Sportpolitik Ehrenmitglied Tröger übt heute deutliche Kritik am IOC

Frankfurt · Früherer Top-Funktionär feiert seinen 90. Geburtstag.

 IOC-Ehrenmitglied Walther Tröger wird am heutigen Montag 90 Jahre alt.

IOC-Ehrenmitglied Walther Tröger wird am heutigen Montag 90 Jahre alt.

Foto: dpa/Arne Dedert

Walther Trögers Arbeitszimmer sind die 68 Dienstjahre seines Besitzers anzusehen. Der Schreibtisch ist mit Zetteln übersät, der Fußboden aus Platzmangel längst zur Ablagefläche für Bücher, Papierstapel und Kisten geworden. Fast sieben Jahrzehnte als Sportfunktionär lassen sich nur schwer ordnen. Und überall im Büro: die fünf Ringe. Auf Büchern, Briefköpfen. Die Olympischen Spiele haben Spuren hinterlassen in Trögers Leben – und er in ihnen.

Aktuell hält ihn sein 90. Geburtstag am heutigen Montag auf Trab, vor allem der Empfang des Deutschen Olympischen Sportbundes ihm zu Ehren am Dienstag. Etwa 70 enge Freunde und Weggefährten kommen. „Jacques Rogge hat leider abgesagt“, sagt Tröger. Dem ehemaligen IOC-Präsidenten, den er seinen Freund nennt, geht es gesundheitlich noch schlechter als Tröger, der seinen eigenen Zustand schon nur als „mäßig“ bezeichnet. Er könne nur seinen Freund Blacky Fuchsberger zitieren, sagt er: „Altwerden ist nichts für Feiglinge.“

Auf die Idee, ihn einen Feigling zu nennen, ist nie jemand gekommen, das wäre absurd gewesen. Tröger habe „über seine Karriere hinweg werteorientiertes Handeln aktiv gelebt“, sagt DOSB-Präsident Alfons Hörmann über „einen der einflussreichsten deutschen Sportfunktionäre“. Tröger begann seine Karriere im Sport 1951 als Geschäftsführer des Allgemeinen Deutschen Hochschulsportverbandes, 1961 wurde er Generalsekretär des Nationalen Olympischen Komitees. 1989 trat er als IOC-Mitglied die Nachfolge von Berthold Beitz an, schon seit 1983 fungierte er als Sportdirektor des Ringeordens (bis 1990). 2009 hatte er auf der 121. IOC-Session in Kopenhagen ein letztes Mal Stimmrecht, bevor er eines von heute 48 Ehrenmitgliedern wurde – nach 23 Olympischen Spielen als aktiver Funktionär. Das deutsche NOK führte er von 1992 bis zu seiner Abwahl 2002, einer seiner größten Niederlagen, als Präsident an.

Noch heute nimmt er als Beobachter am Sportgeschehen teil – und übt Kritik: „Ich kann mich in den Stil, wie im IOC gearbeitet wird, nicht mehr hineindenken.“

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