Wenn der Meister nicht aufsteigen darf . . .

Saarbrücken. Borussia Neunkirchen will es diese Saison wissen, der FK Pirmasens wollte es vergangene Runde, auch der FC Homburg liebäugelt mit dem Titel: Anfang August startet die Fußball-Oberliga Südwest in die neue Saison. Es geht um die Meisterschaft. Doch geht es für die Mannschaften auch um den Aufstieg? Vermutlich - denn ganz klar ist das noch nicht

 Noch ist nicht klar, ob der Meister der kommenden Saison in der Oberliga Südwest in die neue Regionalliga aufsteigen wird. Foto: dpa

Noch ist nicht klar, ob der Meister der kommenden Saison in der Oberliga Südwest in die neue Regionalliga aufsteigen wird. Foto: dpa

Saarbrücken. Borussia Neunkirchen will es diese Saison wissen, der FK Pirmasens wollte es vergangene Runde, auch der FC Homburg liebäugelt mit dem Titel: Anfang August startet die Fußball-Oberliga Südwest in die neue Saison. Es geht um die Meisterschaft. Doch geht es für die Mannschaften auch um den Aufstieg? Vermutlich - denn ganz klar ist das noch nicht. Es kann sogar sein, dass der Oberliga-Meister nicht aufsteigt.Schuld daran ist die neue Regionalliga Südwest, die in der übernächsten Saison (2012/2013) an den Start gehen wird (siehe "Hintergrund"). Und für die suchen die beteiligten sieben Landesverbände bis zu 22 Mannschaften. Die Gründungs-Mannschaften kommen aus den Landesverbänden Rheinland, Südwest, Saarland, Baden, Südbaden, Württemberg und Hessen. Sie stammen aus drei Oberligen, zwei Regionalligen und einer 3. Liga. Aber das nur vermutlich. Denn der Qualifikationsmodus hat mehr Untiefen als jede Wahrscheinlichkeitsrechnung. Dabei sind die Rahmenbedingungen klar: Von den 22 Mannschaften dürfen höchstens sieben Reserven von Bundesligisten oder Zweitligisten sein. Zweite Mannschaften von Drittligisten sind außen vor.

Derzeit spielen 18 Mannschaften in den Regionalligen West und Süd (siehe "Auf einen Blick"). Darunter sind genau sieben Reserve-Teams. Und hier beginnen die ersten Vermutungen: Denn die Regionalliga könnte aus der 3. Liga mit einer weiteren 2. Mannschaft bedient werden, wenn zum Beispiel der VfB Stuttgart II den Klassenverbleib in Liga drei nicht schaffen sollte. "Da käme es auf den Einzelfall an, man könnte auch eine Regionalliga-Saison mit mehr als sieben 2. Mannschaften spielen", erklärt Hans-Bernd Hemmler vom Regional-Verband Südwest. Die "Siebener-Regel" wackelt also schon.

Nächstes Szenario: Landen die 18 Südwest-Regionalligisten am Saisonende in den zwei Ligen Süd und West auf den Nichtabstiegs- und Nichtaufstiegs-Plätzen und kommt höchstens ein Absteiger aus der 3. Liga dazu, würden alle drei Meister der Oberliga Südwest, Hessen und Baden-Württemberg direkt aufsteigen, um die Zahl 22 aufzufüllen. Gäbe es aber zusätzlich einen zweiten Absteiger aus der 3. Liga aus dem Südwesten, müssten die drei Oberliga-Meister in einer Relegation die beiden Aufsteiger ermitteln. Ein Meister bliebe hier auf der Strecke. "Wenn es ganz hart kommt, kann das passieren. Es ist einfach nicht anders möglich", sagt Hemmler.

Steigen hingegen zwei Südwest-Mannschaften aus der 3. Liga ab und ein Südwest-Verein belegt in einer Regionalliga einen Abstiegsplatz, dann würden wiederum alle drei Oberliga-Meister aufsteigen, der sportliche Absteiger bliebe außen vor und müsste runter in die Oberliga. "In diesem Falle ginge Aufstieg vor Abstieg", sagt Hemmler.

Zwei weitere Szenarien sind noch interessant. Erstens: Alle Oberliga-Meister sind bereits oben, die 22 Plätze sind aber noch nicht aufgefüllt. In diesem Fall werden die freien Plätze den punktbesten "Absteigern" zugeteilt. Die Tabellenzweiten der Oberligen sollen erst mit dem Aufstieg zu tun haben, wenn sich die neuen Regionalligen auf 18 Mannschaften eingependelt haben. Zweites Szenario: Belegen zwei Südwest-Vereine in den Regionalligen West und Süd jeweils Rang 18, es ist aber nur noch ein Platz in der neuen Staffel zu vergeben, so gibt es zwischen ihnen zwei Entscheidungsspiele nach dem Europapokal-Modus. So sieht der Modus aus, wenn nicht Vereins-Insolvenzen dazwischenfunken. Und die gab es zuletzt zu Hauf in den Regionalligen. "Wenn es ganz hart kommt, steigt der Oberligameister nicht auf."

Hans-Bernd Hemmler vom Regionalverband Südwest

Meinung

Ungerechte Klasseneinteilung

Von SZ-RedakteurMichael Kipp

Wenn der Meister der Oberliga-Südwest nicht direkt in die neue Regionalliga aufsteigen kann, ist das mehr als ungerecht. Vor allem vor folgendem Hintergrund: Die neue Regionalliga Südwest rekrutiert ihre 22 Mannschaften aus insgesamt 7741 Vereinen, die in sieben Landesverbänden organisiert sind und insgesamt 2 389 325 Mitglieder haben. Die Regionalliga Bayern zum Beispiel wird sich nur aus Mannschaften zusammensetzen, die dem Landesverband Bayern angehören. Der hat 4665 Vereine mit 1 469 351 Mitgliedern. Aus der Bayernliga (Oberliga) steigen daher mindestens die ersten zehn in die Regionalliga auf. Das ist ungerecht und riecht nach perfekter Lobbyarbeit des Bayerischen Verbandes auf Kosten des gesamten Südwestens.

Auf einen Blick

Die 18 Mannschaften des Südwestens in den Regionalligen West und Süd: Wormatia Worms, SV Elversberg, SC Idar-Oberstein, 1. FC Kaiserslautern II, TuS Koblenz, 1. FSV Mainz 05 II und Eintracht Trier (alle Südwest), Bayern Alzenau, Eintracht Frankfurt II, FSV Frankfurt II, Hessen Kassel (alle Hessen), SC Freiburg II, SG Großaspach, 1899 Hoffenheim II, Karlsruher SC II, Waldhof Mannheim, SC Pfullendorf, Stuttgarter Kickers (alle Baden-Württemberg). kip

Hintergrund

Zur Saison 2012/2013 wird die Anzahl der Regionalligen auf fünf erhöht. Aus diesen fünf Regionalligen steigen wie bisher nur drei Mannschaften in die 3. Liga auf. Zur Ermittlung der Aufsteiger werden vom Verband Relegations-Spiele durchgeführt, an denen die Meister jeder Regionalliga-Staffel sowie der Vize-Meister der Staffel Südwest teilnehmen. Es werden drei Begegnungen ausgelost, deren Sieger nach Hin- und Rückspiel in die 3. Liga aufsteigen. red

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort