Bildung ist die stärkste Waffe gegen Armut

Die zehn Jahre Simbabwe waren für mich kein Opfer, sondern Traumerfüllung. Ich habe viel und schwer gearbeitet. Dass die Arbeit so erfolgreich wurde, ist den Menschen zu verdanken, die den Förderverein Afrikaprojekt unterstützen. Allein kann man in einem kollabierten Staat nicht viel bewirken

Die zehn Jahre Simbabwe waren für mich kein Opfer, sondern Traumerfüllung. Ich habe viel und schwer gearbeitet. Dass die Arbeit so erfolgreich wurde, ist den Menschen zu verdanken, die den Förderverein Afrikaprojekt unterstützen. Allein kann man in einem kollabierten Staat nicht viel bewirken." Das sagt ein Mann, mit dessen Name ein Projekt verbunden ist, dass seit genau zehn Jahren Menschen Hoffnung gibt: Hans Schales. Der ehemalige Chefarzt des Dudweiler St.-Josef-Krankenhauses ging 2001 nach Simbabwe. 2002 wurde von seinen Kindern Oliver und Anne der Förderverein Afrikaprojekt Dr. Schales gegründet."Ich habe als Facharzt für Frauenheilkunde viel dazu gelernt: Aids in Theorie ist was anderes als in Praxis. Ich war schockiert, als ich die ersten Patienten sah", erzählt Schales von den Anfängen und beschreibt, womit er in Simbabwe konfrontiert war und ist: "Tuberkulose, Lungenentzündungen, Durchfallerkrankungen, Malaria bei Kindern, Erwachsenen, Schwangeren, fortgeschrittene Krebserkrankungen, Knochenbrüche, Verbrennungen, riesige Geschwulste, Abszesse. Es ist das Spektrum einer Uniklinik - neben 2400 Geburten im Jahr."

Als Schales 2001 im St.-Luke's-Hospital anfing, musste er bei seinem Afrikaprojekt in dem von Diktator Robert Mugabe geführten Land allein zurecht kommen. Das Afrikaprojekt in der Heimat begann ein Jahr später, ihm unter die Arme zu greifen. Und wie.

Von 2001 bis 2005 haben Schales und seine Helfer in der ersten Phase des Afrikaprojekts unter anderem das St.-Luke's-Hospital im Distrikt Lupane und umliegende Schulen vor dem Zusammenbruch gerettet und Initiativen wie ein Patenkinder-Projekt angestoßen.

Von 2006 bis 2010 wurden die initiierten Projekte in Phase zwei in Zusammenarbeit mit Einheimischen stabilisiert. Unter anderem laufen ein Infusions- und ein Aids-Therapie-Projekt, eine Näh- und eine Hebammen-Schule wurden aufgebaut.

"Vor zwei Jahren konnte ich die medizinische Hauptverantwortung an die einheimische Internistin Dr. Rudo Gwini übergeben. Mit ihr kamen drei junge einheimische Ärzte. Das 250 Bettenkrankenhaus mit zehn Außenstationen ist zur Oase der Hoffnung für arme Menschen im Umkreis von 300 Kilometern geworden." Hilfe zur Selbsthilfe - das war von Anfang an der Ansatz. "In den zehn Jahren wurde ich sprachlos. Ich wurde zum Hörer und war bereit, mir etwas sagen zu lassen. Die einfachen, fremden Patienten habe ich nicht auf ihre Krankheiten reduziert, sondern sie als ganze Menschen gesehen. Sie sind freundlich, geduldig, schauen trotz allem hoffnungsvoll in die Zukunft", erklärt Schales.

Patienten wie Kollegen sind ihm gleichwertig. Alle leiden darunter, dass sie in Armut, Krankheit und schlechte Bildungschancen geboren wurden und in einer Diktatur leben. "Nach zehn Jahren bin ich aber überzeugt, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Wir haben in Menschen investiert, die fähig sind, ein Krankenhaus selbstständig zu führen, wenn sie die Hilfestellung erhalten, die ihnen vom eigenen Staat verwehrt ist", sagt Schales. Das Afrikaprojekt gibt ihnen die Hilfe. Nun steht dessen dritte Phase an. Vermutlich die schwierigste.

"Als Arzt kann ich mich in der Klinik schrittweise zurücknehmen, während ich mich zunehmend der Ausbildung der Kinder widmen werde", erklärt Schales.

Loslassen bedeutet, dass Einheimische Verantwortung übernehmen. Schales war 2001 mit Krankenhaus-Verwalter Gordon Hlatywayo allein auf weiter Flur.

Heute stehen zehn Einheimische in Verantwortung. Ausgebildet mit Hilfe des Afrikaprojekts. "Bildung ist die stärkste Waffe, um die Welt zu verändern", sagte schon Friedensnobelpreisträger Nelson Mandela aus Südafrika.

Auf einen Blick

Der Förderverein Afrikaprojekt Dr. Schales: Vorsitzender ist Oliver Schales und stellvertretende Vorsitzende Anne Schales. Kassenwart ist Stephan Lang, Schriftführerin Monica Schales. Beisitzer sind Margret Bisdorfer, Willi Braun, Dr. Reiner Flöthner und Bernhard Marondel. mak

afrikaprojekt-schales.de und ap-runner.de

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