"Strom darf kein Luxusgut sein"Altmaiers größte Schwäche…

Klein: Was können Sie als Bundesminister für das Saarland tun? Altmaier: Es gibt vor allem ein Anliegen, das an mich herangetragen wird. Ich weiß auch, dass viele Menschen darauf hoffen. Das ist das Thema Cattenom. Wir haben aber immer gesagt, erstens entscheidet über Cattenom nicht die Bundesregierung, sondern die Regierung in Frankreich

Klein: Was können Sie als Bundesminister für das Saarland tun?Altmaier: Es gibt vor allem ein Anliegen, das an mich herangetragen wird. Ich weiß auch, dass viele Menschen darauf hoffen. Das ist das Thema Cattenom. Wir haben aber immer gesagt, erstens entscheidet über Cattenom nicht die Bundesregierung, sondern die Regierung in Frankreich. Zweitens wäre es ein schlechter Stil, wenn der neue Umweltminister (…) der französischen Regierung bereits Vorschriften macht. Und drittens: Ich habe morgen meine erste EU-Ministerratsitzung, da werde ich erstmals meine französische Kollegin treffen. (…) Ich glaube, dass auch hier der Schlüssel in einem vernünftigen Umgang und Verhältnis liegt, und dann kann man vielleicht das eine oder andere erreichen. (…) Es gibt ja gerade im Sicherheitsbereich viele berechtigte Anliegen, über die man reden kann.

Herbst: Lautet die Botschaft also, Sie wären schon zufrieden, wenn die Franzosen sich etwas mehr um die Sicherheit von Cattenom kümmern würden? Dass das Kraftwerk vom Netz geht, schließen Sie aus?

Altmaier: Nein, ich sage dazu gar nichts, weil ich der französischen Regierung weder in der Saarbrücker Zeitung noch im Saarländischen Rundfunk Ratschläge geben möchte. Sie wissen, dass Frankreich anders als Deutschland nicht von heute auf morgen aus der Kernenergie aussteigen kann. Wir brauchen auch zehn Jahre. In Frankreich ist der Anteil der Kernenergie an der Stromversorgung etwa drei Mal so hoch wie in Deutschland. (…) Und trotzdem gibt es einige Kernkraftwerke wie Fessenheim oder Cattenom, die zum Teil etwas älter sind als andere in Frankreich, und deshalb muss darüber gesprochen werden.

Klein: Im Zusammenhang mit der Energiewende hat die Kraftwerkslandschaft, die nicht mit Atomkraftwerken bestückt ist, eine neue Bedeutung gewonnen. Muss das Saarland sich neu aufstellen?

Altmaier: Das Saarland ist ja in doppelter Weise betroffen. Es ist betroffen vom Ausbau der Erneuerbaren Energien - Sie wissen, wir sind Solar-Land. Da ist einiges geplant. (…) Und zweitens sind wir traditionell gut aufgestellt im Bereich von Kohlekraftwerken. Solche Kraftwerke werden wir auch in Zukunft noch brauchen. Wir können in den nächsten 20 Jahren die Energieversorgung mit Sonne und Wind allein nicht sicherstellen. Aber es wird so sein, dass wir flexible, ökologisch effiziente Kraftwerke brauchen. (…) Im Augenblick bin ich dabei, mit den Ministerpräsidenten und den Bundesländern zu sprechen, weil ich finde, die Energiewende kann nicht gelingen, wenn 16 Bundesländer 16 eigene Konzepte haben.

Herbst: Sie sind mit Norbert Röttgen seit langer Zeit gut befreundet. Was hat man für ein Gefühl, wenn ein guter Freund von der Kanzlerin abserviert und entlassen wird und man selber davon profitiert?

Altmaier: Ich würde nicht sagen "abserviert". (…) Wir haben uns immer gut verstanden. Es ist aber nach dem Grundgesetz so, dass die Bundeskanzlerin darüber entscheidet, wer in ihrer Regierung Minister ist. (…) Sie kam zu einem bestimmten Zeitpunkt zu dem Ergebnis, dass in diesem Ministerium ein Wechsel vorzunehmen ist. (…) Mir persönlich ist das auch nicht leicht gefallen. (…) Als die Kanzlerin mich angerufen und gefragt hat, ob ich Umweltminister werden will, habe ich ja gesagt, weil ich finde, dass man sich einer solchen Verantwortung stellen muss.

Klein: Woran liegt es, dass das Verhältnis zur Bundeskanzlerin so ein ganz besonderes ist?

Altmaier: Man muss sich aufeinander verlassen können. Sie weiß, dass ich kritisch bin, und dass ich loyal bin. Und anders können Sie auch nicht Politik machen. (…) Das sehe ich auch als saarländische Eigenschaft - nicht nur gefüllte Klöße, Kommunikation und Strippen ziehen.

Herbst: Den Menschen macht Sorge, dass die Strompreise steigen, und dass alles noch viel teurer wird. Was sagen Sie diesen Menschen?

Altmaier: Strom darf kein Luxusgut werden. Das bedeutet nicht, dass man Preissteigerungen ausschließen kann. Herbst: Mit meinem Vorgänger Röttgen verbindet mich …

Altmaier: ... eine sehr alte Freundschaft und ich hoffe, dass sie auch diese Entwicklung übersteht.

Klein: An Angela Merkel schätze ich besonders, dass …

Altmaier: … sie mit sehr klugem Verstand, aber trotzdem auch viel Empathie versucht, ihre Arbeit zu machen.

Herbst: Das Atomkraftwerk Cattenom sollte …

Altmaier: … solange es läuft, sicher laufen.

Klein: Der größte Fehler bei der deutschen Atommüllentsorgung war …

Altmaier: … dass wir die Probleme jahrzehntelang unterschätzt haben.

Herbst: Das Ansehen der schwarz-gelben Koalition in Berlin wäre besser, wenn …

Altmaier: … kann das noch gesteigert werden?

Klein: Die Stärke der Piraten liegt …

Altmaier: … darin, dass sie als Erste das Potenzial des Internets erkannt haben, und dass sie mit einem sympathischen Auftritt die Herzen vor allem junger Menschen gewonnen haben.

Herbst: Pizza und Pasta sind eine gute Grundlage für politische Gespräche, weil …

Altmaier: … sie Menschen über Parteigrenzen hinweg zusammenbringen.

Klein: Meine größte Schwäche ist meine …

Altmaier: …schauen Sie mich an!

Klein: … aber Sie werden doch dafür geschätzt, dass Sie Kontur haben.

Altmaier: Seit Jahren bin ich betrübt, dass es mir nicht gelingt, so auszusehen, wie in den Gesundheitszeitschriften abgebildet. (…) Jetzt sagen alle, das ist jemand, der was darstellt.

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