzheitliche Tiermedizin“ ist. „Da begann ich mich bereits für Alternativen zu interessieren, was ich nach der Geburt meiner Tochter dann stärker verfolgt habe.“

Die Veterinärin hat sich 2004 in Friedberg (Wetteraukreis) selbstständig gemacht. Ihre tierischen Patienten sind oftmals schon älter oder chronisch krank. „Die sind häufig schon durch sehr viele Tierarzt- und Tierheilpraktiker-Hände gegangen und bringen dann oftmals eine ganz schlechte Prognose mit. Man kann ihnen aber mit homöopathischer Therapie fantastisch helfen und die Lebensqualität verbessern.“

Golden Retriever „Muffin“ sei anfangs mit chronischem Durchfall gekommen. Gängige Therapien hätten ihm nicht geholfen, die Homöopathie habe nach wenigen Monaten zum Erfolg geführt. Schaumburg behandelt nach eigenen Angaben zu mindestens 95 Prozent homöopathisch. „Es gibt aber auch immer mal einen Fall, in dem man schulmedizinisch behandeln muss. Als Tierarzt mit homöopathischer Zusatzausbildung erkennt man, wann ein Therapiewechsel notwendig ist.“

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