Reifen-Affäre geht vor Gericht weiter

Montreal · Es könnte unangenehm werden für Mercedes: Im Zuge der Reifen-Affäre in der Formel 1 muss sich das Team von Nico Rosberg und Hersteller Pirelli nun vor dem höchsten Gericht des Automobilverbandes Fia verantworten.

Es sollte für Mercedes der nächste Schritt nach vorne sein, doch schon vor dem ersten Training zum Großen Preis von Kanada an diesem Sonntag (20 Uhr/RTL und Sky) mussten Nico Rosberg und Co. einen Rückschlag verdauen. Die Reifen-Affäre nahm neue Fahrt auf, und jetzt könnte es unangenehm werden: Mercedes und Hersteller Pirelli müssen sich vor dem Internationalen Tribunal, dem höchsten Gericht der Fia, verantworten.

Die Entscheidungsträger in Paris um Fia-Präsident Jean Todt reagierten damit auf die möglicherweise illegalen Testfahrten, die Pirelli und Mercedes Mitte Mai mit einem aktuellen Auto in Barcelona durchgeführt hatten. Diese seien ein Fall für das Gericht, weil "die Bedingungen einen Verstoß gegen die Fia-Regularien dargestellt haben könnten", heißt es in der Mitteilung des Weltverbandes.

Testfahrten mit einem aktuellen Boliden sind den Teams laut Artikel 22.1 während der Saison nicht gestattet. Ferrari, auch das gab die Fia bekannt, kann dagegen aufatmen. Die Scuderia hatte bereits im April mit einem Boliden von 2011 mit Pirelli getestet, dies stelle aber keinen Verstoß dar. Wann das Verfahren beginnt, ist noch nicht bekannt, ein mögliches Strafmaß könnte von Geldbußen über Punktabzüge bis zu einem - aber sehr unwahrscheinlichen - Ausschluss aus der Weltmeisterschaft reichen.

Nachrichten, die bei den Silberpfeilen mitten in die Aufbruchstimmung platzen, die der Sieg von Nico Rosberg beim Großen Preis von Monaco ausgelöst hatte. Bis zuletzt waren die Schwaben davon ausgegangen, dass es nicht zu einem Verfahren kommen würde. Man habe aus den Tests keine Vorteile ziehen können, beteuert Motorsportchef Toto Wolff, weil dieser von Pirelli durchgeführt worden sei. Der italienische Hersteller, der Mercedes um die Tests gebeten hatte, stützte sich auf seinen Vertrag mit der Fia. "Es gibt keinen Zweifel, dass wir bis zu 1000 Testkilometer mit den Teams auf einem repräsentativen Auto durchführen dürfen", sagte Motorsportdirektor Paul Hembery.

Die Konkurrenz sieht das anders. Sebastian Vettels Rennstall Red Bull und Ferrari hatten noch in Monaco offiziell Protest eingelegt, weil sie einen Wettbewerbsnachteil sahen. "Jeder Testkilometer bringt Vorteile", sagt Vettel: "Dazu kommt: Mercedes hatte die Möglichkeit, Reifen zu testen, die wahrscheinlich in Silverstone zum Einsatz kommen werden. Ich denke, das ist ein Vorteil den anderen Teams gegenüber."

Zudem hatte die Fia Pirelli eine grundsätzliche Erlaubnis nur mit der Auflage erteilt, dass jedes Team die Möglichkeit zu einem solchen Test erhalten müsse. Dies war jedoch nicht der Fall, "andernfalls wären wir doch die Ersten gewesen, die ebenfalls mit einem aktuellen Auto hätten testen wollen", sagte Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali. Dass Nico Rosberg und Lewis Hamilton bei den Tests angeblich Helme mit einer anderen Lackierung als sonst üblich trugen und damit auf den ersten Blick nicht zu erkennen waren, befeuert die Argumentation der Kritiker.

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