Arbeitssieg mit müden BeinenNach Rot gegen Andy Dörr verlieren die HF Untere Saar

Saarlouis. Die Uhr stoppt bei 58:36 Minuten. Auszeit HG Saarlouis. Die etwa 1000 Zuschauer in der Stadtgartenhalle schnaufen durch. Vor drei Tagen hatte der Spitzenreiter der Handball-Regionalliga an gleicher Stelle den Zweitliga-Titelanwärter Ortenau im DHB-Pokal mit 36:30 besiegt

 Daniel Fontaine von der HG Saarlouis (Nummer fünf) setzt sich dynamisch am Hochdorfer Kreis durch und setzt zum Wurf an. Foto: Rolf Ruppenthal

Daniel Fontaine von der HG Saarlouis (Nummer fünf) setzt sich dynamisch am Hochdorfer Kreis durch und setzt zum Wurf an. Foto: Rolf Ruppenthal

Saarlouis. Die Uhr stoppt bei 58:36 Minuten. Auszeit HG Saarlouis. Die etwa 1000 Zuschauer in der Stadtgartenhalle schnaufen durch. Vor drei Tagen hatte der Spitzenreiter der Handball-Regionalliga an gleicher Stelle den Zweitliga-Titelanwärter Ortenau im DHB-Pokal mit 36:30 besiegt. Heute, im zweiten Heimspiel der Saison, führt der Regionalliga-Titelanwärter gegen den TV Hochdorf 84 Sekunden vor Schluss "nur" mit 34:32 - und muss zittern.

Die englische Woche steckt den Gastgebern in den Knochen. Doch es reicht. Als Saarlouis' Rechtsaußen Sven-Malte Hoffmann kurz vor dem Abpfiff per Tempo-Gegenstoß mit seinem elften Treffer das 35:32 erzielt, steht der dritte Saison-Sieg fest - ein hartes Stück Arbeit. "Die Mannschaft mit dem größeren Willen hat heute gewonnen", zeigt sich HG-Trainer Christoph Barthel erleichtert. Hochdorfs offene Deckung habe seinen Spielern zu schaffen gemacht. Im dritten Spiel binnen acht Tagen seien die Beine schwer gewesen, in der Abwehr sei man oft einen Schritt zu spät gekommen.

Saarlouis dominierte die ersten Spielminuten. Kreisläufer Tomas Bednarik profitierte von Hochdorfs offensiver Deckung, traf in der zehnten Minute zur 6:4-Führung. Sechs seiner sieben Tore erzielte er in der ersten Halbzeit. Im weiteren Spielverlauf wurden die Gäste dann immer stärker. Mit schnellen Positionswechseln gelang es ihnen, in der HG-Abwehr für Lücken zu sorgen und diese auszunutzen. Nach dem 14:17-Rückstand der Gastgeber (24.) wurde es in der Halle recht still. Für den glücklosen Sven Ehrich kam Darius Jonczyk ins HG-Tor. Angestachelt von seinen Paraden, holte die HG auf und kämpfte sich zur Pause auf 18:18 heran.

Torhüter Jonczyk in Topform

Hochdorf hielt nach dem Seitenwechsel an seiner Taktik fest. Mit einer offenen Manndeckung schränkten die Gäste den Wirkungskreis von Danijel Grgic ein. Der 31 Jahre alte HG-Spielmacher versuchte alles, um seine Bewacher abzuschütteln. Darunter litt der Spielaufbau. Pässe auf Peter Vozar, der im rechten Rückraum früh attackiert wurde, waren selten. So traf der zuletzt so treffsichere Zwei-Meter-Mann in der ersten Halbzeit nur zwei Mal. "Eine offene Deckung ist für Peter Gift", erklärt Barthel.

In der 39. Minute lag Saarlouis mit 23:24 hinten. Vier Minuten später fiel Vozars Blockade. Per Doppelschlag sorgte der slowakische Nationalspieler für die 27:25-Führung. Danach lag Saarlouis immer vorn, und Jonczyk wuchs im Tor über sich hinaus. Beim 32:28 (51.) schien die Partie entschieden. "Da haben wir versäumt, den Sack zu zu machen", kritisiert Barthel. Hochdorf kämpfte sich bis auf 33:32 heran (57.).

Aber dann hatte Grgic doch noch seinen Auftritt. Mit dem Rücken zum Gäste-Tor und per Rückhandwurf traf der 30-malige kroatische Nationalspieler zum 34:32. Sein Traumtor brach den Widerstand der Gäste. Der Favorit gewann alles in allem verdient. Doch Barthel gibt zu: "Ein Arbeitssieg. Wir sind mit einem blauen Auge davon gekommen."Merzig. Am Morgen nach der 29:32-Heimniederlage der HF Untere Saar sitzt Berthold Kreuser zu Hause vor dem Fernseher. Die Video-Aufnahme vom Regionalliga-Heimspiel gegen den TV Gelnhausen zeigt die 10. Spielminute. Wieder und wieder schaut sich der Trainer der Handballfreunde die für ihn Spiel entscheidende Szene an. Mit drei Rückraum-Toren hat Andy Dörr das Spiel der Gastgeber geprägt. Beim Stand von 6:7 steigt er jetzt vor dem eigenen Strafraum hoch, um einen Tempo-Gegenstoß-Pass abzufangen. Doch er verpasst das Leder und stößt bei der Landung mit dem Ball führenden Gelnhausener Philipp Schwab zusammen. Sofort zieht Schiri Simon Meyer die Rote Karte.

"Ein Unding", wettert Kreuser. "Ich habe ihm weder in den Arm gegriffen noch habe ich ihn von hinten geschubst. Die Entscheidung war zu hart und kann alles kaputt machen", beteuert Dörr. Für ihn kommt Jens Ehrich auf den Platz. Dörrs Ausfall kann der sonst quirlige Torjäger nicht wett machen. Gelnhausen zieht auf 12:10 (19.) davon. Beim Stand von 14:14 (27.) nimmt Kreuser eine Auszeit. "Ich habe ihnen gesagt, sie sollen bis zur Pause noch vier Tore werfen. Echt wahr", erzählt der Coach. Seine Spieler folgen aufs Wort. Halbzeitstand: 18:14.

Im zweiten Spielabschnitt klappt die Verständigung irgendwie nicht mehr. Gelnhausen holt auf. Spielmacher Thomas Kochann sei Dank zieht die Kreuser-Truppe in der 41. Minute wieder auf vier Tore weg. Als Kochann von den Gästen danach in Manndeckung genommen wird, will im HF-Angriff nichts mehr gelingen. In der 45. Minute gleicht Gelnhausen zum 25:25 aus und ist fortan am Drücker. Den 27:31-Rückstand zwei Minuten vor dem Abpfiff können die Wölfe nicht mehr aufholen. ros

Hintergrund

Nach dem überraschenden 36:30-Sieg gegen Zweitligist Ortenau darf sich die HG Saarlouis wieder auf einen attraktiven Gegner in der Stadtgartenhalle freuen. In der 3. Hauptrunde des DHB-Pokals (22. Oktober) wurde ihr die HSG Düsseldorf zugelost, Erster der 2. Bundesliga Süd. Jugendkoordinator in Düsseldorf ist übrigens der Saarbrücker Jens Sieberger. ros

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