Ein besonderes Modell der Flüchtlingshilfe

Wallerfangen · In Wallerfangen hat sich durch persönliche Kontakte eine Zusammenarbeit in der Flüchtlingshilfe ergeben: Der jesidische Verein Rote Sonne koordiniert in Zusammenarbeit mit der Gemeinde die Angebote.

 Der Verein Rote Sonne und die Gemeinde Wallerfangen arbeiten zusammen: Adib Hamo, Günter Zahn und Jihan Hamo (von links).

Der Verein Rote Sonne und die Gemeinde Wallerfangen arbeiten zusammen: Adib Hamo, Günter Zahn und Jihan Hamo (von links).

In vielen Gemeinden des Landkreises haben sich in den vergangenen Monaten ehrenamtliche Helfer zusammengetan, um die Integration von Flüchtlingen in die Gesellschaft zu unterstützen. Einmalig ist aber bisher die Kooperation zwischen der Gemeinde Wallerfangen und der gemeinnützigen Hilfsorganisation "Rote Sonne der ezidischen Karitative". Der saarlandweit tätige Verein organisiert Sprachkurse und schnelle Hilfe für die Flüchtlinge, ist Ansprechpartner und koordiniert die Zusammenarbeit mit ehrenamtlichen Unterstützern. In dem von der Gemeinde angemieteten ehemaligen Hotel Schlossberg in der Lothringer Straße, in dem syrische Flüchtlinge untergebracht sind, hat der Verein nun auch ein Büro bezogen.

Gegründet wurde "Rote Sonne" im November 2013 von einigen syrischstämmigen Familien im Saarland. Von hier aus organisiert der Verein seitdem Hilfsaktionen für Jesiden in Kurdistan. Die erste Vorsitzende, Adoula Dado, wurde stellvertretend für den Verein im Januar zum Neujahrsempfang des Bundespräsidenten eingeladen (die SZ berichtete). Ihr Vater, Adib Hamo, wohnt in Saarwellingen und ist stellvertretender Vorsitzender. "Wir hatten die Idee zu einem solchen Verein schon länger", berichtet er. "So wie es das Rote Kreuz und die Rote Halbmond-Organisationen gibt, wollten wir als Jesiden die Rote Sonne begründen."

Gefährlicher Hilfstransport ´

Im Januar organisierte er gemeinsam mit der Jungen Union Saar einen Hilfstransport zu den Flüchtlingslagern im Nordirak - eine gefährliche Reise. "Wir nehmen Spenden mit und kaufen dort, was die Menschen brauchen: Vor allem Grundnahrungsmittel", erklärt Hamo. Von vielen grausamen Erlebnissen kann er berichten, Fotos beweisen das Elend der Menschen vor Ort.

Diese Hilfsaktionen sind aber nur ein Teil der Vereinsarbeit. Hamo, vereidigter Übersetzer für Arabisch und Kurdisch, wird derzeit oft angefragt, um bei Verständigungsproblemen zu helfen. "Ich habe selbst 13 Jahre beim Roten Kreuz gearbeitet", verrät er, "diese Vorerfahrung ist sehr nützlich". Wie es den Flüchtlingen geht, kann Hamo gut nachvollziehen, denn er kam selbst einst als Flüchtling nach Deutschland - vor 43 Jahren. "Ich habe eine sehr schlimme Zeit erlebt. Damals gab es kaum Hilfe", erinnert er sich. "Das soll nun anders sein."

Sprachkurse und mehr

 Bei einem Begegnungsfest in Wallerfangen lernten sich die Flüchtlinge und ehrenamtliche Helfer kennen. Fotos: W. Kiefer

Bei einem Begegnungsfest in Wallerfangen lernten sich die Flüchtlinge und ehrenamtliche Helfer kennen. Fotos: W. Kiefer

Das Büro des Vereins in Wallerfangen steht für alle Flüchtlinge offen. Jihan Hamo, seine andere Tochter, organisiert vor Ort die Sprachkurse , Fahrgelegenheiten zum Arzt oder zum Einkauf sowie Begleitung bei Behördengängen. Rund 30 Helfer aus der Gemeinde haben sich schon gemeldet.

Und warum gerade in Wallerfangen ? Da spielte der Zufall mit: Die Familie Hamo lebte über zwölf Jahre im Ortsteil Düren, über persönliche Kontakte kam die Zusammenarbeit so schnell zustande.

Bürozeit in Wallerfangen : Jeden Dienstag und Donnerstag von 9 bis 15 Uhr. Kontakt zum Verein "Rote Sonne" per E-Mail: ezidische-karitative-e.V.@t-online.de oder über die Facebookseite des Vereins.

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