Schacht, Schule, Studium

Saarbrücken · Die Studienstiftung Saar und die RAG-Stiftung fördern talentierte junge Leute, die aus nicht-akademischen Haushalten stammen. Darunter sind auch frühere Bergleute, die über ein Studium weiterkommen wollen.

Sascha Scholtes ist dem saarländischen Steinkohle-Bergbau eng verbunden. Großvater und Urgroßvater arbeiteten unter Tage und eine Cousine in der Verwaltung. Auch den 23-jährigen Püttlinger reizte das Bergmännische, und er erlernte den Beruf des Mechatronikers für eine Tätigkeit unter Tage. Nach der Ausbildung im Jahr 2010 war er noch sieben Monate in der Anlage Duhamel des Bergwerks Saar beschäftigt. Doch damals zeichnete sich schon ab, dass die Tage des saarländischen Steinkohle-Bergbaus gezählt sind. "Außerdem wollte ich beruflich weiterkommen", erzählt er. Also absolvierte Scholtes sein Fachabitur und schrieb sich an der Saarbrücker Hochschule für Wirtschaft und Technik (HTW) im Studienfach Fahrzeugtechnik ein.

Erleichtert wird ihm sein Leben als Student durch ein so genanntes Deutschland-Stipendium. Dahinter steckt ein Projekt der Studienstiftung Saar und RAG-Stiftung. Sie ist unter anderem die Eigentümerin des Bergbau-Konzerns RAG. Insgesamt 20 junge Stipendiaten werden dadurch pro Jahr gefördert. Es ist bereits die zweite Runde. Sie alle studieren naturwissenschaftliche Fächer an der HTW oder entscheiden sich für den Fachbereich soziale Arbeit, der ebenfalls von der HTW angeboten wird. "Wichtig ist, dass das Studium an einer saarländischen Hochschule absolviert wird", sagt Christian Thomaser, Geschäftsführer der Studienstiftung Saar. Die beiden Stiftungen stecken 36 000 Euro in dieses Projekt, hinzu kommen weiter 36 000 Euro aus Bundesmitteln.

Die Studierenden erhalten ein Jahr lang jeweils 150 Euro pro Monat aus Stiftungsmitteln und 150 Euro aus dem Topf des Bundes - und das zusätzlich zum BAföG. Anschließend vermittelt die Stiftung Kontakte zu Unternehmen, wo sich die jungen Leute als Werkstudenten unter Umständen etwas dazu verdienen können. Des Weiteren erhalten sie Zusatzqualifikationen - beispielsweise in den Bereichen Motivation, Organisation (selbstständiges Lernen) oder freie Rede. Wichtig ist den beiden Stiftungen, dass sie talentierte junge Leute fördert, die aus nicht-akademischen Haushalten stammen. "Auch ich bin der erste in unserer Familie, der studiert", sagt Sascha Scholtes. Der Vater ist Goldschmied, die Mutter Zahnarzthelferin. "Wir wollen mit unserer Arbeit jungen Talenten an der Saar eine Chance zum Studium geben", betont Thomaser. Für die RAG-Stiftung ist die Förderung "ein Beitrag zum Strukturwandel in der ehemaligen Bergbau-Region Saar", erläutert Personalvorstand Bärbel Bergerhoff-Wodopia.

Ab dem kommenden Wintersemester sollen 20 weitere Stipendiaten gefördert werden. "Ich rate jedem Interessierten, sich dafür zu melden", sagt Sascha Scholtes. Er selbst will weiterstudieren, wenn er seinen HTW-Bachelor in der Tasche hat. An der Hochschule Ingolstadt will er im Bereich Karosserietechnik und Design den Master-Abschluss machen. "Ich habe schon immer gerne gezeichnet, und meine Mechatroniker-Ausbildung hilft mir beim Studium allemal."

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