Suchtkranke besprechen ihre Sorgen und Probleme

St Wendel · Über ihre Süchte sprechen Betroffene regelmäßig in einer Selbsthilfegruppe in St. Wendel. Auch Angehörige sind zum Austausch bei den Treffen gerne gesehen.

Dass Betroffene eine Selbsthilfegruppe aufsuchen, ist nicht ungewöhnlich. Dass sich jedoch auch Angehörige einer Sitzung anschließen, kommt weniger häufig vor. Eine Gruppe, in der dies nicht nur möglich, sondern auch ausdrücklich erwünscht ist, ist der Freundeskreis für Suchtkrankenhilfe St. Wendel . Am dritten Selbsthilfetag in St. Wendel stellt der Verein sich und seine Arbeit zwischen 10 und 15 Uhr auf dem Schlossplatz vor. "Wir haben unter anderem einen Parcours mit Drogen- und Rauschbrillen in verschiedenen Promillestärken vorbereitet", erzählt Mike Uhl.

Der 44-Jährige ist selbst Alkoholiker , lebt zurzeit jedoch in zufriedener Abstinenz. Außerdem ist der in Namborn wohnhafte Lackierer Gruppenleiter bei zwei der sechs Gruppen, die in der Kreisstadt angeboten werden. Beinahe täglich ist somit sichergestellt, dass Suchtkranke und/oder deren Angehörige eine Selbsthilfegruppe besuchen können, die sich im Cusanushaus und im ehemaligen Gesundheitsamt in der Mommstraße treffen. Mit der Bezeichnung zufriedene Abstinenz wird eine der Kernaussagen des Freundeskreises ausgedrückt. Danach fordern diese nicht, dass Alkohol generell verboten wird. Vielmehr soll verdeutlicht werden, dass ein Leben ohne Suchtmittel lebenswert ist.

Dass Mike Uhl als Betroffener selbst Gruppenleiter ist, nehmen die Teilnehmer positiv wahr. "Der weiß, von was er redet. Der hat selbst viel erlebt, höre ich immer wieder", erzählt er. Doch zum Freundeskreis für Suchtkrankenhilfe kommen natürlich nicht nur Alkoholiker . Alle möglichen Arten der Sucht werden besprochen, so auch der Missbrauch von Drogen, Spiel-, Ess- oder Brechsucht. Auch polytoxe Menschen, also Betroffene, die unter mehreren Abhängigkeiten leiden, kommen zu Wort. "In unseren Gruppen kann jeder sagen, was er möchte", bringt es Uhl auf den Punkt.

Knapp 15 Jahre Selbsthilfe hat er bereits hinter sich. "Die Sucht bleibt", erzählt er. Manche würden versuchen, kontrolliert zu trinken, doch das gehe nie lange gut. Daneben gibt es noch die Möglichkeiten zu einer Therapie oder einer Langzeittherapie. Was auch immer, Einschnitte im bisherigen Lebensverlauf seien auf jeden Fall nötig. Er selbst musste sich zum Beispiel von der nächsten Familie trennen. Angehörige sind auch deswegen ein schwieriges Thema, weil sie oftmals ungemein leiden würden und mit dem Thema Sucht eventuell überfordert seien. Zwar nutzen vermehrt Betroffene die Möglichkeit zu den Treffen, "doch das wird schon angenommen".

Mit dem Freundeskreis wenden sich die Mitglieder übrigens explizit auch an Jüngere, die zum Beispiel Cannabis probieren. "Das ist der Einstieg in die harten Sachen", ist sich Mike Uhl sicher. Die Gesprächsrunden starten meist mit Erzählungen darüber, wie die Woche denn so verlaufen sei. Meist merke man, wenn etwas nicht so optimal gelaufen sei. Auch das Thema Suchtdruck komme oft zur Sprache. So übernimmt jedes Mitglied Verantwortung und bringt seine persönlichen Möglichkeiten und Fähigkeiten in die Gruppenarbeit ein. "Unsere Gruppen tragen sich durch die einzelnen Mitglieder", so der Gruppenleiter.

Kontakt: Mike Uhl, Telefon (0 68 54) 9 08 24 50.

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Auf einen BlickDer Selbsthilfetag ist an diesem Samstag zwischen 10 und 15 Uhr auf dem Schlossplatz in St. Wendel . Zum Thema "Sucht" stellen sich neben dem Freundeskreise für Suchtkrankenhilfe auch folgende Vereine vor: Anonyme Alkoholiker ; Guttempler Gemeinschaft "Kerpen"; St. Wendeler Suchtselbsthilfe. bo

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