Millionenpoker um die Zukunft

Abu Dhabi · Nico Hülkenberg galt bei Ferrari und Lotus als heißer Kandidat für ein Cockpit in der nächsten Saison – doch nun muss der Emmericher hoffen, dass ihn Sauber hält. Sonst könnte er 2014 ohne Job dastehen.

Nico Hülkenberg sah auch am Freitag noch mitgenommen aus. Kein Wunder, schließlich lag er tags zuvor ja auch mit einer Magenverstimmung im Hotelbett zu Abu Dhabi flach. Doch noch viel mehr scheinen den 26-Jährigen die Zukunftssorgen zu belasten. Der Emmericher gilt auch vor dem Großen Preis von Abu Dhabi am Sonntag (RTL/14 Uhr) zwar als hochtalentiert - trotzdem könnte er 2014 ohne Job dastehen.

"Wir haben 150 Millionen gegen uns", sagte Hülkenbergs Manager Werner Heinz über den Vertragspoker und brachte gleichzeitig die große Misere der Königsklasse auf den Punkt. Die Leistung zählt in der Formel 1 nur noch bedingt. Längst entscheiden dicke Geldkoffer über eines der begehrten Cockpits - nicht das Talent. Nur noch fünf Teams lassen die "Pay Driver" mit ihren Sponsoren-Millionen kalt: Red Bull, Ferrari, Mercedes, Toro Rosso und noch McLaren. Die restlichen Teams sind zum Überleben praktisch auf Bezahlfahrer angewiesen, doch Hülkenberg bringt kein Geld mit.

Dabei gilt er als eines der größten Talente im Fahrerlager, hatte sogar schon einen unterschriftsreifen Vertrag für 2014 von Ferrari vorliegen. "Dass einer wie Hülkenberg um ein Cockpit kämpfen muss, ist ein Witz. Was der im Auto macht, ist großer Sport", sagte Ex-Weltmeister Niki Lauda über den Blondschopf.

Doch Hülkenberg ist im Moment überhaupt nicht zum Lachen zumute. Es verdichten sich die Gerüchte, dass Pastor Maldonado (Williams) bei Lotus sehr bald unterschreiben wird. Der Venezolaner hat bis zu 50 Millionen Dollar an Sponsoren-Geld zu bieten. Ferrari entschied sich in letzter Minute bekanntlich für Kimi Räikkönen (Lotus). Selbst Felipe Massa (Ferrari), immerhin 2008 Vize-Weltmeister, kämpft mittlerweile mit Millionen um einen neuen Job. Und die Hinterherfahrer wie die beiden Caterham-Piloten Charles Pic und Giedo van der Garde sowie Max Chilton (Marussia) haben ihre Cockpits ohnehin gekauft.

Eine Vertragsverlängerung bei Sauber scheint für Hülkenberg im Moment die einzige Möglichkeit zu sein. Dabei schien das Tischtuch zerschnitten, weil Hülkenberg im Sommer auf sein Gehalt warten musste. "Ich habe nie ausgeschlossen, dass ich bei Sauber bleibe", sagte er zuletzt.

Für die kommende Saison planen die Schweizer fest mit dem erst 18 Jahre alten Bezahlfahrer Sergei Sirotkin aus Russland. Auch Esteban Gutierrez würde sicher gerne beim Traditionsrennstall bleiben. Und im Gegensatz zu "Hülk" bringt der Mexikaner auch einige Millionen mit in den Team-Etat.

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