"Wir sind in einem freien Markt"

Berlin. Darf ein Stehplatzticket für Gästefans bis zu 20 Euro kosten? In der Dauerdebatte um Eintrittspreise verteidigen die Clubs der Fußball-Bundesliga ihre Politik. "Jeder Verein bildet nach eigenen Bewertungskriterien seine Preise, das hängt auch mit Spielergehältern zusammen", sagt der Leiter für Stadion und Spielbetrieb beim 1. FC Nürnberg, Daniel Kirchner

Berlin. Darf ein Stehplatzticket für Gästefans bis zu 20 Euro kosten? In der Dauerdebatte um Eintrittspreise verteidigen die Clubs der Fußball-Bundesliga ihre Politik. "Jeder Verein bildet nach eigenen Bewertungskriterien seine Preise, das hängt auch mit Spielergehältern zusammen", sagt der Leiter für Stadion und Spielbetrieb beim 1. FC Nürnberg, Daniel Kirchner. Bei den Franken zahlen Gäste gegen den FC Bayern 23 Euro für einen Stehplatz - im Vergleich der jeweils günstigsten Karten das teuerste Gästeticket in der Bundesliga. "Wir sind in einem freien Markt, wo Angebot und Nachfrage besteht", sagt Kirchner.

Auch andere Vereine nannten ihre Preise stabil und angemessen. "Die Preisgestaltung ist über Jahre gewachsen", heißt es bei einem Bundesligisten, der nicht genannt werden will. Teurere Tickets sind zumindest zum jetzigen Zeitpunkt nach einer Umfrage der dpa bei keinem der 18 Vereine im Gespräch.

Immer wieder heizen Fans die Diskussion um Ticketpreise und Topzuschläge mit Protestaktionen an. Zuletzt boykottierten zahlreiche Anhänger von Borussia Dortmund Ende September die Begegnung beim Hamburger SV, 700 gaben aus Ärger über Aufschläge ihre Karten zurück. "Der Boykott ist sicherlich die schärfste und einschneidendste Möglichkeit des Protestes", sagt Marco Blumberg, Vorstand der Fan-Abteilung des BVB.

Die Forderung vieler Anhänger: Auch für Menschen mit wenig Geld müsse die Karte zu einem Fußballspiel bezahlbar bleiben. "Es wird immer weitere Aktionen geben", betont Marc Quambusch. Im September 2010 hatte er eine inzwischen in "Kein Zwanni - Fußball muss bezahlbar bleiben" umbenannte Fan-Initiative ins Leben gerufen. Damals verzichteten viele BVB-Fans auf den Besuch des Revierduells beim FC Schalke 04. 1500 Karten gingen zurück, der Gästeblock war wie leer gefegt. "Das war das erste nicht ausverkaufte Derby seit vielen Jahren", sagt Quambusch. Nachahmer, etwa die Ultras beim FSV Mainz 05, ließen nicht lange auf sich warten. In Dortmund werden hinter den Kulissen schon die nächsten Überlegungen angestellt, welche Partie einen Boykott Wert wäre.

Die Deutsche Fußball Liga gibt in der Debatte keinen Kommentar ab. Ticketpreise werden als Hoheitsgebiet der Clubs angesehen. Zudem wies die DFL in der Vergangenheit stets darauf hin, dass Bundesliga-Karten im Vergleich der europäischen Top-Ligen am günstigsten seien.

"In England ist der Altersdurchschnitt in den letzten 20 Jahren um 20 Jahre gestiegen", meint Quambusch dazu. Junges Publikum sei die Ausnahme geworden, weil Schüler und Studenten sich den teuren Besuch im Stadion nicht leisten könnten. "Die sprichwörtliche englische Stimmung ist im Stadion nicht mehr erhalten." Quambusch fordert die DFL auf, ihre Vereine daran zu erinnern, von was sie künftig leben würden - dem Fan-Nachwuchs. "Wenn ich mir mit 18, 19, 20 keine Karte leisten kann, werde ich auch später nicht mehr dazu kommen." dpa

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