Schlauer Roboterarm von der Saar

Hannover · Intelligente Greifarme, neuartige Saug-Greifer und eine innovative Überwachungstechnik sind Beispiele für Forschungsergebnisse der Saar-Universität. Zu sehen sind sie zurzeit auf der Hannover Messe.

 Die Ingenieurin Filomena Simone arbeitet als Doktorandin an der Entwicklung der künstlichen Hand.

Die Ingenieurin Filomena Simone arbeitet als Doktorandin an der Entwicklung der künstlichen Hand.

Nach einem "Montagseffekt", an dem die weltgrößte Industriemesse mit nur zögerndem Besucherandrang begann, strömen am zweiten Tag die Besucher aus allen Himmelsrichtungen. Die Hallen der Hannover Messe sind voll. Davon profitiert auch der Forschungsstand der Universität des Saarlandes . "Die Besucherresonanz am zweiten Tag ist sehr rege", sagt Jens Krück von der Kontaktstelle für Wissens- und Technologietransfer (KWT).

Wer an den Stand kommt, wird von einer elektronischen künstlichen Hand begrüßt. Sie ist mit Muskeln aus einem "Formgedächtnis-Draht" ausgestattet. Dieses Verfahren ist eine kleine Revolution, denn die Muskelstränge, die aus einem Bündel haarfeiner Nickel-Titan-Drähte bestehen, können mittels Wärme anspannen und entspannen. Dies völlig geräuschlos. Und nicht nur das. Der "intelligente Draht" erinnert sich nach einer Bewegung an den letzten Zustand, den er zuvor innehatte, und kann diesen auch jederzeit wieder annehmen. "Das bietet Vorteile für Maschinen in der Produktion, aber auch für Menschen", erläutern Filomena Simone und Marc Hill vom Zentrum für Mechatronik und Automatisierungstechnik (Zema). So könne der leichte, leise, energiesparende und gleichzeitig starke Arm nur mittels einer eingesetzten Batterie beispielsweise Menschen mehr Lebensqualität bieten, die einen Arm verloren haben. Deshalb suchen die Saar-Forscher Kontakt zu Herstellern von Prothesen. Besonders geeignet ist die elektronische Hand aber auch zum Einsatz in der Autoindustrie und vielen weiteren Branchen, die mit Robotern arbeiten. Denn die neu entwickelte künstliche Hand sei schnell und sehr flexibel im Einsatz, erläutern die Wissenschaftler.

Auch der von Saar-Forschern entwickelte Saug-Greifer für Roboterarme sorgt für Aufsehen. Er beruht ebenfalls auf Muskeln aus haarfeinen Formgedächtnisdrähten, die ihn extrem gelenkig machen. Das spart in der Produktion viel Zeit und Kosten. Denn der Saug-Greifer kann - im Unterschied zu anderen Vakuum-Saugsystemen - flache Werkstücke immer auf die gleiche Weise angreifen, ohne dass man ihn während des laufenden Betriebes umprogrammieren oder neu montieren muss. Entwickelt hat den Greifer eine Forschergruppe um Professor Stefan Seelecke.

Schutz vor Terroristen

 Paul Motzki aus dem Saarbrücker Forscherteam hat den Prototyp des Saug-Greifers mitentwickelt. Fotos: Saar-Uni/Zema/Oliver Dietze

Paul Motzki aus dem Saarbrücker Forscherteam hat den Prototyp des Saug-Greifers mitentwickelt. Fotos: Saar-Uni/Zema/Oliver Dietze

Von einer weiteren Entwicklung, die mehr Schutz vor Einbrechern und sogar Terrorristen bietet, profitieren gleichermaßen Unternehmen wie Privatpersonen. So hat ein Team unter Leitung von Professor Uwe Hartmann vom Lehrstuhl für Nanostrukturforschung und Nanotechnologie, eine Überwachungstechnik entwickelt - vor allem zum Schutz großer Anlagen wie Flughäfen, Kernkraftwerke oder Werkshallen. Feine Sensoren melden sofort, wenn jemand versucht, einen Zaun zu überklettern oder ein Loch reinzuschneiden. Die von den Forschern entwickelten Magnetfeldsensoren sind so sensibel, dass sie auf geringsten Änderungen des Magnetfeldes reagieren, von dem sie umgeben sind.

Die Reichweite jedes einzelnen Sensors beträgt jeweils einige Meter. Reiht man diese Sensoren in einem Kabel aneinander, kann man problemlos Zäune von mehreren Kilometern Länge überwachen. Aktuell wird die Sensortechnik so verfeinert, dass die Anlagen auch einen Fehlalarm, etwa durch Tiere, erkennen können. Das Bundesforschungsministerium unterstützt das Projekt mit mehr als einer Million Euro, über 250 000 Euro davon fließen an die Saar-Universität. Die Zaunüberwachung wird nach Angaben von Forscher Haibin Gao bereits am Flughafen Leipzig-Halle getestet.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Hannover Messe Barbusiger Protest störte den Eröffnungsrundgang zum Beginn der weltgrößten Industriemesse nur kurz. Die Industrie ist optimistisch. Mehr als 6500 Aussteller sind nach Hannover gekommen. Der Automatisierungsspezialist Festo setzt auf das Sa
Hannover Messe Barbusiger Protest störte den Eröffnungsrundgang zum Beginn der weltgrößten Industriemesse nur kurz. Die Industrie ist optimistisch. Mehr als 6500 Aussteller sind nach Hannover gekommen. Der Automatisierungsspezialist Festo setzt auf das Sa
Aus dem Ressort