Kinderuni vor Ort Spannende Einblicke in die Welt der Insekten

Saarbrücken · Wegen der Corona-Pandemie gibt es keine Vorlesungen der Kinderuni auf dem Campus. Stattdessen beantworten Wissenschaftler der Saar-Uni Fragen von Schulkindern. Biologin Susanne Meuser spricht über Insekten und den Klimawandel.

Rund 30 000 verschiedene Insektenarten gibt es in Deutschland: Schmetterlinge, Bienen, Käfer, Libellen, Fliegen, Heuschrecken, Ameisen und viele mehr. Eine Spezialistin auf diesem Gebiet ist die Biologin Susanne Meuser. Sie kennt diese Tiere besonders gut, denn sie ist Mitglied in einer Arbeitsgruppe der Saar-Uni, die unter anderem das Verhalten der Honigbienen erforscht.

Mit den Folgen des Klimawandels für die Insekten beschäftigt sie sich ebenso. Wenn sich die Temperaturen ändern, wandeln sich auch die Lebensbedingungen für Tiere und Pflanzen. Wie Insekten in der Vergangenheit darauf reagiert haben, weiß die Wissenschaftlerin: „In ihrer über 400 Millionen Jahren Entwicklungsgeschichte haben sie viele Veränderungen mitgemacht. Es sind viele Arten entstanden, die sich weiterentwickelt haben, manche sind ausgestorben. Wenn sich das Klima in ihrem Lebensraum ändert, sind einzelne Arten auch umgezogen.“

Ein Beispiel dafür ist die ägyptische Wanderheuschrecke, die im Süden der Schweiz zu finden ist, aber eigentlich aus Afrika stammt. Im Saarland wurden vor kurzem Hornissen entdeckt, die aus Südostasien stammen.

Auch der Gletscherfloh wandert, wenn sich sein Lebensraum verändert. Der Sechsfüßer lebt auf Gletschern und Schneeflächen der Alpen. Am wohlsten fühlt er sich bei etwa null Grad Celsius, auch niedrigere Temperaturen bis zu minus 15 Grad machen ihm nichts aus. Aber wenn die Temperaturen auf über zwölf Grad steigen, stirbt der Gletscherfloh. Da manche Eisflächen wegen der Klimaerwärmung schmelzen, muss sich das kleine Tier neue Lebensräume suchen.

Andere Insekten sind ebenso vom Klimawandel betroffen zum Beispiel Schmetterlinge. Viele Perlmuttfalter-Arten leben in Feuchtwiesen, wo es viele verschiedene Pflanzen gibt. Wenn die Gebiete infolge der Klimaerwärmung austrocknen, verschwinden die Gräser und Blumen, die für die Perlmuttfalter lebenswichtig sind. Wenn es weniger Schmetterlinge gibt, gibt es auch weniger Raupen, die wiederum eine wichtige Nahrungsquelle für Vögel sind. „In der Natur hängt alles zusammen, deshalb ist es so wichtig, dass wir gut darauf aufpassen“, erklärt Susanne Meuser.

Kinder können dazu beitragen, indem sie zum Beispiel Verpackungsmüll vermeiden, der die Umwelt belastet. Oder viele Nahrungsmittel kaufen, die „bio“ erzeugt wurden. Die Biologin rät auch zum insektenfreundlichen Gärtnern, etwa nicht überall den Rasen zu mähen und mehr Hecken anzupflanzen. Schulgärten können ebenso bewusst gestaltet werden, zum Beispiel mit Blumen, die als Nahrungsquelle für Bienen dienen. Das gefällt Susanne Meuser besonders gut. Die Bienen-Spezialistin ist selbst Imkerin und weiß, wie wichtig diese Tiere für die Umwelt sind. „Es sind sogenannte Bestäuberinsekten. Nur mit ihrer Hilfe können sich Pflanzen vermehren.“ Über 85 Prozent der Pflanzen hierzulande, darunter auch viele Obst- und Gemüsesorten, sind auf die Hilfe der Insekten angewiesen. Das ist einer der wichtigsten Gründe, warum wir deren Lebensraum schützen sollten.

Warum das auch für sogenannte Schädlinge gilt, erklärt Susanne Meuser am Beispiel der Blattlaus: „Die kleinen Pflanzensauger sind bei Menschen nicht gerne gesehen, aber Marienkäfer fressen sie sehr gerne. Ameisen pflegen Blattlaus-Kolonien sogar, um den Zuckersaft, der eigentlich der Urin der Läuse ist, zu ernten.“

Die Wissenschaftlerin kennt viele Tiere, die besondere Tricks entwickelt haben, zum Beispiel die Madagaskar-Fauchschabe, die wie eine Katze faucht, um Feinde abzuschrecken. Der Bienenbeutenkäfer schleicht sich in Bienenstöcke, um dort seine Eier abzulegen. Wenn die Larven schlüpfen, fressen sie alles im Bienenstock auf und zerstören das Bienenvolk. Das passiert aber nur bei Europäischen Honigbienen, die den Käfer nicht kennen.

In Afrika haben die beiden Tierarten das Zusammenleben „gelernt“, erklärt Susanne Meuser: „Der Käfer darf leben und sich vermehren, aber er bekommt nur so viel vom Bienenvolk, wie es hergeben kann.“ Der Mensch hat den Käfer aus Afrika verschleppt und so negativ in die Entwicklung der Natur eingegriffen. „So etwas sollten wir mit Tieren und Pflanzen vermeiden. Sie gehören an ihren angestammten Platz“, betont die Biologin.

Für sie sind solche Zusammenhänge ebenso interessant wie die Entwicklung der Insekten: „Die Wissenschaft geht davon aus, dass sie vor 407 Millionen Jahren entstanden sind. Damit sind sie viel älter als Dinosaurier, Schildkröten und Vögel. Die Spur der Menschen lässt sich sogar nur rund 23 Millionen Jahre zurückverfolgen.“ Die Insekten haben im Lauf der Zeit viele Klimaveränderungen überlebt, Hitzeperioden und Eiszeiten. Deshalb hat die Biologin keine Angst, dass Insekten in den nächsten Jahren aussterben könnten. Gut auf die kleinen Tierchen aufpassen sollten wir trotzdem, damit die Vielfalt der Natur erhalten bleibt.

 Die Biologin Susanne Meuser kümmert sich unter anderem um die Bienenstöcke an der Universität des Saarlandes.

Die Biologin Susanne Meuser kümmert sich unter anderem um die Bienenstöcke an der Universität des Saarlandes.

Foto: Iris Maria Maurer
  Eine Ameise „melkt“ Blattläuse, weil sie sich von deren Zuckersaft ernährt. Im Gegenzug beschützt sie die Laus vor Feinden wie Marienkäfern.

Eine Ameise „melkt“ Blattläuse, weil sie sich von deren Zuckersaft ernährt. Im Gegenzug beschützt sie die Laus vor Feinden wie Marienkäfern.

Foto: dpa/Silas Stein

Wie wir dazu beitragen können und warum es in der Welt der Insekten noch vieles zu erforschen gibt, wird Susanne Meuser im Rahmen der Kinderuni verraten. Sie freut sich schon sehr auf den Besuch in der Schulkasse sowie auf die Fragen der Kinderstudenten.

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