Anmutig kontra kämpferisch

Freiburg. Frauen und Sport - das passt nicht zusammen. Mit dieser schlichten Formel ist dem weiblichen Geschlecht über Jahrhunderte der sportliche Wettbewerb untersagt worden. Erst seit etwa hundert Jahren erobern Frauen eine Disziplin nach der anderen. Den Fußball, eine der letzten Bastionen, sollten die deutschen Frauen bei der Weltmeisterschaft im eigenen Land nehmen

Freiburg. Frauen und Sport - das passt nicht zusammen. Mit dieser schlichten Formel ist dem weiblichen Geschlecht über Jahrhunderte der sportliche Wettbewerb untersagt worden. Erst seit etwa hundert Jahren erobern Frauen eine Disziplin nach der anderen. Den Fußball, eine der letzten Bastionen, sollten die deutschen Frauen bei der Weltmeisterschaft im eigenen Land nehmen. Das frühe Ausscheiden der National-Elf hat diesen Ambitionen einen Dämpfer verpasst.Die Freiburger Sportpädagogin Gabriele Sobiech befürchtet, dass die Euphorie jetzt umschlägt in das alte Vorurteil "Fußball ist eben doch nichts für Frauen". In den Augen der Wissenschaftlerin ist das totaler Blödsinn. Dass das Spiel der Nationalmannschaft manchmal an Oberliga-Fußball erinnere, hat für die Direktorin des Instituts für Sportpädagogik schlicht mit fehlender Professionalität zu tun. "Es gibt keine speziellen Trainer, keine gezielte Nachwuchsförderung und kein Geld", nennt sie einige Defizite. Viele Zusagen der Funktionäre, Frauenfußball zu fördern, hält Sobiech für leere Versprechungen: "Im Moment habe ich den Eindruck, dass die Vereine um Mädchen werben, weil die Jungen wegbleiben. Da können die Mädchen gut die Lücke füllen."

Auch die Freiburger Sportmedizinerin Ulrike Korsten-Reck sieht die alten Vorbehalte wieder aufblühen. Der Satz von Sepp Herberger, Trainer der Weltmeister von 1954, ist bis heute noch vielen im Kopf: "Fußball ist keine Sportart für Frauen, schon deshalb, weil er ein Kampfsport ist." Man dürfe auch nicht vergessen, dass Frauenfußball vor 40 Jahren noch verboten war.

Medizinisch gesehen gibt es für Verbote keinen Grund. "Natürlich gibt es körperliche Unterschiede und Eigenheiten bei Frauen, auf die genau geachtet werden muss", erläutert die Sportmedizinerin. So besteht immer wieder die Gefahr, dass Leistungssportlerinnen zu dünn werden, ihre Periode verlieren und sich dann Veränderungen an den Knochen einstellen. "Aber das ist bei den heutigen Trainingsmethoden inzwischen fast ausgeschlossen", erklärt Korsten-Reck. Das zeigten nicht zuletzt die erfolgreichen deutschen Biathletinnen: "Sie haben einen guten Muskelstatus und haben an der Stelle keine Probleme."

Viel schwerer als die Biologie wiegen für die Forscherinnen die gesellschaftlichen Normen. "Frauen sollen zart und anmutig sein", sagt Sobiech: "Das passt nur zu wenigen Fußballerinnen - und die, die dieses Bild erfüllen, wurden jetzt bei der WM ja nicht von ungefähr besonders vermarktet."

Frauenfußball-WM

Halbfinale:

Frankreich - USA 1:3

Japan - Schweden :

Spiel um Platz drei:

Frankreich - Verlier. Schweden/Japan Sa, 17.30 Uhr

Finale:

USA - Sieger Japan/Schweden So, 20.45 Uhr

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