Beim Fußball-Bezirksligisten SC Reisbach wurden in der letzten Trainingseinheit vor dem Finale im Saarlandpokal heute um 18 Uhr gegen den vier klassen höher spielenden Regionalligisten SV Elversberg vor allem Standards geübt. "Dieses Spiel ist für mich der absolute Höhepunkt meiner Karriere, gerade weil ich am Saisonende aufhören werden", sagt der 30-jährige Strauß. "Ich arbeite derzeit in Luxemburg in einem Ingenieurbüro. Zudem mache ich einen Master-Studiengang im Wirtschaftsbereich. Da bleibt nur noch wenig Zeit für Training", erklärt Strauß.

Wird Strauß auch aufhören, wenn seiner Elf heute Abend ein Sensationssieg gelingt und der SCR in den DFB-Pokal einzieht? Strauß lacht: "Für den DFB-Pokal würde ich noch ein paar Monate dran hängen." Und gegen wen würde er dort gerne spielen? "Natürlich gegen die Bayern, wenn auch ansonsten eher Werder Bremen und Schalke 04 meine Lieblingsvereine sind", erklärt Strauß.

Das Fußballspielen hat Strauß in seinem Heimatort Reisbach begonnen. In der C-Jugend wechselte er zum FV Lebach, wo er später auch im Aktivenbereich spielte. Nach einer weiteren Station beim SC Gresaubach zog es ihn vor fünf Jahren wieder zu seinem Heimatverein Reisbach zurück. Mittlerweile wohnt Strauß zwar nicht mehr in Reisbach, sondern in Diefflen. Dennoch sagt er: "Ich bin Reisbacher."

Mit dem SCR spielt Strauß bislang eine Wahnsinns-Saison. Reisbach ist mit acht Punkten Vorsprung Tabellenführer in der Bezirksliga West. Auch im Pokal waren die Schwarz-Weißen nicht aufzuhalten. Durch den Finaleinzug im Saarlandpokal ist das Interesse am Sportclub enorm gestiegen. Strauß: "Ich werde überall auf dieses Spiel angesprochen, egal ob von den Nachbarn, in Saarlouis in der Stadt oder im Fitness-Studio." Gleiches berichtet auch Innenverteidiger Nico Fontaine (19), genau wie Strauß ein waschechter Reisbacher. "Wenn ich durch den Ort fahre, winken mir die Leute zu. Auch auf der Arbeit bei Ford ist das Finale ein großes Thema", sagt der Auszubildende zum Elektriker. Zu den Fordwerken wird Fontaine auch heute noch fahren. Er hat Frühschicht. Von 6 bis 14 Uhr arbeitet Fontaine. Nach Feierabend heißt es für den 19-Jährigen Tasche packen, und pünktlich zum Treffpunkt um 16 Uhr an den Sportplatz kommen. Zwei Stunden später steigt dann das große Spiel.Elversberg. "Es liegt nur an uns, welche Mannschaft heute Abend jubelt. Wenn wir nicht mit vollem Einsatz spielen, gewinnt der SC Reisbach. Ansonsten gewinnen wir", sagt Djuradj Vasic (Foto: SZ), der Trainer des Regionalligisten SV Elversberg. "In einem Endspiel geht es nicht darum, wer dein Gegner ist. Es geht darum, ob du deine optimale Leistung 90 Minuten abrufen kannst", erklärt der Serbe weiter. Personell kann Vasic aus dem Vollen schöpfen. Auch Defensivspezialist Carsten Birk ist nach überstandener Erkältung wieder im Aufgebot.

Es wäre der erste Pokalerfolg der SV Elversberg in der 102-jährigen Vereinsgeschichte. Und nicht nur das. "Wir wären unter den 64 Mannschaften der ersten DFB-Pokal-Hauptrunde. Das ist schon eine Auszeichnung. Immerhin kann es dann gegen eine ganz große Mannschaft gehen", blickt Vasic voraus.

Doch nicht nur die sportliche Perspektive ist interessant. Bei einem Sieg winken dem SV Elversberg oder dem SC Reisbach 120 000 Euro garantierte Einnahmen aus Fernseh- und Webergeldern in Runde eins. Der SC Reisbach wäre über Jahre finanziell abgesichert, und die SVE könnte sich für die kommende Saison noch einen richtigen Kracher-Spieler leisten.

Vasic möchte sich an solchen Spekulationen nicht beteiligen. "Wir müssen zuerst die 90 Minuten abwarten. Der SC Reisbach hat die Euphorie auf seiner Seite. In allen anderen Belangen sind wir klar überlegen. Und das möchte ich sehen", sagt der 52-Jährige. Dreimal stand Elversberg bereits im Pokalfinale. 1979 verlor die SVE gegen den SV Auersmacher, 1982 gegen Ensdorf, 2004 gegen den 1. FC Saarbrücken. leh

"Wenn ich durch Reisbach fahre, winken mir die Leute."

Nico Fontaine

vom SC Reisbach