Schwimmen Köhler stiehlt Wellbrock die Schau

Berlin · Die Freundin des neuen deutschen Schwimmstars knackt bei der Kurzbahn-DM in Berlin den Weltrekord über 1500 Meter Freistil.

 Auf den langen Strecken ist Sarah Köhler eine Klasse für sich, wie der Weltrekord über 1500 Meter Freistil beweist.

Auf den langen Strecken ist Sarah Köhler eine Klasse für sich, wie der Weltrekord über 1500 Meter Freistil beweist.

Foto: dpa/Andreas Gora

Doppel-Weltmeister Florian Wellbrock jubelte am Beckenrand, als seine Freundin Sarah Köhler ihm die Schau stahl – mit einem Weltrekord mit Ansage. „Ich hätte nie gedacht, dass ich die zwei Buchstaben WR hinter meinem Namen mal sehen würde“, sagte die 25-Jährige nach ihrem Coup über 1500 Meter Freistil bei der Kurzbahn-DM im Berlin: „Für mich geht definitiv ein Traum in Erfüllung.“

Ihr Trainer Bernd Berkhahn, gleichzeitig Teamchef der deutschen Beckenschwimmer, hatte Köhler regelrecht zur neuen Bestmarke getrieben. „Ich habe Sarah gestern schon die Aufgabe gegeben, heute den Weltrekord zu schwimmen“, berichtete Berkhahn. In 15:18,01 Minuten verbesserte die Vizeweltmeisterin von Gwangju die alte Marke der Spanierin Mireia Belmonte von 2014 um 1,7 Sekunden.

Gut acht Monate vor den Olympischen Spielen in Tokio sorgte Köhler damit für einen Paukenschlag. Nach der Rückkehr aus dem ersten Höhentrainingslager in der Sierra Nevada in Spanien fiel der erste Leistungstest in der Olympia-Saison hervorragend aus. Schon am Donnerstag über 800 Meter hatte sie ihren deutschen Rekord verbessert. Erfolge und Bestzeiten im 25-Meter-Becken haben allerdings in der Vorbereitung auf Olympia nicht die höchste Priorität, das betonte auch Köhler: „Natürlich ist es die Langbahn, die dieses Jahr besonders zählt. Aber jetzt Weltrekord, das ist der absolute Wahnsinn.“

Die Rekordjägerin trat damit aus dem Schatten ihres Freundes, der nach seinem historischen Gold-Double bei der WM in Südkorea das neue Gesicht des deutschen Schwimmens ist. Und am kommenden Donnerstag im feinen Zwirn im Festspielhaus in Baden-Baden den Sport-Bambi erhält. Schon in Fernost hatte Köhler mit drei deutschen Rekorden und Silber über 1500 Meter geglänzt, außerdem mit der Freiwasserstaffel Gold gewonnen.

In Berlin rückte nun Wellbrock, mit dem sie in Magdeburg trainiert, in den Hintergrund – obwohl er wenige Minuten zuvor über 800 Meter in 7:32,04 Minuten deutschen Rekord geschwommen war. „Auf der Kurzbahn habe ich mich sonst immer schwer getan“, sagte der 22-Jährige, der mit seinen WM-Titeln im Freiwasser und im Becken Schwimmgeschichte geschrieben hat, „jetzt den deutschen Rekord zu brechen, ist schon sehr, sehr gut.“

Dass das Schwimmpaar damit das Ticket für die Kurzbahn-EM in Glasgow (4. bis 8. Dezember) löste, war völlig nebensächlich, denn auf die Teilnahme in Schottland verzichten die beiden aussichtsreichsten deutschen Medaillenkandidaten für Tokio. Training für Olympia ist wichtiger als Edelmetall auf der Kurzbahn.

Anders plant Philip Heintz. Der WM-Vierte, der „nächstes Jahr das Ding gewinnen will“, qualifizierte sich über 200 Meter Lagen für die Kurzbahn-EM und geht in Glasgow auch an den Start. Der Heidelberger will seinen Titel von 2017 verteidigen und „Starts, Wenden und Übergänge verbessern“. Die Kurzbahn „ist das beste Training dafür“.

Einen versöhnlichen DM-Abschluss hatte auch Christoph Fildebrandt von der SSG Saar Max Ritter über 50 Meter Freistil. Nachdem er über die doppelte Distanz überraschend nur Siebter geworden war, holt er nun Silber (21,82 Sekunden) hinter Artem Selin aus Nürnberg.

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