Bob-WM Die „Unsterblichkeits-Serie“ ist das Ziel

Whistler · Der deutsche Bob-Pilot Francesco Friedrich ist bei der WM in Whistler auf Rekordjagd. Für ihn zählt nur Gold.

 Bobpilot Francesco Friedrich (links) und Anschieber Thorsten Margis wollen so schnell wie möglich durch den Eiskanal rauschen.

Bobpilot Francesco Friedrich (links) und Anschieber Thorsten Margis wollen so schnell wie möglich durch den Eiskanal rauschen.

Foto: dpa/Jeff Mcintosh

Hoch dekoriert ist Francesco Friedrich in die Berge von British Columbia gereist. In Whistler steigt ab diesem Samstag die Bob-WM, und der Sachse hat dabei so etwas wie ein Luxusproblem: Doppel-Olympiasieger ist er, Doppel-Weltmeister und Gewinner des Gesamtweltcups in beiden Schlitten – was treibt so einen Mann überhaupt noch an?

Friedrich hat seine Antwort darauf gefunden. „Ich möchte etwas erreichen, woran sich andere die Zähne ausbeißen“, sagt er. Im Alter von 28 Jahren will Friedrich eine „Unsterblichkeits-Serie“ hinlegen. Die geht so: Gewinnt er das Zweierbob-Rennen, dann ist er zum fünften Mal nacheinander Weltmeister im kleinen Bob. Das hat bislang nur der Italiener Eugenio Monti (1957 bis 1961) geschafft – vor rund 60 Jahren.

Nach all den Erfolgen der vergangenen Jahre brauche er eben „neue Reize, neue Herausforderungen“, sagt Friedrich: „Und die suche ich mir in den Statistiken. Mich faszinieren Rekorde für die Ewigkeit.“ Gewinnt er also auch an diesem Wochenende in Kanada, hat er im Jahr 2020 die große Chance auf den alleinigen WM-Rekord – ausgerechnet auf seiner Heimbahn in Altenberg.

Und Friedrich hat in diesem Winter keinen Zweifel daran gelassen, dass er der Top-Favorit auf WM-Gold im Zweier ist. Acht von acht Weltcup-Rennen gewann der ehemalige Zehnkämpfer, so souverän kam in der Geschichte des Sports noch kein Pilot durch die Saison. Stoppen kann Friedrich auf der schnellsten Bahn der Welt wohl nur einer: Justin Kripps, in Pyeongchang 2018 zeitgleich mit dem Deutschen Olympiasieger, und bei dieser WM mit Heimvorteil.

Doch genau diesem Dauerrivalen hat Friedrich erst am vergangenen Wochenende eine bedeutungsvolle Niederlage zugefügt: In Calgary, ebenfalls auf kanadischem Eis, hatte Kripps am Ende neun Hundertstelsekunden Rückstand auf den Sieger. Und das ohnehin große Selbstbewusstsein wurde noch ein wenig größer. „Wenn wir vier Mal gut die Bahn runterkommen“, sagt Friedrich, „dann müssen die anderen schon ordentlich etwas zeigen, um mitzuhalten.“

Friedrich selbst weiß, das seine Leistungen auf einem äußerst stabilen Fundament stehen. Entstanden ist es vor etwa fünf Jahren. Denn wer die Seriensiege verstehen will, der muss auch einen Blick auf die größte Niederlage des Oberbärenburgers werfen: Februar 2014, Olympische Winterspiele in Sotschi. Die deutschen Bobs gehen auf der größten Bühne des Sports unter – und mit ihnen der damals 23 Jahre alte Shootingstar. Als jüngster Zweier-Weltmeister der Geschichte war er nach Russland gereist, am Ende wurde er nur Achter in seiner Paradedisziplin.

 Francesco Friedrich will in die Geschichte eingehen.

Francesco Friedrich will in die Geschichte eingehen.

Foto: dpa/Jeff Mcintosh

Das schmerzte so sehr, dass Friedrich alles hinterfragte. „In Sotschi passte nichts zusammen“, sagt er heute, „und ich habe mir geschworen, dass das nie wieder passiert.“ Seit dem Debakel von 2014 will er „nichts mehr dem Zufall“ überlassen. Alles, was vorbereitet werden kann, muss optimal vorbereitet sein – sonst wird Francesco Friedrich ungemütlich. „Die Kunst im Können liegt im Wollen“, sagt er. Und Friedrich will noch. Auch in den Bergen British Columbias.

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