Eine Art Mutter für Flüchtlinge

St Wendel · Immer öfter kommen die Mitarbeiter des Migrationsdienstes der Caritas in St. Wendel mit Englisch nicht weiter. Flüchtlinge fliehen überwiegend aus dem arabischen Raum. Daher hat die Caritas Schaumberg-Blies Hannaa Holz eingestellt. Sie stammt aus Syrien und ist eine große Hilfe – für die Caritas und vor allem für die Flüchtlinge. Im SZ-Redaktionsgespräch erzählt sie von ihrer Arbeit.

 Im Redaktionsgespräch mit SZ-Redakteurin Melanie Mai (rechts): Michael Schütz (links), Winfried Maurer, Hannaa Holz. Fotos: B&K

Im Redaktionsgespräch mit SZ-Redakteurin Melanie Mai (rechts): Michael Schütz (links), Winfried Maurer, Hannaa Holz. Fotos: B&K

Sie sind verstört, traumatisiert. Haben eine lange, anstrengende Reise hinter sich. Angst, Verunsicherung - das sind ihre Gefühle. Die Rede ist von Flüchtlingen, vorwiegend aus Syrien , die im Saarland ankommen. Die Polizei steht am Bahnhof, vor ihnen liegt ein unbekanntes Land. Da ist es doppelt hilfreich, das Gesicht von Hannaa Holz zu sehen. Die 46-Jährige kann ihnen sprachlich zur Seite stehen, aber auch menschlich. "Sie sehen mich quasi als eine Art Mutter", erzählt Holz , die selbst vor 25 Jahren von Syrien nach Deutschland kam, mit einem Deutschen verheiratet ist und in Überroth wohnt.

"Sie kennt die Kultur und das System in Deutschland - und in Syrien ", beschreibt auch Michael Schütz, Geschäftsführer des Caritasverbandes Schaumberg-Blies, die Vorteile, die die neue Mitarbeiterin mit sich bringe. Und er fügt hinzu: "Die Sprachkompetenz ist das Eine, das Verstehen das Andere." Es sei wichtig, dass jemand da sei, dem die Flüchtlinge vertrauten. Seit 1. Mai arbeitet die gelernte Arzthelferin halbtags für die Caritas . Als Ansprechpartnerin. Als Begleitung zu den Ämtern. Als Dolmetscherin. Denn Mitte vergangenen Jahres, so erzählt Schütz weiter, sei die Situation gekippt: Anfangs seien überwiegend wohlhabende und gebildetere Menschen geflüchtet; die sich die Reise eben leisten konnten. Dann aber wurde die Situation in Syrien immer dramatischer. Jeder, der das Geld irgendwie zusammenkratzen könne, verlasse das Land. Aber im Gegensatz zu den ersten Flüchtlingen, spreche heute kaum noch jemand Englisch. 130 Personen aus Syrien und Eritrea hat der Caritasverband mittlerweile im Landkreis St. Wendel betreut. Ein Ende sei nicht in Sicht. Schütz: "Die Lage in Syrien wird sich nicht in fünf, sechs Jahren ändern." Vielmehr sollte man sich darauf einstellen, dass die Flüchtlinge hier bleiben. Sie gelte es zu integrieren. Auch mit Holz : "Ich bin mit Herz und Seele dabei, ich möchte den Menschen helfen."

Derzeit sei das Nötigste gefragt, sagt Winfried Maurer vom Migrationsdienst der Caritas . Die Menschen kommen oft nur mit wenig Kleidung hier an. Daher werde Kleidung aller Art gebraucht. Diese kann bei der Caritas in der Dom-Galerie St. Wendel abgegeben werden. Aber ganz besonderes würden Fahrräder gesucht. Denn die Fahrtkosten für die Wege von den Gemeinden zu den Ämtern seien hoch. Mit einem Fahrrad für die Flüchtlinge könnten diese gesenkt werden. "Außerdem haben die Flüchtlinge dann das gute Gefühl von Mobilität", sagt Maurer.

Angedacht sei auch, den Flüchtlingen Paten zur Seite zu stellen. Die Fahrdienste leisten oder eine Orientierungshilfe geben. Wichtig sei auch, so Schütz, die Stelle der Dolmetscherin zu sichern. Bisher sei das durch eine private Spende in Höhe von 70 000 Euro möglich. Bis Frühjahr 2015 sei die Stelle gesichert. Was dann passiere, stehe noch nicht fest.

 Hannaa Holz zeigt arabische Schriftzeichen auf ihrem Handy.

Hannaa Holz zeigt arabische Schriftzeichen auf ihrem Handy.

Zum Thema:

Auf einen BlickHeute gibt es einen Info-Abend für einen Kurs, der Ehrenamtlichen im Umgang mit Flüchtlingen helfen soll. Im Juni haben Bistum Trier und Diözesan-Caritasverband Trier ihr gemeinsames Konzept zur Unterstützung von Flüchtlingen vorgestellt. Nun bieten der Arbeitsbereich Ehrenamtsentwicklung im Bistum und die Caritas Veranstaltungen an für Menschen, die sich in der Flüchtlingshilfe engagieren möchten. Im Kurs sollen ehren- und hauptamtlich Mitarbeitende notwendige Informationen, Hintergründe und praktische Hilfen erhalten, um Flüchtlinge vor Ort gut willkommen heißen zu können. In St.Wendel gibt es einen solchen Kurs am heutigen Freitag, 19. September, 18 bis 21 Uhr, im Cusanushaus. Anmeldung: Telefon (0 68 21) 1 79 94 51, E-Mail: info@keb-neunkirchen.de. him

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