Schwimm-WM in Südkorea Wellbrock schwimmt zu historischem Double

Gwangju · Deutscher wird Weltmeister über 1500 Meter. Gesamtbilanz der WM zeigt leichten Aufschwung.

 Als Florian Wellbrock auf der Anzeigetafel sah, dass er der neue Weltmeister über 1500 Meter Freistil ist, riss er die Arme hoch.

Als Florian Wellbrock auf der Anzeigetafel sah, dass er der neue Weltmeister über 1500 Meter Freistil ist, riss er die Arme hoch.

Foto: dpa/Bernd Thissen

Als die deutsche Hymne erklang, atmete Florian Wellbrock tief durch, schloss die Augen und schluckte. Nach dem historischen Gold-Double in Gwangju hatte der neue deutsche Schwimmstar seine Großtat ohnehin noch nicht richtig verstanden: „Es ist unglaublich, das hat vor mir noch keiner geschafft.“ Zwölf Tage nach seinem Sieg im Freiwasser gewann Wellbrock am Sonntag auch über 1500 Meter Freistil den WM-Titel – und triumphierte als erster Schwimmer drinnen und draußen.

„Das ist natürlich eine große Nummer“, sagte der Magdeburger, der „auch ein bisschen Genugtuung“ verspürte. Denn nach dem bitteren Vorlauf-Aus über 800 Meter fünf Tage zuvor hatten viele am doppelten Wellbrock gezweifelt. Doch der selbstbewusste Europameister hatte „das Buch zugemacht und ein neues geschrieben“. In einem der spannendsten Langstrecken-Finals schwamm er bis 150 Meter vor Schluss Kopf an Kopf mit dem Ukrainer Michailo Romantschuk und dem italienischen Olympiasieger Gregorio Paltrinieri, dann zog er davon.

Wellbrocks Freundin Sarah Köhler (25) hatte mit Silber ebenfalls über 1500 Meter die einzige andere Medaille der deutschen Beckenschwimmer gewonnen. Für den Deutschen Schwimm-Verband (DSV) war es die beste Medaillenausbeute seit 2009. Eine mehr hatte Köhler trotz ihres dritten deutschen Rekords in Gwangju am Samstag über 800 Meter als Vierte knapp verpasst. Dabei hatte sie sogar die sonst so übermächtige Rekordweltmeisterin Katie Ledecky in Reichweite gehabt: „Als ich gesehen habe, wie nah ich an ihr dran war, habe ich gedacht: Mein Gott, du bist auf Platz drei.“ Zu Bronze reichte es aber trotzdem nicht.

Vize-Europameister Philip Heintz und Ex-Europameisterin Franziska Hentke waren nur um Hundertstel am Podest vorbeigeschrammt. Heintz musste seinen Finalstart am Sonntag über 400 Meter Lagen wegen einer Hüftverletzung absagen.

14 Finalteilnahmen, davon neun bei Einzelstarts, bewertete Teamchef Bernd Berkhahn nach nur fünf vor zwei Jahren als „sehr positiven Trend“. Auch die 100-prozentige Olympia-Qualifikation der Staffeln besserte die Bilanz auf. Die Lagenstaffeln der Männer und der Frauen lösten die Tokio-Tickets Nummer sechs und sieben für den DSV. Die internationale Spitze um den neuen Poster-Boy Caeleb Dressel (USA), der mit sechs Gold- und zwei Silbermedaillen zum großen WM-Star avancierte, blieb trotz des zarten Aufschwungs in der Regel weit weg. Platz zwölf im Medaillenspiegel der Beckenschwimmer ist nach Rang 17 in Budapest aber immerhin ein kleiner Schritt nach vorne. Insgesamt gab es bei der WM neun Weltrekorde (2017 waren es elf), den letzten stellte die US-Lagenstaffel der Frauen auf.

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