Die Abschiedstour der Huaiwen Xu

Saarbrücken. Der erste Teil ihrer Abschiedstour liegt hinter ihr. Und er bereitete Huaiwen Xu Schmerzen. Nicht unbedingt seelischer Art, auch wenn die 33-Jährige am Montagabend ihr letztes Länderspiel für die deutsche Badminton-Nationalmannschaft vor heimischem Publikum bestritt und es deswegen allen Grund dafür gegeben hätte. Nein - es waren körperliche Schmerzen

 Ein Bild, das am Sonntag zum letzten Mal live zu sehen sein wird: Badminton-Ass Huaiwen Xu im Dress von Bundesligist 1. BC Bischmisheim in der Joachim-Deckarm-Halle. Foto: Becker&Bredel

Ein Bild, das am Sonntag zum letzten Mal live zu sehen sein wird: Badminton-Ass Huaiwen Xu im Dress von Bundesligist 1. BC Bischmisheim in der Joachim-Deckarm-Halle. Foto: Becker&Bredel

Saarbrücken. Der erste Teil ihrer Abschiedstour liegt hinter ihr. Und er bereitete Huaiwen Xu Schmerzen. Nicht unbedingt seelischer Art, auch wenn die 33-Jährige am Montagabend ihr letztes Länderspiel für die deutsche Badminton-Nationalmannschaft vor heimischem Publikum bestritt und es deswegen allen Grund dafür gegeben hätte. Nein - es waren körperliche Schmerzen. Schmerzen die eben auftreten, wenn ein Leistungssportler, der jahrzehntelang an und über seine Grenzen ging, im Spätherbst seiner Karriere noch einmal alles gibt.

Es war ein Duell der Generationen an diesem Montagabend in Landshut. Auf der einen Seite Huaiwen Xu, die gebürtige Chinesin von Bundesligist 1. BC Saarbrücken-Bischmisheim, die erfolgreichste Spielerin, die jemals das Trikot des Deutschen Badminton-Verbandes (DBV) getragen hat. Auf der anderen Seite die Weißrussin Olga Konon, 19 Jahre jung, vielleicht eines der größten Talente in Europa und jetzt dank ihrer polnischen Großmutter für deren Geburtsland aktiv. Und wie das eben manchmal so ist in einem Duell zwischen erfolgreicher Routiniertheit und ungestümer Jugend, so setzte sich die in Saarbrücken am Olympiastützpunkt trainerende Konon in drei Sätzen gegen Huaiwen Xu durch.

Der Jubel von über 1000 Zuschauern im Sportzentrum West, die ihr einen würdigen Abschied bereiteten, linderte ein wenig die Schmerzen im Knie von Huaiwen Xu. "Sie hat es versucht, aber es hat nicht gereicht", sagte DBV-Sportdirektor Martin Kranitz, "man sah dann doch, dass sie sich seit einiger Zeit mit einer Knieverletzung rumplagt und Trainingsrückstand hat."

Aber Xu wäre nicht Xu, wenn sie nicht in den 23 Jahren, in denen sie den Badmintonsport professionell betreibt, gelernt hätte, zu kämpfen. Die harte chinesische Trainingsschule mit bis zu sieben Stunden Training täglich haben zwar körperliche Spuren hinterlassen, aber sie hat Huaiwen Xu auch hart gemacht. Deswegen ist es keine Frage, dass die zweimalige WM-Dritte Olympia-Fünfte 2008 von Peking am kommenden Wochenende noch einmal alles aus ihrem geschundenen Körper herausholen wird. Ihr Verein, der 1. BC Saarbrücken-Bischmisheim, kann nämlich zum vierten Mal in Folge deutscher Mannschaftsmeister werden. Voraussetzung dafür ist, dass der BCB aus der Addition der beiden Spiele gegen EBT Berlin am Freitag (14 Uhr, Berlin) und Sonntag (14 Uhr, Joachim-Deckarm-Halle in Saarbrücken) als Sieger hervorgeht.

"Ich möchte zum Abschied den Titel verteidigen", sagt Xu - wohl wissend, dass es das schwerste aller Finals wird, die sie mit dem BCB gespielt hat. Denn Berlin ist bärenstark besetzt, gilt nicht nur unter den Experten als der Top-Favorit. "Aber wenn uns in den vergangenen Jahren etwas ausgezeichnet hat, dann war das unser Teamgeist. Und den werden wir auch jetzt in die Waagschale werfen", sagt Xu, die bei allen drei bisherigen Meister-Erfolgen zum Team des BCB zählte.

Und wenn am Sonntag nach dem letzten Ballwechsel im Foyer der Deckarm-Halle die große Abschiedsparty des BCB für Huaiwen Xu steigt, dann werden sie wieder da sein, die Schmerzen. Ob die Schmerzen dann aber nur körperlicher Art sein werden, das darf getrost bezweifelt werden.

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