Bundesliga auf RekordkursReal gibt mehr aus als die Serie A

Düsseldorf. Die Wirtschaftskrise hat die Fußball-Bundesliga nicht erreicht. Sechs Wochen vor Ende der Transferperiode steuern die Erstliga-Clubs auf Rekordkurs. Bislang haben sie 149,25 Millionen Euro für 147 neue Spieler ausgegeben und die Marke des Vorjahres (150 Millionen) zum gleichen Zeitpunkt erreicht

Düsseldorf. Die Wirtschaftskrise hat die Fußball-Bundesliga nicht erreicht. Sechs Wochen vor Ende der Transferperiode steuern die Erstliga-Clubs auf Rekordkurs. Bislang haben sie 149,25 Millionen Euro für 147 neue Spieler ausgegeben und die Marke des Vorjahres (150 Millionen) zum gleichen Zeitpunkt erreicht. Die Rekordsumme von 171 Millionen vor der Saison 2007/08 könnte bei weiteren Transfers überboten werden. Demgegenüber stehen Einnahmen durch den Verkauf von 124 Spielern in Höhe von 104 Millionen Euro.

Allerdings zeichnet sich ein Trend ab. Für nur 40 Profis (28 Prozent) war eine Ablöse fällig, über 70 Prozent der Spieler wechseln zum Nulltarif. Dabei bedienen sich die Clubs in erster Linie vor der eigenen Haustür: 58 Spieler kommen aus den eigenen Reihen von Junioren oder Amateuren der Erstligisten. "Dass die Vereine immer stärker auf junge Spieler setzen, hat nur einen einzigen Grund: Qualität", sagte DFB-Sportdirektor Matthias Sammer. Im Team des U21-Europameisters hatten 19 von 23 Spielern Erstliga-Erfahrung.

Aus der Mode gekommen ist das Leihgeschäft. Nur drei von 147 Spielern wurden ausgeliehen (Eugen Polanski/FSV Mainz, Marcelo Moreno/Werder Bremen und Constant Djakpa/Hannover 96). Weitaus höher ist die Zahl der ausgeliehenen Rückkehrer (16), die in ihren Clubs nicht immer mit offenen Armen empfangen werden und oft zum Verkauf stehen. Vereine geben für hochkarätige Spieler viel Geld aus, für durchschnittliche Kicker kaum noch. So schraubte Bayern München die bundesligainterne Rekord-Ablöse für Mario Gomez vom VfB Stuttgart auf 30 Millionen Euro hoch. "Er ist ein erstklassiger Stürmer, der in den zurückliegenden drei Jahren jeweils um die 20 Tore in der Bundesliga erzielt und bewiesen hat, dass er einer der besten Torjäger Deutschlands ist", begründete Vorstands-Chef Karl-Heinz Rummenigge die Ablöse. Für Anatoli Timoschtschuk von Zenit St. Petersburg blätterten die Bayern elf Millionen hin. Eine zweistellige Millionensumme investierte auch der Hamburger SV für den schwedischen Stürmer Marcus Berg. Der beste Spieler der U21-Europameisterschaft kostet zehn Millionen Euro. Damit haben München (50,7 Millionen) und der HSV (19,5) das meiste Geld investiert - vor 1899 Hoffenheim (16,1), dem 1. FC Köln (11), Werder Bremen (10,5) und Meister VfL Wolfsburg (10,1). Die hohen Erlöse für Gomez und den Bremer Diego (24,5/Juventus Turin) haben Stuttgart und Werder noch nicht komplett reinvestiert, so dass weitere Transfers bevorstehen dürften.

Mehr als die Hälfte der Clubs verstärkten sich "nur" für fünf Millionen Euro oder weniger. Aufsteiger 1. FC Nürnberg und Hannover 96 haben sich ausschließlich zum Nulltarif bedient. Von 150 Millionen Euro für Neueinkäufe fließen 76,25 Millionen ins Ausland, davon fast 30 Millionen in die niederländische Liga. Prozentual kommt bei Verkäufen weniger Geld aus dem Ausland zurück. Von 104,055 Millionen Einnahmen für abgegebene Spieler erhalten die Clubs 40 Millionen von ausländischen Vereinen.Rom. Im ehemaligen Lire-Paradies für Fußballer wird kräftig gespart. Die italienische Serie A hat nach Abzug der Einnahmen durch Spielerverkäufe in diesem Sommer bislang insgesamt 95,69 Millionen Euro für neue Spieler ausgegeben. Dies ist deutlich weniger als der spanische Spitzen-Club Real Madrid allein ausgegeben hat. Real zahlte 220 Millionen Euro für neue Spieler.

Am ausgabefreudigsten zeigte sich in Italien Juventus Turin. "Juve" nahm nur 5,75 Millionen Euro durch Spielerverkäufe ein, gab aber 55 Millionen Euro aus. Teuerster Transfer war der brasilianische Mittelfeldspieler Felipe Melo, der für 25 Millionen Euro vom AC Florenz kam. Der AC Mailand dagegen steuert auf Konsolidierungskurs: Dank des Verkaufs von Superstar Kaká für 65 Millionen Euro an Real Madrid konnte "Milan" bei den Transfers einen Überschuss von 60,7 Millionen Euro erzielen.

Meister Inter Mailand kann in diesem Jahr eine annähernd ausgeglichene Bilanz erwarten. Derzeit weist das Transferkonto ein Minus von 43,5 Millionen Euro auf. Durch den offenbar unmittelbar bevorstehenden Wechsel von Stürmerstar Zlatan Ibrahimovic (Foto: afp) für knapp 40 Millionen Euro zu spanischen Meister FC Barcelona könnte Inter seine Transferbilanz jedoch praktisch ausgleichen. dpa

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