Malereien schmücken Schule und Kirche

St Wendel · Der diesjährige Tag des offenen Denkmals stand unter dem Motto „Farbe“. Der Landkreis St. Wendel beteiligte sich mit zwei Bauten: der prunkvoll ausgestatteten katholischen Pfarrkirche St. Katharina in Scheuern und dem St. Wendeler Gymnasium Wendalinum.

 Die Kirche St. Katharina mit einer prunkvollen Innenausstattung.

Die Kirche St. Katharina mit einer prunkvollen Innenausstattung.

Unter der Innenwandfarbe des Gymnasiums Wendalinum schlummerten viele Jahre expressionistische Malereien, die während Sanierungsarbeiten zwischen 2011 und 2013 freigelegt und wieder hergestellt wurden. Frank Brenner - Kunsthistoriker und seit elf Jahren Kunstlehrer als Seiteneinsteiger am St. Wendeler Gymnasium - zeigt den Besuchern beim Tag des offenen Baudenkmals die farbenreichen Verzierungen im Eingangsbereich der Schule und im Foyer der Aula. Ein schmaler Streifen im Vestibül offenbart ältere Farbschichten.

Nach heutigem Maßstab fällt die extreme Buntfarbigkeit der Malereien auf, die unter der Leitung Professor Fritz Grewenigs von der damaligen Staatlichen Kunst- und Kunstgewerbeschule Saarbrücken entstanden sind. "Sie entsprechen dem damaligen Zeitgeist", erklärt Brenner. Neben archaischen Mustern sind am Deckenunterzug des Aulafoyers stilisierte Leuchten angebracht; als solle den Schülern sinnbildlich ein Licht aufgehen.

Das Gymnasium Wendalinum wurde zwischen den Jahren 1926 und 1928 als reine Jungenschule errichtet. Das Saarland stand damals unter der Verwaltung des Völkerbundes. Die Ausschreibung für den Bau erhielt der Kölner Architekt Hans Zingeler. Sein als "Jugend" betitelter Entwurf enthielt Elemente des Barocks, des Kubismus und des Expressionismus . Details der Ausstattung entstammen dem Art déco , wie die Oberlichter an den Eingangstüren, die eine stilisierte Darstellung der Wendelinusbasilika zeigen.

Brenner: "Die damalige Regierungskommission wollte sich mit dem Wendalinum ein Denkmal setzen." Der Bau sollte die Ansprüche Zweckmäßigkeit, künstlerische Wirkung und neuzeitliche Hygiene in sich vereinen. Dementsprechend verfügte die neuzeitliche Reformschule über Warmbäder; der Brunnen im Schulhof diente als Trinkwasserspender.

Die Bildungspolitik der 20er-Jahre fand mit der Machterlangung der Nationalsozialisten ihr Ende. Die farbenfrohen Muster galten als entartet und wurden überstrichen.

Sanierung der Aula

 Das Gymnasium Wendalinum in St. Wendel. Fotos: Ames

Das Gymnasium Wendalinum in St. Wendel. Fotos: Ames

Nun strahlt der Eingangsbereich des Wendalinums wieder in warmen Gelb- und Rot-Tönen; die Deckenunterzüge des Foyers der Aula in kräftigem Grün und Blau mit rosafarbenen und goldenen Ornamenten. Im kommenden Jahr steht die Sanierung der Aula an. Bei Proben wurden Stuckverzierungen gefunden. Zurzeit dient die Aula als Festsaal und Turnhalle zugleich. Laut Schulleiter Heribert Ohlmann ist die zukünftige Nutzung noch nicht geklärt. Er favorisiert einen reinen Festsaal: "Nach dem Umzug der Musikschule an das Cusanus-Gymnasium könnten wir hier einen Präsentationsraum für Veranstaltungen bieten, für die der St. Wendeler Saalbau zu groß ist."

Der 48 Meter Hohe Turm der Pfarrkirche St. Katharina ist vom ganzen Bohnental aus zu sehen. Sie wurde kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs fertiggestellt und 1915 eingeweiht. Der von den Mainzern Ludwig Becker und Anton Falkowski geplante Neubau ersetzte die Vorgängerkirche von 1729, die Ende des 19. Jahrhunderts zu klein geworden war. Der von außen recht schlicht wirkende Sakralbau beherbergt eine prunkvolle Innenausstattung, die in den Zwischenkriegsjahren entstand und noch heute in einem hervorragenden Zustand erstrahlt.

Arno Jos Graf, Vorsitzender des Pfarrgemeinderates und Mitglied des Fördervereins, der sich dem Erhalt der Scheuerner Kirche als Gesamtkunstwerk verpflichtet sieht: "Die kunsthistorische Bedeutung der Kirche ist im Saarland einmalig." Der Bau verschlang eine Summe von 92 000 Reichsmark; das entspricht einem heutigen Wert von zirka zehn Millionen Euro. Die Scheuerner sammelten für die Verwirklichung ihrer Kirche Spenden weit über die Grenzen ihrer Gemeinde hinaus.

Nach farblichen Umgestaltungen in den 60er und 70er Jahren wurde der Originalzustand wieder hergestellt. "Die Farben entsprechen der christlichen Farbsymbolik", berichtet Graf. Gelbe Pastelltöne und Gold versinnbildlichen die Kirche als Thronsaal Gottes. Am in hellem Gelb gefärbten Gewölbe ranken sich Kassetten mit silbernem Blütenwerk empor; eine zeitgenössische Anlehnung an den Jugendstil. Durch drei große Buntfenster im Nazarenenstil erstrahlen die Motive der heiligen Anna im Schiffsjoch, der Heiligen Familie in der Taufkapelle und Erzengel Michael über der Empore. Durch die farblosen Glasfenster im Obergarten wird der Innenraum erhellt.

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