Duell mit der Vergangenheit

Saarlouis. Es gehört zu den Grundregeln von Vereinsvertretern, vor emotional aufgeladenen Spielen genau diese emotionale Aufladung zu leugnen. Solche Spiele sind immer welche mit Vorgeschichte, manchmal auch mit Tradition. Bei der HG Saarlouis muss eine vollwertige Tradition in der 2. Handball-Bundesliga Süd erst noch wachsen. "Respekt haben wir uns schon verschafft

 Wie wird Christoph Barthel in Saarlouis empfangen? Beim Hinspiel in Obernburg erntete er Pfiffe der HG-Fans. Foto: Ruppenthal

Wie wird Christoph Barthel in Saarlouis empfangen? Beim Hinspiel in Obernburg erntete er Pfiffe der HG-Fans. Foto: Ruppenthal

Saarlouis. Es gehört zu den Grundregeln von Vereinsvertretern, vor emotional aufgeladenen Spielen genau diese emotionale Aufladung zu leugnen. Solche Spiele sind immer welche mit Vorgeschichte, manchmal auch mit Tradition. Bei der HG Saarlouis muss eine vollwertige Tradition in der 2. Handball-Bundesliga Süd erst noch wachsen. "Respekt haben wir uns schon verschafft. Wir werden als Gegner auf Augenhöhe anerkannt", sagt der Vorsitzende Richard Jungmann.

Doch es gibt eben auch die Spiele, die ihre Besonderheit durch ihre Vorgeschichte erhalten. Wie das Spiel am Samstag (19.30 Uhr, Stadtgartenhalle) gegen die Tuspo Obernburg. Denn es geht gegen den Ex-Trainer der HG Saarlouis, Christoph Barthel. Vor etwas mehr als einem Jahr hatte Barthel trotz Vertrag beim damaligen Regionalligisten Saarlouis in Obernburg unterschrieben. Der Streit endete damals in einer mittelgroßen Schlammschlacht und letztendlich erst vor Gericht. Für Saarlouis verlief die Saison nach der vorzeitigen Trennung dennoch erfolgreich, die Mannschaft schaffte unter dem Interims-Trainer-Duo aus den Spielern Daniel Altmeyer und Danijel Grgic überraschend noch den Aufstieg in die 2. Bundesliga.

Und jetzt treffen die HG Saarlouis und Barthel zum zweiten Mal aufeinander. Für Barthel ist es der erste Auftritt in Saarlouis. Und natürlich spricht in Saarlouis jeder - wenn er sich denn überhaupt dazu äußert - von einem "ganz normalen Spiel". "Ich denke nicht, dass das ein Thema ist. Insgesamt haben wir nicht darüber gesprochen", sagt Trainer Andre Gulbicki, der nach den Querelen nach Saarlouis kam und zu Barthel, den er noch aus gemeinsamen Luxemburger Tagen kennt, ein entspanntes Verhältnis pflegt.

Ohnehin sind ja einige Leistungsträger erst seit dieser Saison in Saarlouis. Einem Andre Kropp dürfte die Vorgeschichte zwischen Saarlouis und Barthel egal sein. Aber Gulbicki kann sich trotzdem vorstellen, "dass der ein oder andere das vielleicht noch im Hinterkopf hat". Richard Jungmann selbst wollte keinen Kommentar zum Thema Barthel geben. Aber dass das Verhältnis zwischen beiden ein Auslöser für den Streit war, ist kein Geheimnis.

Dabei würde sich die Situation von Obernburg für ein emotionales Spiel eignen. Denn angesichts von nur vier Punkten Vorsprung auf den einzigen Abstiegsplatz könnte ausgerechnet Saarlouis die Lage der Tuspo verschärfen. Barthel selbst war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen, sagte aber dem "Main-Echo": "Einen Sieg brauchen wir auf jeden Fall noch, und gegen Saarlouis wäre mir das am liebsten." Emotionslos hört sich das nicht an.

Auch eine sportliche Rechnung aus dem Hinspiel ist noch offen. Das 34:37 in Obernburg war eine der schwächeren Leistungen der HG Saarlouis. Und soll das zweite große Saisonziel nach dem Klassenverbleib, die 30-Punkte-Marke, erreicht werden, wäre ein Sieg gegen Obernburg Pflicht. Spannend dürfte darüber hinaus sein, wie die Zuschauer in der Saarlouiser Stadtgartenhalle auf Barthel reagieren. Während die Mannschaft und die Verantwortlichen den Eindruck von Normalität vermittelt hatten, gab es von den Saarlouiser Fans bei der Pressekonferenz in Obernburg Pfiffe für Barthel.

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